4. [sic]
27.9.40.
30.9.40 [*]
Meine liebe [Hannelore]!
Heute habe ich Deine Karte vom 23. erhalten. Nun teilst Du mir das mit, was ich von vornherein angenommen habe. Aus dem Grunde nummeriere ich die Post an Dich. Du kannst stets sofort sehen, ob Du alle Post bekommen hast, oder ob ein Brief verloren gegangen ist. Die Briefe stellen an sich keine Fortsetzungen dar. – Ich freue mich sehr, daß Du Frau R. besucht hast. Leider fiel mir ihr Geburtstag erst am 20. ein, mein Brief ist also um einige Tage zu spät gekommen. Ernst R. hatte ich auch eine Karte geschrieben, aber er wird wohl schon in Urlaub gefahren sein. Wenn er wiederkommt, habe ich ja Besuch zu erwarten. Die schöne Tante Ada ist keine Verwandte von Frau R.. Vor etwa 10 Jahren waren die Mutter von Tante Ada und Fräulein Ada selbst als stark erholungsbedürftige Dämchen bei Frau R. in Pension, und da hat sich ein Band geschlossen: „Die Geister, die ich rief, die werd ich nun nicht los!“
Mit dem Garten mach Dir nur nicht zu viel Mühe, laß den Kohl nur wachsen, das andere Kraut benötigen wir ja nicht. Für mich wächst hier auch „Kohl“ genug. Gestern waren wir wieder auf Hasenjagd. Ergebnis 8 : 2 und das waren Hühner. Hoffentlich darf ich bald einmal an einem Jagdschmaus teilnehmen. Ein Hase wurde uns sichtbar, aber zu früh, er hoppelte in 100 [sic] Entfernung in die wenig gefährliche Richtung. Heute ist das Wetter ausgezeichnet, wenig Wind und sonnenhell. Hoffentlich behalten wir diese Witterung für einige Wochen bei. Wir hatten heute morgen schon Feldgottesdienst. Der Pastor, auch Hamburger, war schwer in Ordnung, ein Kämpfer um Religion und ethische Werte, durchaus kein Dogmatiker. Anschließend haben wir 4 gehoben. Was sein muß, muß eben sein! Das Mittagessen bekam uns dann außerordentlich und jetzt ist noch Mittagspause, d.h. gleich ist doch schon wieder Dienstbeginn.
Wochenende ist wieder in Aussicht. In Wentorf freute ich mich besonders darauf, hier ist sich jeder Tag gleich, der Sonntag selbst macht keine Ausnahme.
Es mag aber ja mal wieder anders werden, ich denke doch.
Und nun laß Dir die Zeit nicht lang werden. Ich schreib Dir oft und gern und freue mich sehr, wenn ich einen Brief von Dir bekomme.
Herzlichst grüßt Dich
Dein [Heinrich]
[* = andere Handschrift, wohl notiertes Empfangsdatum]
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Heinrich Wilmers
Heinrich Wilmers wurde 1907 geboren. Seine Eltern waren Bauern in Niedersachsen. Er und seine Geschwister waren sehr in die Arbeit auf dem Hof eingebunden. Er hatte zwei Schwestern und drei Brüder, die ebenfalls zur Wehrmacht eingezogen waren. Ein Bruder fiel 1944. Heinrich Wilmers war Lehrer, erst
Neuengamme
Die Briefe von Hannelore und Heinrich Wilmers befinden sich im Archiv des Kultur- und Geschichtskontors in Hamburg-Bergedorf. Über 1600 Briefe und Karten wurden von den Autoren nummeriert, sortiert und sorgfältig zu je 100 Stück gebündelt aufbewahrt. Die von Hannelore Wilmers verwahrte Feldpost