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[LBR-420101-005-01]
Briefkorpus

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Im Osten, am 1. Januar 1942.

Meine liebe kleine [Ella]!

Prost Neujahr! Das Jahr 1941 ist nun vorbei. Fest und zuversichtlich beginnen wir nun das Jahr 1942. Das was ich Dir in den letzten Briefen geschrieben habe, will ich jetzt vergessen so gut es eben geht. Scheinbar werden mit solchen Dingen ja doch wohl nur Dichter und Denker fertig. Weil ich das nun nicht bin, muß es bei mir die Zeit eben mitsichbringen [sic]. –

Vorgestern bekam ich ein Weihnachtspäckchen von Dir. Habe mich richtig dazu gefreut. Wie schön war doch alles wieder verpackt. Folgende Sachen waren darin: Backwaren von verschiedener Art sowie die die [sic] schwarzen Hustenbonbon [sic]. Alles kam heil und ganz an. Und schmecken tuts mir einfach prima. Gleichzeitig kam Dein lieber Brief vom 17.12. an. Auch der hat mir wieder viel Freude bereitet.

Wir haben die Silvesterfeier sehr nett verlebt. Hat wirklich Spaß gemacht. So ganz ohne war sie auch nicht! Wirst Du ja auch sicher schon an der Neujahrskarte gemerkt haben. Kann Dir sagen, war das eine Schreiberei! Jeder schrieb an seiner [sic] Frau seiner [sic] Braut, oder an seiner [sic] Freundin, kurzum: wohl an das, was er am liebsten hatte. Und jeder mußte seinen Senf dabei geben. Meistens blieb für den eigentlichen Schreiber am wenigsten Platz auf der Karte. Was meinst Du wohl, einer unserer Kameraden der hat eine Frau die beim „Film“ ist! Ganz groß! sag ich Dir. Diese Frau vom „Film“ entwikelt [sic] uns immer die Filme, die wir hier so aufnehmen. Denn sie hat ein [sic] – Drogerie – zu Hause. Daher der Name: die Frau vom Film.

Doch das kann ich mir garnicht vorstellen, daß ihr kurz vor Weihnachten noch 12° Wärme gehabt habt. Bei uns waren heute morgen nicht weniger als 38° Kälte! Kann Dir sagen, daß [sic] ist wirklich nicht mehr feierlich. An Vormarsch mag ich garnicht dran denken. Da geht einem ja reinweg der Hut hoch.

Bonbon werd ich aber trotzdem essen. Ganz besonders Deine schönen Hustenbonbon [sic]. Denn augenblicklich habe ich einen Husten und Schnupfen der sich gewaschen und gekämmt hat. Doch gegen die Kälte wie auch gegen die Erkältung habe ich außerdem noch ein gutes Mittel. So ab und zu mal „so enen Klenen [sic] aus de Buddel.“

So meine liebe kleine [Ella] jetzt werd ich mich in meine Gemächer zurückziehen. Ich erzähl Dir dann wieder etwas, was ich Dir schon so oft habe sagen und auch sogar hab schreiben wollen … vieleicht [sic] ahnst Du es ja – In diesen Sinne sei recht vielmals gegrüßt und geküßt – Dein [Albert]

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Autor Albert Müller
Korrespondenz Lohbrügge
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Über den Autor

Albert Müller

Albert Müller wurde 1919 geboren. Seine Familie kam aus Escheburg in Schleswig-Holstein. Auch in anderen schleswig-holsteinischen Orten hatte er Verwandtschaft. In seinen Briefen machte Albert Müller oft Andeutungen, dass es Geheimnisse bezüglich seiner Eltern gebe, die er erst später preisgeben

Über die Korrespondenz

Lohbrügge

Fotografie einer handgeschriebenen Liste mit Zahlen, aus dem Konvolut Lohbrügge, die Briefdaten sortiert.

Der Briefwechsel von Ella und Albert Müller befindet sich im Archiv des Kultur- und Geschichtskontors in Hamburg-Bergedorf. Erhalten sind fast 900 Briefe und Postkarten. Gesammelt wurden sie von Ella Müller, die Briefe von ihrem Ehemann, aber auch von Familienangehörigen aufbewahrte, zum Teil