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[NGM-421222-004-01]
Briefkorpus

Nr. 452.

Hbg.-Neuengamme, d. 22.12.42.

Mein lieber [Heinrich]!

Dieses herrliche Briefpapier habe ich von H.i zu Weihnachten bekommen. Du sollst den ersten Bogen davon haben. – Papa hatte sich zu seinen warmen Hausschuhen sehr gefreut. Als er sie dann aber abends ausprobierte, waren sie leider zu klein. Ich glaube, es können ruhig zwei Nummern größer sein, also 46. Versuch doch, ob Du nicht die passende Größe auch bekommen kannst. Willst Du diese nun für Dich behalten? Es sind ja feine Schuhe u. Dir passen sie ja. Die aus Belgien waren doch wohl nicht so gut. Es sind sonst Abnehmer genug vorhanden. Tante Bertha wollte sie gestern gleich für Onkel Hermann mit Beschlag belegen. Mutti möchte sie schon für Günter haben, dem werden sie ja auch sicher zu klein sein. Und Herr I. ist ja auch sehr interessiert, er sagte damals Nr. 44/45. Das käme also auf einen Versuch an. Schreib also bitte mal, wie Du darüber denkst. – Heute bekam ich plötzlich Geld von der Feldpost-Nr. 33515 B – Heimatgeld [Wilmers]. Zuerst wußte ich gar nichts damit anzufangen. An dem Betrag RM 15,66 merkte ich dann aber bald, daß es das Geld war, was ich Dir hingeschickt hatte. Wollte man Deine Rückkehr nicht abwarten? Dachte man, Du kämst vielleicht gar nicht wieder? Oder ist es den Leuten aufgegangen, daß für Dich im Dezember 3x geschickt worden war? Hast Du H.is Geld bekommen ?, sie hat jedenfalls noch nichts von sich hören lassen, daß sie es auch zurückbekommen hat. In einigen Tagen werde ich es wieder an Dich abschicken, dann gilt es für Januar. – Der eine Brief nach Ratzeburg vom 10.12. ist hier auch jetzt wieder angekommen. Welchem Stoffel der dort wohl in die Hände gefallen ist, daß man Dich dort nicht hat finden können? Ich lege ihn bei. („Röhmer“ mußt Du mir noch mal erklären) Von Günter traf gestern ein Weihnachtspäckchen ein. Für Puppe hatte er einer Verkäuferin niedliche kleine Zeugschuhe abgeschnackt. Ich habe Pariser Parfüm bekommen. – Wenn Du Weihnachten kommst, mußt Du ja morgen nacht eintreffen. Da bin ich mal gespannt. Deine Karte aus Flensburg traf gestern ein. Du hattest mit Viehwagen gerechnet u. fährst fast allein 2. Klasse. Es kommt doch immer anders als man denkt. Ich dachte auch, ich müßte stramm liegen u. darf nun umherlaufen. Papa will jetzt nach Bergedorf u. nimmt diesen Brief mit. Hoffentlich kommt er diesmal über [sic].

Herzlichst grüßt u. küßt Dich Deine [Hannelore]

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Autor Hannelore Wilmers
Korrespondenz Neuengamme
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Über den Autor

Hannelore Wilmers

Abbildung von einem Haushaltspaß von Hannelore Wilmers, grüner Karton mit Schreibmaschinenschrift. andes- und Hauptwirtschaftsamt Hamburg.
Ba-NGM K02.Pf1_.A14, Haushaltspaß von Hannelore Wilmers, 1944, Hamburg, herausgegeben vom Landes- und Hauptwirtschaftsamt Hamburg.

 

 

Hannelore Wilmers, geb. Baumann, wurde 1917 geboren, sie lebte bis 1999. Sie war Tochter eines Lehrers und seiner Frau in Neuengamme. Ihr jüngerer Bruder war bei der SS. Hannelore Wilmers besuchte das Luisen-Gymnasium in Hamburg-Bergedorf. Dann arbeitete sie in einer Motorenfabrik als

Über die Korrespondenz

Neuengamme

Abbildung mehrerer Bündel Briefe aus dem Konvolut Neuengamme, von Kordeln zusammengehalten, in einem Schuhkarton durcheinander gewürfelt.

Die Briefe von Hannelore und Heinrich Wilmers befinden sich im Archiv des Kultur- und Geschichtskontors in Hamburg-Bergedorf. Über 1600 Briefe und Karten wurden von den Autoren nummeriert, sortiert und sorgfältig zu je 100 Stück gebündelt aufbewahrt. Die von Hannelore Wilmers verwahrte Feldpost