Im Osten, den 21. Januar 1942.
Meine liebe kleine [Ella]!
Wie geht es Deinem Bruder? Hat er schon geschrieben? Wenn er in unser Revier gekommen ist, bekommt er gleich den richtigen Begriff von dieser „Sauhitze“. Unsere [sic] Thermometer reicht nicht mehr. Man spricht von -41 Grad. Junge, [Ella], das haut verdammt auf den Zeiger. Komisch, die Russen klappern noch doller als wir. Na ja, daß [sic] macht wohl der Magen bei denen.
Morgen steigt hier wieder mal eine Geburtstagsfeier. Sone [sic] Feier ist ja meistens recht nett. Aber diesmal hab da [sic] nicht viel mit im Sinn. Denn morgen soll absolut der Bunkerälteste zum Koch verdonnert werden; und leider hat man mir diesem Posten angedreht. Ich laß mir ja sonst so leicht nichts andrehen, aber was sollste machen, 6 Mann gegen 1nen [sic]. Na die sollen sich wundern! ich [sic] werd denen einen Braten hinlegen, wo aber auch alles drann [sic] ist! War gestern bei der Infanterie, denn da hab ich so einige „Beziehungen“, und auch prommt [sic] wieder mit Erfolg, hab einen Braten erwischt wo man sich mit sehen lassen kann. Also, [Ella], drück beide Daumen, auf daß mein Werk gelingt. Jetzt ist die Uhr 10. Die Bude wird kalt. Und ich geh jetzt dahin wo’s warm ist. Gut Nacht und schlaf recht gut.
Es grüßt Dein [Albert]
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Albert Müller
Albert Müller wurde 1919 geboren. Seine Familie kam aus Escheburg in Schleswig-Holstein. Auch in anderen schleswig-holsteinischen Orten hatte er Verwandtschaft. In seinen Briefen machte Albert Müller oft Andeutungen, dass es Geheimnisse bezüglich seiner Eltern gebe, die er erst später preisgeben
Lohbrügge
Der Briefwechsel von Ella und Albert Müller befindet sich im Archiv des Kultur- und Geschichtskontors in Hamburg-Bergedorf. Erhalten sind fast 900 Briefe und Postkarten. Gesammelt wurden sie von Ella Müller, die Briefe von ihrem Ehemann, aber auch von Familienangehörigen aufbewahrte, zum Teil