Im Osten, den 5.12.41.
Liebe [Ella]!
Deinen lieben Brief vom 23.11.41. habe ich gestern erhalten. Hab mich sehr dazu gefreut. Daß bei Euch noch 5°+ sind, kann ich mir ja kaum vorstellen. -20° hatten wir heute morgen [sic] und obendrein tobte ein toller Schneesturm!Grad
Ganz gewiß ärgern, ist etwas für die ganz Dummen! Aber was würden die Klugen blos [sic] machen, wenn die Dummen nicht wären?!
Alle Achtung! [Ella], in der Päckchen-Angelegenheit glaube ich Dich sehr gut verstanden zu haben. Glaub mir sicher meine liebe [Ella], die Front wird Euch in der Hinsicht nie enttäuschen, nie! Denn um was es hier geht, sehen wir hier täglich mit eigenen Augen und Ihr in der Heimat wißt es ja: es geht hier nicht um das Leben eines Einzelnen sondern um das Sein oder Nichtsein unseres Volkes.
Darüber könnt ich Dir noch 100 Seiten schreiben. Aber es hat ja gar kein Zweck sich darüber aufzuregen. Weißt Du, wenn ich dabei gewesen wär, als diese Nachbarin Dir da was von Soldatenschreiben und Päckchenschicken sagte, gemacht hätte? Glattweg mit der Faust ins Gesicht geschlagen!! Dieser Gans kannst Du man mal einen schönen Gruß von mir bestellen, und ihr sagen, sie wäre nicht einmal wert, wie ein Kater erschossen zu werden. Denn dazu wäre die Kugel noch zu schade. Es ist bedauerlich das soetwas [sic] überhaupt
Junge, Zahnschmerzen hab ich, ich könnt die Wände hoch gehen! Ist auch nur ein Vorübergang. –
Ja kleine [Ella], Du hast mir nun zwei Weihnachtspakete geschickt. Werden dann ja in den nächsten Tagen anrollen. Ich hätt Dich ja auch gar zu gern überracht [sic] mit irgend [sic] etwas [sic]. Aber wie? Da schweigen die Götter, kaufen kann man hier nichts, und zum basteln [sic] hab ich nicht genügend Zeit. – Traurig – aber wahr!
Wie war es dann in Hamburg auf der Eisbahn? Und nun schlaf recht gut und träum recht süß –
meinetwegen so bischen [sic] von Weihnachten. Es grüßt und küßt Dich Dein [Albert]
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Albert Müller
Albert Müller wurde 1919 geboren. Seine Familie kam aus Escheburg in Schleswig-Holstein. Auch in anderen schleswig-holsteinischen Orten hatte er Verwandtschaft. In seinen Briefen machte Albert Müller oft Andeutungen, dass es Geheimnisse bezüglich seiner Eltern gebe, die er erst später preisgeben
Lohbrügge

Der Briefwechsel von Ella und Albert Müller befindet sich im Archiv des Kultur- und Geschichtskontors in Hamburg-Bergedorf. Erhalten sind fast 900 Briefe und Postkarten. Gesammelt wurden sie von Ella Müller, die Briefe von ihrem Ehemann, aber auch von Familienangehörigen aufbewahrte, zum Teil