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[LBR-420111-005-01]
Briefkorpus

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Im Osten, den 11. Januar 1942.

Meine liebe [Ella]!

Heute ist Sonntag. Nach langer Zeit habe ich mal wieder Gelegenheit das „Deutsche - Volkskonzert“ zu hören. Ob Du es jetzt, da ich an Dich schreibe, wohl auch hörst? Es ist einfach wunderschön. –

Weißt Du [Ellachen], das zweite Weihnachtspaket von Dir ist immer noch nicht angekommen. Hoffendlich [sic] ist es nicht verloren gegangen. Doch bisher ist noch keines verloren gegangen, dann muß auch dieses ankommen. Aber stell Dir mal vor, [Ellachen], rund 50 Tage ist dieses Paket nun unterwegs.

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Wenn Dich dieser Brief erreicht habt Ihr sicher den größten Teil des Winters hinter Euch. Und wir sind dann sicher über den Berg mit dem Winter. Zur Zeit wird es ja (Euc) auch bei Euch kalt sein. Weißt Du [Ellachen] eine russische Winternacht ist bezaubernd schön, romantischer kannst Du sie Dir garnicht [sic] vorstellen als sie hier in Wirklichkeit ist. In Vollmondnächten ist es draußen so hell daß man ohne große Mühe Zeitung lesen kann. Schritte kann man noch auf 100 m Entfernung hören. Sag mal [Ella] Du sprachst doch einmal davon daß Du auch gern mal in die Fremde bzw. in der Fremde gewesen sein möchtest: Das versteh ich ganz gut. Mir

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ging es auch einmal so. Doch heute hat sich das geändert [Ella].

Weißt Du, um diese Zeit vor einem Jahr ungefähr lernten wir uns kennen. Da war es Winter. Wenn ich heute drüber nachdenke muß ich immer wieder drüber lächeln. Was hast Du damals so über mich gedacht? Sei mal ganz ehrlich; sicher würd ich darüber wohl sehr erstaunt sein. Dann kam das Telegramm und ich mußte abdampfen. Ich schrieb den ersten Brief. Du schriebst wieder. Nach kurzer Zeit kam ich wieder auf Urlaub. Wir gingen am vorletzten Tag meines Urlaubs, es war ein wunderschöner Vorfrühlingsabend, zusammen durch die Dünen und erzählten uns was. Dann kam die Abfahrt Du holtest mich

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in Bergedorf ab. Ich hatte ja noch eine Stunde Zeit. Dann brachtest Du mich zur Bahn. – Und heute sag ich nun zu Dir, ich hab Dich lieb. An dem Abend hätte ich es nie gekonnt. Wie ich heute dazu komm, weiß ich selbst nicht. – Ich kann mir garnicht [sic] vorstellen wie Du das in Dir aufnimmst. Wenn ich ganz ehrlich sein soll: ich bin heute schon davon überzeugt daß Du mir sagst, ich begreif Dich nicht, Du verlangst etwas von mir wozu ich nicht in der Lagen bin. Hab doch Geduld mit mir ich brauche Zeit dazu. [Ella] die sollst Du haben. Ich bin mit dem zufrieden was Du mir geben kannst und Du vor Deinem Gewissen verantworten kannst.

Doch nun sei herzlich gegrüßt und geküßt von Deinem [Albert]

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Autor Albert Müller
Korrespondenz Lohbrügge
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Über den Autor

Albert Müller

Albert Müller wurde 1919 geboren. Seine Familie kam aus Escheburg in Schleswig-Holstein. Auch in anderen schleswig-holsteinischen Orten hatte er Verwandtschaft. In seinen Briefen machte Albert Müller oft Andeutungen, dass es Geheimnisse bezüglich seiner Eltern gebe, die er erst später preisgeben

Über die Korrespondenz

Lohbrügge

Fotografie einer handgeschriebenen Liste mit Zahlen, aus dem Konvolut Lohbrügge, die Briefdaten sortiert.

Der Briefwechsel von Ella und Albert Müller befindet sich im Archiv des Kultur- und Geschichtskontors in Hamburg-Bergedorf. Erhalten sind fast 900 Briefe und Postkarten. Gesammelt wurden sie von Ella Müller, die Briefe von ihrem Ehemann, aber auch von Familienangehörigen aufbewahrte, zum Teil