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[LBR-411216-005-01]
Briefkorpus

I

N 44.

Im Osten den 16.12.1941.

Meine liebe [Ella]!

Gerade war Postverteilung. Zwei Briefe bekam ich von Dir. Hab mich sehr gefreut.

Also stimmt es doch, daß die Post überlastet ist.

Nu [sic] zu Deinem lieben Brief N 36. So, Ihr habt den Grünkohl bei den Ohren gehabt? Ja, hier in Rußland hab ich weit und breit noch keinen Grünkohl gesehen. Und das Salz schüttest Du auch noch aus? Na, wenn das man gut geht. –

Ja, leider können kann man uns immer noch gebrauchen, hier beim Preußen. Ans nach Hause ist garnicht [sic] dran zu denken. Erst müssen die Herren Amerikaner noch ordentlich eins verpaßt haben. –

War, oder ist Dein Bruder jetzt auf Urlaub? Ich wollt er wäre es.

Nu [sic] zu Deinem lieben Brief vom 3.12.41.

Diese „Bedingung“, wo ich mal von sprach, scheint Dir ja mächtig in die Glieder gefahren zu sein. Warum soll denn da wohl nicht viel Gutes bei H herraus [sic] kommen, kleine [Ella]? Woran hast Du gedacht? – Weil Du auch „garnicht“ [sic] neugierig bist, will ich Dir das Rätsel lösen helfen: Das ist nur ein Wort auf eine Frage. Im Urlaub wird sich die Geschichte wohl klären. Hilft ja alles nix, so lange müssen wir eben warten. –

Ja, ja, ich muß schon sagen, bei den Soldaten weißt Du Bescheid, was verboten ist und was nicht.

Doch da bin ich platt! Einfach platt. Du sagst also: ja. Das heißt ich muß 

II

ebenso artig sein wie der Klaus. Nun, ja, verhauen täte „oder tu“ ich Dich ganz sicher nicht!!! Und dann frägst [sic] Du mich: ob ich Dich dann auch immer so lieb hab? Da kommt der Klaus eben garnicht [sic] mehr mit. Er würde einfach erblassen vor Neid.

Ja ja, Spaß muß ja sein bei der Beerdigung sonst geht ja keiner mit. –

Das will ich Dir gern versprechen, Dich mitnehmen zum angeln [sic]. Ich mach Dir aber schon jetzt darauf aufmerksam: Angeln mit Frauen ist so ’ne Sache. Die Fische lassen dann meistens den Frauen den Vorzug. Anbeißen und so. Und ans frühe Aufstehen bist Du ja gewöhnt. Denn vor Sonnenaufgang muß man bereits an Ort und Stelle sein. –

Mit dem Krieg ist es zur Zeit harmlos. Ich glaub kaum daß der Russe noch schwere Koffer hat. Haben schon lange nichts mehr von gemerkt. Im Frühjahr wenns dann erst wieder weiter geht mit Karacho, kommt wohl endlich wieder mehr Leben in die Bude rein. Dann hat man wenigstens nicht soviel zeit [sic] zum Denken. Um mich mach Dir man keine Sorgen. Unkraut vergeht nicht.

Herzliche Grüße sendet Dir liebe [Ella] Dein

[Albert]

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Autor Albert Müller
Korrespondenz Lohbrügge
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Über den Autor

Albert Müller

Albert Müller wurde 1919 geboren. Seine Familie kam aus Escheburg in Schleswig-Holstein. Auch in anderen schleswig-holsteinischen Orten hatte er Verwandtschaft. In seinen Briefen machte Albert Müller oft Andeutungen, dass es Geheimnisse bezüglich seiner Eltern gebe, die er erst später preisgeben

Über die Korrespondenz

Lohbrügge

Fotografie einer handgeschriebenen Liste mit Zahlen, aus dem Konvolut Lohbrügge, die Briefdaten sortiert.

Der Briefwechsel von Ella und Albert Müller befindet sich im Archiv des Kultur- und Geschichtskontors in Hamburg-Bergedorf. Erhalten sind fast 900 Briefe und Postkarten. Gesammelt wurden sie von Ella Müller, die Briefe von ihrem Ehemann, aber auch von Familienangehörigen aufbewahrte, zum Teil