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[NGM-401011-004-01]
Briefkorpus

Nr. 10.

Hbg. - Neuengamme, d. 11.10. 40.

Mein lieber [Heinrich]!

Heute bekommst Du einmal zwei von unseren schönen Birnen. Man kann leider nicht viel hineinpacken, weil es nur 2 wiegen darf, und ehe man sich´s versieht, ist es schon darüber hinaus. Marmelade konnte ich noch nicht schicken, weil ich noch nicht das passende Verpackungsmaterial gefunden habe. Hoffentlich ist der Kuchen noch einigermaßen frisch, wenn er bei Dir ankommt, er ist mit Quark gebacken. - Gestern war ich einmal wieder in Curslack u. habe meine Stammkarte rübergebracht, damit Tante Bertha meine Lebensmittelkarten mit abholen konnte. Fräulein Sch. war auch gerade bei Grete. Die beiden haben sich anscheinend schon etwas befreundet, sie gehen häufiger zusammen spazieren. Gestern mußte ich ihr unbedingt noch unsere Wohnung zeigen. Ich soll Dir einen Gruß von Fräulein Sch. bestellen. Sie hat ja jetzt viel Freizeit, meistens fällt die Schule ja aus. - Tante Bertha fragte mich, ob wir der Sängerin, die auf unserer Hochzeit gesungen hat, nichts geschenkt hätten. Sie hätte doch auch Unkosten gehabt. Ehrlich gesagt, ist mir der Gedanke überhaupt noch nicht gekommen. ich weiß ja auch nicht einmal, wer das ist. Was meinst Du dazu? Jetzt redet sie noch andauernd davon, weshalb wir Mariechen aus Nindorf nicht eingeladen hätten. Wenn ich mich dort sehen lasse, werde ich von unten bis oben befummelt, was ich anhabe, alles soll immer neu sein, dabei habe ich es schon jahrelang. Wenn ich einmal oben in unserer Wohnung gewesen bin u. habe unten nicht reingeguckt, dann sind sie beleidigt. Am liebsten ginge ich gar nicht mehr hin. Neulich hat M eine Bekannte aus Bergedorf Mutti erzählt, daß Tante Bertha ihr unsere Wohnung gezeigt hat. Ich finde es eigentlich nicht schön, daß dort ein Schlüssel zu unserer Wohnung sein muß. - Heute hat Walter Erich mir geschrieben. Er liegt noch in Oberfranken. Sie hatten neulich bei den Bauern helfen müssen. Wilhelm liegt 50 km von Prag entfernt. Er nimmt an einem Sonderkursus teil: die zweite Rekrutenzeit. August W. hat das E.K. I bekommen. Alle rechnen sie schon wieder mit Urlaub. Grete aus Bergen u. auch Heinzi in Nindorf gedenken schon bald zu heiraten. Grete hat schon wegen Ahnensachen in Curslack bei Onkel Hermann angefragt u. in Nindorf wird tüchtig gebaut. Wiel die das dann wohl mit der Hochzeit halten. Ob sie es allen Recht machen? Über Sonnabend/ Sonntag will ich wahrscheinlich nach Toppenstedt fahren. Hoffentlich ist das Wetter einigermaßen. - Dein Päckchen mit dem Hut ist noch nicht angekommen. Wir sind alle schon sehr gespannt. Mutti konnte neulich schon die Zeit nicht mehr abwarten, aber da war es das 3. Wollpaket. Sie hätte es fast schon aufgemacht. Als ich dann kam, mußte ich natürlich als erstes das Paket öffnen. Ich hätte es natürlich auch von mir aus getan.

Heute war die Beerdigung von Herrn G. in Curslack. Herr A. war auch da. Er hatte Deinen Brief schon vor 8 – 14 Tagen bekommen, hatte aber noch nicht wieder geschrieben. Einen Schlüssel zu unserer Wohnung hatte Mutti nicht da. Heute sind nun die restlichen zehn Hochzeitsbilder gekommen. Er hat aber doch wieder fürs Stück RM 1,- genommen. Na, einmal ist ja nur Hochzeit.

Herzliche Grüße Deine [Hannelore].

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Autor Hannelore Wilmers
Korrespondenz Neuengamme
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Über den Autor

Hannelore Wilmers

Abbildung von einem Haushaltspaß von Hannelore Wilmers, grüner Karton mit Schreibmaschinenschrift. andes- und Hauptwirtschaftsamt Hamburg.
Ba-NGM K02.Pf1_.A14, Haushaltspaß von Hannelore Wilmers, 1944, Hamburg, herausgegeben vom Landes- und Hauptwirtschaftsamt Hamburg.

 

 

Hannelore Wilmers, geb. Baumann, wurde 1917 geboren, sie lebte bis 1999. Sie war Tochter eines Lehrers und seiner Frau in Neuengamme. Ihr jüngerer Bruder war bei der SS. Hannelore Wilmers besuchte das Luisen-Gymnasium in Hamburg-Bergedorf. Dann arbeitete sie in einer Motorenfabrik als

Über die Korrespondenz

Neuengamme

Abbildung mehrerer Bündel Briefe aus dem Konvolut Neuengamme, von Kordeln zusammengehalten, in einem Schuhkarton durcheinander gewürfelt.

Die Briefe von Hannelore und Heinrich Wilmers befinden sich im Archiv des Kultur- und Geschichtskontors in Hamburg-Bergedorf. Über 1600 Briefe und Karten wurden von den Autoren nummeriert, sortiert und sorgfältig zu je 100 Stück gebündelt aufbewahrt. Die von Hannelore Wilmers verwahrte Feldpost