10.
8. X. 40
13.X.40 [*]
Meine liebe [Hannelore]!
Heute bin ich gänzlich mit Post überschüttet worden. 1 Päckchen und 4 Briefe. Rekordleistung! Du erfreust mich durch ein schönes Päckchen und einen Brief, Frau R. durch einen Brief, Oma Rüter durch einen Brief, und Kollege D. - B. schreibt uns noch einen Brief zur Verheiratung. Ich freue mich sehr dazu, am meisten aber zu Deiner liebevollen Bemühung. Eins ist mir jedesmal bitter, daß Du Dich über den seltenen Empfang von meinen Briefen beklagen mußt. Ich verstehe das einfach nicht. Demnächst wirst Du mir eine Aufstellung von den empfangenen Briefen schicken. Ich vermute fast, daß die Briefe verloren gehen, daß der Postweg ungeheuer lang nach Hamburg ist, habe ich in Erfahrung gebracht. Andererseits staune ich wiederum, daß Deine Briefe z. Teil so schnell hier sind. Die Karte vom 1. Okt. erhielt ich schon am 3. Okt. Ab letzten Sonntag notiere ich mir auch die abgeschickten Briefe. Diese Brief Nr. läßt ja auch erkennen, daß Du eigentlich schon beim Schreiben des letzten Briefes (4.Okt.) meine Briefe 4, 5, 6, 7 mindestens in Händen haben müßtest.
Du teilst mir Deine Erkrankung mit. Hoffentlich bist Du jetzt, wo ich diesen Brief schreibe, wieder von Hals- und Kopfschmerzen frei. Schnupfen und Erkältung sind ja Erscheinungen, die Dir leicht anhaften. Wärmer kleiden und schonen! Ich wollte neulich schon anfragen, ob Du immer noch per Rad ins Geschäft fährst. Mach bloß keine Liegekur durch wie im vorigen Jahr!
Du schreibst mir soviel [sic] von der Wohnung, ihrer Säuberung, Auffrischung und Ausstattung, von dem geplanten Möbelkauf, vom Garten, dem Obst und dem Gemüse, daß ich sehnsuchtsvoll werde. Unser Bau hier ist zwar größer, der Zimmer sind mehr, aber die Gemütlichkeit ist vielleicht nie drin gewesen oder jetzt bestimmt durch die glasfreien Fenster entflohen. Wir schlafen nur im Keller, viele Kameraden schlafen in einem sehr festen Bunker, (von den Deutschen im Weltkriege schon erbaut). Geschlafen habe ich noch keine Nacht ohne Überhose. Wenn ich später einmal in das zivile Leben zurückkehre, muß ich mir diese Manier wohl abgewöhnen. Die Zähne kann ich auch nicht mit Pasta mehr putzen. Neulich habe ich Dich schon um eine Tube gebeten. Bei Gelegenheit erfülle mir diese Bitte, denn hier bemühe ich mich stets vergeblich. Den Bart kann ich noch immer abnehmen, manchmal sind die Stoppeln ein wenig länger. Aber das sagt nichts! Am letzten Sonntag sah ich eine U - Boot Besatzung, schick in Uniform, alle mit einem Spitzbart, das sah schnittig aus. –
Freund D.-B. liegt auch in Belgien, Ernst R. kommt auch demnächst wieder, aber mit den gegenseitigen Besuchen wird es wohl nicht viel. Wir bekommen jedenfalls sehr wenig Urlaub. Auf Wiederhören in 1 - 2 Tagen.
Herzliche Grüße und gute Besserung!
Dein [Heinrich].
[* = andere Handschrift, wohl notiertes Empfangsdatum]
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Heinrich Wilmers
Heinrich Wilmers wurde 1907 geboren. Seine Eltern waren Bauern in Niedersachsen. Er und seine Geschwister waren sehr in die Arbeit auf dem Hof eingebunden. Er hatte zwei Schwestern und drei Brüder, die ebenfalls zur Wehrmacht eingezogen waren. Ein Bruder fiel 1944. Heinrich Wilmers war Lehrer, erst
Neuengamme
Die Briefe von Hannelore und Heinrich Wilmers befinden sich im Archiv des Kultur- und Geschichtskontors in Hamburg-Bergedorf. Über 1600 Briefe und Karten wurden von den Autoren nummeriert, sortiert und sorgfältig zu je 100 Stück gebündelt aufbewahrt. Die von Hannelore Wilmers verwahrte Feldpost