Im Osten am 22. Mai 1942
Meine herzliebe gute [Ella]!
Nun hab ich schon wieder 1 Brief und 3 Päckchen von Dir erhalten. Vielen lieben Dank! Die Päckchen kamen an wie son [sic] „Geleitzug“ – waren alle zusammengebunden. Ach [Ella] Du tust soviel für mich. Und Du wärst sicher schon zufrieden wenn ich blos [sic] ein wenig öfter schreiben täte. – Was ich daran tun konnte und kann, tue ich. So, Du kleine „Raffinierte“, meinst also das Schreiben an Dir [sic] wäre sicher nicht meine schönste Beschäftigung. Sag mal [Ella]chen wie gehts Dir denn beim Schreiben, das heißt wenn Du richtig Zeit dazu hast.
Ach Du müßtest ja mal hier und dann dabei sein wenn ich so schreibe. Sämtliche 3 Bilder von Dir stehen dann auf dem Tisch. Ich versuch dann jedes mal [sic] das große Bild so hinzustellen daß mich die [Ella] anschaut oder mal kurz so spitzbübisch lacht. Aber na, nischt zu machen.
Am liebsten schreib ich dann noch wenn ich ganz allein im Zimmer bin. Noch lieber wär ich ja jetzt in dieser herrlichen Maienluft mit Dir irgendwo – ganz allein. Junge – Junge garnicht auszudenken. Na laß mich erst auf Urlaub sein. Selbst bei 40° Kälte wirst Du wohl aufpassen müssen das [sic] Dein Herz nicht in Flammen aufgeht, denn ich merks von Tag zu Tag mehr Du ich hab Dich schrecklich lieb. Mitunter muß ich tatsächlich über mich selbst lachen. Hast schonmal son [sic] verliebten Affen gesehen? Im Zoo oder so? Lachst Dich weg sag ich Dir. Wenn der Mensch verliebt ist hat und kriegt er manchmal Einfälle wie son [sic] altes Haus. Wenn Du Dich dann aber mal bei einem solchen Einfall oder besser gesagt in dem Zustand ertappst, mußt Du lachen, – ob Du willst oder nicht. Hoffendlich erreicht Dich dieser Brief zu Deinem Geburtstag. Für oder zu Deinem Namenstag und auch weiterhin wünsche ich Dir alles nur irgendwie erdenkliche Gute und hoffe dabei auf ein frohes baldiges und gesundes Wiedersehen. In diesem Sinne grüßt und küßt Dich viele liebe Mal
Dein [Albert].
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Albert Müller
Albert Müller wurde 1919 geboren. Seine Familie kam aus Escheburg in Schleswig-Holstein. Auch in anderen schleswig-holsteinischen Orten hatte er Verwandtschaft. In seinen Briefen machte Albert Müller oft Andeutungen, dass es Geheimnisse bezüglich seiner Eltern gebe, die er erst später preisgeben
Lohbrügge
Der Briefwechsel von Ella und Albert Müller befindet sich im Archiv des Kultur- und Geschichtskontors in Hamburg-Bergedorf. Erhalten sind fast 900 Briefe und Postkarten. Gesammelt wurden sie von Ella Müller, die Briefe von ihrem Ehemann, aber auch von Familienangehörigen aufbewahrte, zum Teil