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[LBR-411206-005-01]
Briefkorpus

Im Osten, den 6. Dezember 1941.

Meine liebe kleine [Ella]!

Heute bekam ich Deinen lieben Brief vom 25.11. Hab mich sehr gefreut dazu.

Nun will ich aber wirklich aufhören, mich zu ärgern. Geht Dir am Ende noch auf die Nerven. Nicht wahr [Ellachen]? Paßt ja auch garnicht [sic] zu meinem „Glücklichsein“!

Nun aber mal ruhig, ganz sinnig mit den jungen Pferden. Irgendwo in unserer Korrespondenz steckt nur ein ganz kleines Mißverständnis. So winzig als wär es nur ein Hauch. Aber solch ein Hauch schwillt manchmal an bis zum Orkan. Und dann ist wieder was los. Und los ist dann was um nichts!

In Deinem lieben Brief N 30 vom 6.11. schreibst Du unter anderem, Du könntest Dir nun mal nichts Schöneres vorstellen als einen Menschen ordentlich zu ärgern. Weil Du nun aber noch nicht gehabt hast, das [sic] Dir ein Mensch allein gefiel, mußte ich doch annehmen daß dies auch heute noch der Fall war. Du Dummerchen! Statt Mensch hättest Du auch ruhig „Mann“ schreiben können. Nicht wahr? Villeicht [sic] erinnerst Du Dich noch. So schriebst Du in Deinem Brief N 30 vom 6.11. der zugleich Deine Antwort auf meinen Brief N 29 vom 27.10. war. Also liebes [Ellachen], wenn Dir diese Sache nicht zu langweilig wird Du und meinen Brief vom 17.11. richtig verstehen willst, schau man noch mal nach. Sicher wird dann Deine Meinung eine andere sein. Denn ich machte Dir keinen vorwurf [sic] liebe [Ella], sondern wollte Dir lediglich nur einen kleinen Rat geben, der nach meiner Ansicht nur für uns beide von Nutzen gewesen wäre.

Doch nach Deinem heutigen Brief sieht ja alles wieder ganz anders aus! Umso besser, [Ella]!

Ja das wollen wir ja hoffen, das [sic] dieser Krieg keine 30 Jahre dauert. Dauert er auch nicht. Nächstes Jahr um diese Zeit hoffe ich doch, wieder ein Zivilist zu sein!

Du zu [Ella], Du glaubst ja garnicht [sic], wie ich mich schon auf Weihnachten freue dieses Jahr.

Wie das kommt ist mir noch nicht ganz klar. Da staunst Du wohl, was? Und wackelst mit den Ohren was? Ich auch! Nur meine Mutter tut mir sehr leid. Sie glaubt nämlich immer noch, das [sic] ich wenigstens dieses Jahr zu Weihnachten auf Urlaub sein würde.

Doch nun bin ich müde, liebe [Ella]. Ich denk ja so oft an Dich und an zu Hause an meine kleine Schwester. Ach, die hab ich ja so lieb Du glaubst ja garnicht [sic] wie; sie ist 8 Jahre alt und schreibt mir immer Briefe. Warte mal ich leg Dir mal einen bei.

Nun schlaf auch Du recht gut.

Herzliche Grüße Dein [Albert].

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Autor Albert Müller
Korrespondenz Lohbrügge
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Über den Autor

Albert Müller

Albert Müller wurde 1919 geboren. Seine Familie kam aus Escheburg in Schleswig-Holstein. Auch in anderen schleswig-holsteinischen Orten hatte er Verwandtschaft. In seinen Briefen machte Albert Müller oft Andeutungen, dass es Geheimnisse bezüglich seiner Eltern gebe, die er erst später preisgeben

Über die Korrespondenz

Lohbrügge

Fotografie einer handgeschriebenen Liste mit Zahlen, aus dem Konvolut Lohbrügge, die Briefdaten sortiert.

Der Briefwechsel von Ella und Albert Müller befindet sich im Archiv des Kultur- und Geschichtskontors in Hamburg-Bergedorf. Erhalten sind fast 900 Briefe und Postkarten. Gesammelt wurden sie von Ella Müller, die Briefe von ihrem Ehemann, aber auch von Familienangehörigen aufbewahrte, zum Teil