Hbg.-Neuengamme, d. 23.9.40.
Mein lieber [Heinrich]!
Gestern, Sonntag, habe ich endlich Deinen Brief vom vorigen Sonntag bekommen. Davor hatte ich Dienstag den Briefdie vom 12. bekommen. Davor hatte ich also 5 Tage lang gar keine Nachricht von Dir. Immer wurde ich beim Eintreten in die Haustür enttäuscht, denn ich sah keinen Brief von Dir. – Am Sonnabendnachmittag habe ich unseren Kohl gehackt. Vor Grünzeug (Queck) konnte man kaum noch Kohl sehen. Wenn man mit der Hacke in den Boden kam, war überall dieses Wurzelzeug. Ich war kurz nach 3 Uhr angefangen, um 1/2 7 Uhr fing es dann leider tüchtig an zu regnen. So bin ich noch nicht ganz fertig geworden. Heute tun meine Knochen nun entsetzlich weh. – Gestern war ich mit Grete bei Frau R.. Ich habe ihr das Gruppenbild u. d. Bild vor der Tür (ernst) mitgenommen. Außerdem habe ich ihr das Handtuch mitgebracht. eEs waren dort noch ihre zwei Schwester [sic] (Sch., P.) u. 3 Nichten, Tante Ada (Grete möchte gerne das Verhältnis von Tante Ada, diese dicke Tante mit den Kulleraugen, zu Frau R. wissen. Ernst war Freitagmorgen auf Urlaub gekommen. Er liegt auch bei Ostende. Wenn er zurückkommt, will er Dich aufsuchen. Soll ich ihm etwas für Dich mitgeben? Am Freitagabend war er gleich bei Helene P. gewesen. Es gab einmal wieder herrlichen Kuchen bei Frau R. u. Bohnenkaffee. Ich soll Dir noch einen schönen Gruß bestellen. Sie hatten den ersten Brief von Dir auch gestern bekommen v. 15.9., aber keinen Geburtstagsbrief. Frau R. war ganz unglücklich, daß sie Dir nicht zum Geburtstag hatte gratulieren können.Ich
Herzliche Grüße
Deine [Hannelore]
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Hannelore Wilmers
Hannelore Wilmers, geb. Baumann, wurde 1917 geboren, sie lebte bis 1999. Sie war Tochter eines Lehrers und seiner Frau in Neuengamme. Ihr jüngerer Bruder war bei der SS. Hannelore Wilmers besuchte das Luisen-Gymnasium in Hamburg-Bergedorf. Dann arbeitete sie in einer Motorenfabrik als
Neuengamme
Die Briefe von Hannelore und Heinrich Wilmers befinden sich im Archiv des Kultur- und Geschichtskontors in Hamburg-Bergedorf. Über 1600 Briefe und Karten wurden von den Autoren nummeriert, sortiert und sorgfältig zu je 100 Stück gebündelt aufbewahrt. Die von Hannelore Wilmers verwahrte Feldpost