Im Osten, den 20.12.1941.
Meine liebe kleine [Ella]!
Heute erhielt ich Deinen lieben Brief vom 6.12.41. die № 38. Hab mich wieder, wie jedesmal wenn Post von Dir kommt, sehr gefreut!
Schnee kannst Du von mir aus, soviel abhaben, soviel Du nur willst. Wir haben davon in Überfluß.
Ja [Ella], das muß wohl sehr schön sein, wenn man den Eltern alles wissen lassen darf, und keine Geheimnisse vor Ihnen zu haben braucht. –
Gewiß, Urlaub ist ein Windei! Meinetwegen sollen sie damit auf den Mond gehen! Wenn ich fahren soll, werd ich wohl Bescheid bekommen. Weil ich einsehe, daß sowas nicht übers Knie zu brechen geht, habe ich mich auch damit abgefunden. Ich habe mir daraufhin gestern ordentlich Einen [sic] hinter die Binde gegossen. War einfach alles drann [sic]! War aber doch eine gute Medizin. Mir ist jetzt bedeutend wohler! Außerdem taut man dann auch mal gründlich auf!
Ach ne, die [Ella] kann auch in Wut geraten. Wie ist es blos [sic] möglich?! Und das blos [sic] wegen einen [sic] Kuß der auf Parpier [sic] steht. Schreib sie Dir man ruhig alle auf. Verzähl Dich man nicht dabei! Die paar Dinger. Garnicht [sic] der Rede wert – Wenn ich auf Urlaub komm’ bist Du ja doch im Stift und schläfst alleine. Da wird mir wohl doch nichts anderes über bleiben als mir [sic] nach einem anderen Mädel umzusehen!!B
Deine Feigheit werd ich Dir schon austreiben. Damit kommst Du bei mir gerade an die richtige Adresse!R
Du da freu ich mich mit Dir. Ich mein da, wo Du den [sic] Weihnachtsmann hilfst. Als Zivilist war das auch immer eine große Freude für mich. Macht ja auch zu viel Spaß. Hier bei uns machen wir eine Julklappe [sic]. So gut es geht, einer schenkt dem andern was. – Ich habe versucht, Dir mit Hilfe Deiner Freundin Anne zu überraschen; ist das gelungen? Ich habe Anne geschrieben, wenn ich auf Urlaub komme, gehen wir mal mit alle Mann in Escheburg zum Schuppen 17 und genehmigen uns da mal son Kleinen auf den Spaß. Magst Du mit?Uber
Ich glaub kleine [Ella], im Urlaub werden wir noch viel Spaß und Freude miteinander haben.
Aber nun sag mir mal eins: Wie machen wir das blos [sic] wenn ich nun tatsachlich [sic] mal auf Urlaub komme!? Telephonisch bist Du nicht zu erreichen. Soll es wieder solange dauern, wie letztes mal, als ich auf Urlaub war. Daß wir uns erst, in der letzten Minute sozusagen, treffen? Angenommen ich bin in Escheburg. Wenn ich dann „schreibe“ dauert es eine halbe Woche, bevor wir uns treffen. Und das tät mich dann wieder maßlos „ärgern!“ Diese Lösung mußt Du jetzt finden, mußt mir sagen, wie ich das machen soll, Dir benachrichten [sic] wenn ich da bin. Das mußt jetzt aber gleich tun! Du sagst ja: an die Hoffnung muß man sich halten, auch dann, wenn man sie schon vor sich verschwinden sieht. –
Es Grüßt Dein [Albert]
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Albert Müller
Albert Müller wurde 1919 geboren. Seine Familie kam aus Escheburg in Schleswig-Holstein. Auch in anderen schleswig-holsteinischen Orten hatte er Verwandtschaft. In seinen Briefen machte Albert Müller oft Andeutungen, dass es Geheimnisse bezüglich seiner Eltern gebe, die er erst später preisgeben
Lohbrügge
Der Briefwechsel von Ella und Albert Müller befindet sich im Archiv des Kultur- und Geschichtskontors in Hamburg-Bergedorf. Erhalten sind fast 900 Briefe und Postkarten. Gesammelt wurden sie von Ella Müller, die Briefe von ihrem Ehemann, aber auch von Familienangehörigen aufbewahrte, zum Teil