12. Dezember 1942

Nr. 445

Hbg.-Neuengamme, d. 12.Dez. 42.

Mein lieber [Heinrich]!

Heute morgen bekam ich Deinen Brief Nr. 409 v. 10.12. Immer rechnest Du noch nicht mit Urlaub, u. ich gucke mir schon seit Tagen nach jedem ankommenden Zug die Augen aus, aber nie kommst Du mit. Und der 17.12. rückt immer näher. Du mußt aber bis dahin noch mal kommen. Und am 10. war das Päckchen noch nicht einmal da? Ich hatte es doch schon am 7. abgeschickt. Da sehe ich ja sehr schwarz für das große Paket mit Äpfeln, das heute morgen an Dich abgegangen ist. Diesmal habe ich Deine Kasernen-Anschrift gewählt. Es sind etwa 15 ℔ drin. Wenn Du es mit nach Dänemark nehmen willst, mach es man vorher lieber nicht auf, denn der Karton ist schon etwas kaputt, aber ich habe es gut verpackt u. verschnürt, so daß es die Reise wohl überstehen wird. Hoffentlich erreicht es Dich noch rechtzeitig. Dauert es eigentlich über die Kaserne noch länger? Sonst mußt Du schon mal vorher bei der Post anfragen. Dort werden sie es Dir auch wohl aushändigen, falls es da ist. Zur Hauptsache habe ich Winterprinz eingepackt, dann einige Rote Franz u. Jacobsäpfel.

Heute bekam ich auch von Hans einen Brief. Er hatte nun auch meinen Kalender mit dem längeren Schreiben erhalten. Er schickt mir 4 Aufnahmen von der Verlobung, ich soll sie zu Weihnachten haben. Ich schicke sie Dir zur Ansicht mit, möchte sie aber im nächsten Brief zurück haben. Fällt Dir bei Hermine auch was auf? Kommt da schon wieder ein Baby, oder scheint es nur so? – Zu meinem größten Erstaunen bekam ich heute eine Verlobungsanzeige von M.. Endlich sind bei ihm auch einmal die Würfel gefallen. Es hat ja auch lange genug gedauert. Was da wohl an vielen Stellen für Tränen fließen. Er hat eine Frau gewählt, die ihren Mann im Krieg verloren hat. Auf einer Hochzeit hatte er sie vor etwa einem Jahr als Tischdame. – Mutti fragt an, ob Du vielleicht in Ratzeburg noch eine Herren-Armbanduhr bekommen könntest, circa 30, – RM soll sie kosten, der Preis spielt aber keine so große Rolle. Außerdem hätte sie gerne zwei Taschenmesser. Mutti hat immer allerlei Wünsche u. dann noch zum Verschenken. Eben flötet wieder ein Zug; ob er Dich wohl mitbringt? Noch habe ich die Hoffnung nicht aufgegeben.

Herzlichst grüßt u. küßt Dich Deine [Hannelore]

Komm doch! Versuch`s doch noch mal beim Chef!