№ 3
Im Osten den 5. Januar 1942.
Meine liebe [Ella]!
Heute bekam ich Deinen lieben Brief vom 1. Weihnachtstag. Hab mich sehr dazu gefreut. Auch der mit Spannung erwartete Brief von Anne, kam heute an. Danach ist meine Weihnachtsüberraschung für Dich ja restlos ins Wasser gefallen. Alles hatte ich bedacht, blos [sic] das nicht! Na wie üblich. Wenn ich schon mal was mache, wird es auch danach. Genau so wie mein letzter Brief. –
Aber laß man [Ella], den Glauben an Dir [sic] laß ich mir nicht rauben, wenns zu einer beiderseitigen Liebe nicht reichen sollte, zu einer Freundschaft langt es immer. Denn auch davon bin ich restlos überzeugt, daß ich Dich in Deinen Briefen viel besser versteh, als Du wohl ahnst oder annimmst. Und wenn Deine Briefe aus dem Herzen herraus, [sic] geschrieben sind, kannst auch Du nicht wesentlich anders sein. Soll ich Dir etwa sagen wie Du bist? Sag ichs Dir, willst Du's ja doch nicht wahr haben, und streitest es dann ab. Doch warum an Dinge rühren, die meiner Ansicht Raubnach nach, überflüssig sind?überflüssind
Vielleicht sagst Du nun zu Dir, meine Briefe, die ich Dir schreibe, wiedersprechen [sic] sich. Scheint nur auf den ersten Blick so.
Ist aber nicht so.
Nun zurück zu Deinem Brief. Kleine [Ella] ich glaub über mein Urlaubsproblem zur Zeit zu debattieren, ist mau, da wird vorläufig doch nichts draus. Bisher konnte ein Mann unserer Einheit pro Woche auf Urlaub fahren. Doch ab gestern ist wieder völlige Urlaubssperre!
Hoffendlich [sic] kommt Dein Bruder bald mal auf Urlaub.
Die Sache mit dem kalten Herzen hast Du vollkommen falsch verstanden. Vieleicht [sic] fällt Dir ja zufällig ein, was Du mir früher mal, [sic] geschrieben hast. –Fi
So liebe [Ella] jetzt will ich Schluß machen für heute und Anne kurz noch einen kleinen Brief schreiben um mich bei ihr zu bedanken,
Herzliche Grüße
Dein [Albert]
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Albert Müller
Albert Müller wurde 1919 geboren. Seine Familie kam aus Escheburg in Schleswig-Holstein. Auch in anderen schleswig-holsteinischen Orten hatte er Verwandtschaft. In seinen Briefen machte Albert Müller oft Andeutungen, dass es Geheimnisse bezüglich seiner Eltern gebe, die er erst später preisgeben
Lohbrügge
Der Briefwechsel von Ella und Albert Müller befindet sich im Archiv des Kultur- und Geschichtskontors in Hamburg-Bergedorf. Erhalten sind fast 900 Briefe und Postkarten. Gesammelt wurden sie von Ella Müller, die Briefe von ihrem Ehemann, aber auch von Familienangehörigen aufbewahrte, zum Teil