Im Osten, den 15. Januar 1942.
Meine liebe kleine [Ella]!
Leider hab ich heut nicht viel Zeit zum Schreiben. Ich hole es aber nach.
Heute bekam ich Deinen lieben Brief № 1 vom 6.1.42. Hab mich sehr darüber gefreut. Das neue Jahr fängt dann ja gerade nicht allzu rosig für Euch an. Aber Dein Bruder ist ja nicht allein. Früher oder später wird er dann auch den Kameraden oder Freund, ganz gleich wie er es nennen mag, gefunden haben, den er braucht. Ich meine den Freund mit dem er Schulter an Schulter kämpft. Doch echte Freundschaft bewährt oder zeigt sich erst im Kampf. Doch [Ella] Du kennst doch Deinen Bruder. Ich bin davon überzeugt, obwohl ich Deinen Bruder ja garnicht kenne, daß er zu der Erkenntnis kommt, nicht nur seine Pflicht tun zu „müssen“, sondern selber „von Herzen“ seine Pflicht tut. Leider ist dieses oft nicht leicht. Hat|er dieses dann erkannt wird er ruhig. –
Ich schreibe Dir dies weil ich weiß, daß Ihr alle daheim an dasselbe denkt. Wie ja auch meine Mutter. Aber alle schönen Worte sind vergebens, wenn Euer Herz keine Ruhe hat. Und das Herz hat nur Ruhe wenn man „erkennt“; und weiß, für was und für wen man kämpft bzw. sich bangt und sorgt. –
Liebe [Ella] ich schicke Dir jetzt ein paar Bilder die ich hier so aufgenommen habe. Ist mal etwas anderes, eine kleine Abwechselung [sic]. Hoffendlich [sic] hast Du Spaß daran.
Liebe [Ella] ich wäre Dir sehr dankbar wenn Du mir auch ein Bild im Brief schicken tätest, wer weiß wann das Paket ankommt.
Den anderen Teil Deines Briefes beantworte ich sobald ich mehr Zeit habe.
Herzliche Grüße und alles Gute sendet Dir meine liebe [Ella]
Dein [Albert].
- Anmelden oder Registrieren, um Kommentare verfassen zu können
Albert Müller
Albert Müller wurde 1919 geboren. Seine Familie kam aus Escheburg in Schleswig-Holstein. Auch in anderen schleswig-holsteinischen Orten hatte er Verwandtschaft. In seinen Briefen machte Albert Müller oft Andeutungen, dass es Geheimnisse bezüglich seiner Eltern gebe, die er erst später preisgeben
Lohbrügge
Der Briefwechsel von Ella und Albert Müller befindet sich im Archiv des Kultur- und Geschichtskontors in Hamburg-Bergedorf. Erhalten sind fast 900 Briefe und Postkarten. Gesammelt wurden sie von Ella Müller, die Briefe von ihrem Ehemann, aber auch von Familienangehörigen aufbewahrte, zum Teil