Bitte warten...

[LBR-411109-005-01]
Briefkorpus

32.

.. den 9. November 1941.

Liebe [Ella]!

Deinen lieben Brief vom 30.10.41. habe ich erhalten. Bedanken darf ich mir ja nicht mehr! Das verbietest Du mir ja. Ich tu es aber trotzdem!

So, das kannst Du nicht begreifen, was Du damit zu tun haben sollst, daß ich glücklich bin? Ja, ich auch nicht. Ich weis [sic] nur daß ich voll und ganz zufrieden bin, alles Gewesene bringt mich jetzt nicht mehr aus dem Gleichgewicht und außerdem hab ich wieder ein festes Ziel vor Augen. Und daßs sollt mich nicht glücklich machen. Mensch [Ella]! ich glaub davon verstehst Du nichts, ahnst garnicht [sic] was ein Mensch ist, wenn er unzufrieden ist mit sich selber. Dir wünsch ich nur, das [sic] Dir so etwas erspart bleibt. Ich hab Menschen gekannt, die daran zu Grunde gegangen sind. – Aber irgend jemand muß mir doch darüber hinweggeholfen haben. Ob nun bewußt oder unbewußt spielt dabei absolut keine Rolle. Und ich weiß jedenfalls wer es war. Und Dir hab ich‘s ja gesagt. Nu [sic] damit basta.

So, das ist ja allerhand daß Du und Anne spart für den Stift. Komischer Stift muß das ja sein, dieser Stift. Aber spart nur zu, meinetwegen bis Ihr graue Haare habt. Ich halt Euch nicht davon ab. Jedenfalls ich spar zu Etwas [sic] Anderem!

Das ist dann ja auch garkein [sic] w Wunder daß Ihr Euch immer über die Männer ärgern müßt, wenn sie nicht mal ein Stück Schokolade für Euch über haben [sic]. Ist aber auch ganz richtig, Ihr werdet sonst gar am Ende noch zu süß!

Deinem Schreiben nach geht der unbekannte Soldat ja ziehmlich [sic] forsch ran. Ist vielleicht garnicht [sic] mal verkehrt! Frechheit hat schon oft gesiegt. Meinen Segen soll er haben.

Soll die Handarbeit auf den Weg in den komischen Stift wandern?

Gruß und Kuß

Dein

[Albert].

Karte
Kommentare
Einordnung
Gesendet am
Gesendet aus
Autor Albert Müller
Korrespondenz Lohbrügge
Gesendet nach
Über den Autor

Albert Müller

Albert Müller wurde 1919 geboren. Seine Familie kam aus Escheburg in Schleswig-Holstein. Auch in anderen schleswig-holsteinischen Orten hatte er Verwandtschaft. In seinen Briefen machte Albert Müller oft Andeutungen, dass es Geheimnisse bezüglich seiner Eltern gebe, die er erst später preisgeben

Über die Korrespondenz

Lohbrügge

Fotografie einer handgeschriebenen Liste mit Zahlen, aus dem Konvolut Lohbrügge, die Briefdaten sortiert.

Der Briefwechsel von Ella und Albert Müller befindet sich im Archiv des Kultur- und Geschichtskontors in Hamburg-Bergedorf. Erhalten sind fast 900 Briefe und Postkarten. Gesammelt wurden sie von Ella Müller, die Briefe von ihrem Ehemann, aber auch von Familienangehörigen aufbewahrte, zum Teil