№ 4
Im Osten, den 7 Januar 1942.
Meine liebe [Ella]!
Heute erhielt ich Deinen lieben Brief vom 27.12.41. Hab mich wieder sehr gefreut.
Ja so ist das nun, alles wieder wegen dem Geld! Daß es so kam hab ich mir ja gleich gedacht als ich Annes Brief bekam. Eine Freude sollte es werden, wirklich mal eine Freude für Dich! Hatte mich schon so gefreut. Und was ist nun wieder drauß [sic] geworden?! Ich will Dir eins sagen, liebe [Ella], wenn Dich das Geld bedrückt, eben weil es von mir kommt, dann gut, dann schick es mir zurück. Ich werde mich danach zu verhalten wissen.
Du sprichst von Leichtsinn; während ich mir hier den Kopf zerbrech über das blöde Geld, um blos [sic] nicht nach dem Krieg vor dem Nichts zu stehen. Und trotzdem, mir war es eine Freude Dir ein kleines Geschenk durch Anne machen zu können. Das [sic] Anne nun nichts dafür hat kriegen können, hab ich leider, leider nicht mit gerechnet. Doch Anne kann doch nichts dafür. Sehe ich vollkommen ein. Im Gegenteil, hab ich Anne ja auch geschrieben, ich bin Ihr [sic] von Herzen dankbar daß Sie [sic] sich so für die Sache eingesetzt hat. Werd ich auch nie vergessen.hat
Ich sehe auch ein daß Du es wiederum gut mit mir meinst. Aber Du darfst die Lage nicht verkennen, [Ella]. Ich möchte nun vorläufig mit Dir nicht mehr über Geldsachen reden. In Briefen schon garnicht. Hab im Augenblick genug mit mir selbst zu tun. Denn ich weiß ja noch garnicht ob Du mich [sic] zur Zeit in meinen Briefen folgen kannst und verstehst.
[Ella], Du darfst mir nicht böse sein wenn ich so zu Dir rede. Wenn ich jetzt bei Dir gewesen wär, hätten wir da keine 2 Minuten drüber geredet und wir wären uns darüber vollkommen einig gewesen.
Nun aber weiter in Deinem Brief. Was es mit der Bedingung auf sich hatte hast Du nun ja inzwischen erfahren. Wenn mich nicht alles täuscht, glaub ich, ich hätte da wohl doch noch mit warten müssen. Aber das läßt sich nun ja nicht mehr ändern.
Den Schlitten sollst Du haben, aber nur wenn Du selber herkommst und ihn Dir abholst!
So? eine [sic] Frau sagt mir „ja“?! Da soll nun einer klug drauß [sic] werden! Ich glaub es gibt sogar ein Lied daß [sic] immer so gern von Euch Frauen gesungen wird: … wenn eine Frau „nein“ sagt, meint Sie [sic] „ja“! und wenn Sie [sic] „ja“ sagt meint sie – nein – was sagst Du nun?
Hast Du schon eine Heiratsanzeige für mich einsetzen lassen? Ich reich dann auch „Heiratsurlaub“ ein! Wenn der dann mann [sic] genehmigt wird.
Eure Cosine [sic] scheint ja ein toller Hecht zu sein. Aber, [Ellachen], laß sie nur. Andere Leute lassen sich auch. Ja Liebe macht blind. Und wie! Aber nichts ist so fein gesponnen – es kommt doch an die Sonne!
Und nun wird es zeit [sic] daß ich ins Bett komme. Weißt Du, meine kleine [Ella] wenn abends die Sterne glitzern, der Schnee knirscht und die Luft fast klirrt vor Kälte dann denk ich an Dich und schau in die Richtung wo ungefähr Hbg-Lohbrügge liegen muß und sehne mich nach Dir. Doch einmal wird und muß der große Tag kommen, wo es ein Wiedersehen gibt! Bis dahin grüßt und küßt Dich viele liebe Mal Dein [Albert].
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Albert Müller
Albert Müller wurde 1919 geboren. Seine Familie kam aus Escheburg in Schleswig-Holstein. Auch in anderen schleswig-holsteinischen Orten hatte er Verwandtschaft. In seinen Briefen machte Albert Müller oft Andeutungen, dass es Geheimnisse bezüglich seiner Eltern gebe, die er erst später preisgeben
Lohbrügge
Der Briefwechsel von Ella und Albert Müller befindet sich im Archiv des Kultur- und Geschichtskontors in Hamburg-Bergedorf. Erhalten sind fast 900 Briefe und Postkarten. Gesammelt wurden sie von Ella Müller, die Briefe von ihrem Ehemann, aber auch von Familienangehörigen aufbewahrte, zum Teil