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[OBF-410408-001-01]
Briefkorpus

Dienstag, den 8. April 1941

Mein liebes, teures Herz! Herzlieb! Geliebte mein!

Mit jeder Post, die hier überhaupt ankommt, ist etwas für mich dabei, das ist so lieb, Du!! Heute kam uns ein Bündel von Lübeck nachgeschickt – dabei ein Brief für mich von L. Er enthält ein Bild, eine Aufnahme von dem ewigen Schreiber, als der ich galt, ich habe nichts davon gewußt. Nach dem Briefe sind die Eckernförder Kameraden alle noch an ihren Plätzen – nur Dein Hubo mußte wandern, Herzlieb, so wollte es das Schicksal, dem wir uns demütig und vertrauensvoll fügen.

Es sind recht widrige Umstände, unter denen ich Dir jetzt schreiben muß. Seit Sonntag müssen wir verdunkeln. Um die einzige Lampe unsres Zimmers hängt ein blauer Lappen und dämpft den Lichtschein auf ein Mindestmaß. In der Schreibstube brennt das Licht seit gestern überhaupt nicht mehr. Kurzschluß, der bisher noch nicht beseitigt wurde. Durch den Rundfunk weißt Du von der neuen Lage hier auf dem Balkan so viel wie ich. Daß die Jugoslawen so frech werden konnten, kommt auf das Schuldkonto Stalins. Wenn die Italiener stärker sich erwiesen hätten, konnten die Jugoslawen nicht so frech werden. Sie begehen Selbstmord wie die anderen kleinen Staaten vor ihnen. Mit aller Schärfe werden die Deutschen das Schwert führen, damit den anderen die Lust vergeht, ähnliches zu versuchen, und daß die Türken nicht länger schwanken werden. Auch die Bulgaren haben mobil gemacht. Täglich sieht man Pferde und Mannschaften nach den Kasernen ziehen, die ihre Einberufung bekommen haben. Die Bulgaren haben den Wunsch, ans Meer zu kommen. Die griechische Grenze ist von uns kaum 50 km entfernt. Freilich ist das Zwischenland ganz gebirgig. Immerhin ist mit Fliegerbesuch zu rechnen. Der Jugoslawe schlägt in seiner Dummheit wie wild um sich und ist in Ungarn, Rumänien eingeflogen, ich glaube auch einmal schon über Sofia erschienen. Lange wird es nimmer dauern. Am ersten Tage schon verlor es 100 Maschinen.

Der Durchmarsch der deutschen Truppen in diesen Tagen und das Aufgebot der Luftwaffe waren für die Bulgaren eine eindrucksvolles Kundgebung der Überlegenheit deutscher Wehr und Waffen. Gestern und heute ist der Himmel zum ersten Male bedeckt. Es hat ein Stündchen geregnet und den Staub gelöscht.

Herzlieb! Die Tage vergehen wieder so schnell. Und auf jeden neuen darf ich mich freuen und Deinen lieben Boten erwarten. Bald wird er mir künden, daß du erlöst wurdest von deinem quälenden Harren. Geliebte! Nicht viele lassen es sich so schwer werden. Viele gehen den Ausweg. Wir können das nimmermehr. Weil wir uns so sehr lieb haben. Weil diese Liebe uns ganz erfüllt. Herzlieb! Wir können gar nicht anders.

Für heute laß Dir die lieben Hände drücken! Gott behüte Dich! Er segne unseren Bund! Er führe uns recht bald für immer zusammen! Ich liebe Dich vom ganzen Herzen! Ich bin ganz Dein! Du bist mir Kraft und Trost hier in der Fremde – bist mir Halt und Hoffnung! Du bist meine Heimat, an der ich hänge mit allen Fasern meines Herzen; die Sehnsucht nach der Heimat aber wird mich rufen – bis ich Dich, mein Herzlieb, wieder in meine Arme schließe!

Du!!! Ich küsse Dich – soo lieb! Ich liebe Dich soo sehr und bleibe immer und ewig Dein [Roland]!!!

Du! Mein Herzlieb!!!!!!!!!!!!!

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Autor Roland Nordhoff
Korrespondenz Oberfrohna
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Über den Autor

Roland Nordhoff

Foto von Roland Nordhoff. Nahaufnahme, Person sitzend in einem Fensterrahmen.
Ba-OBF K01.Ff2_.A39, Roland Nordhoff, 1940, wahrscheinlich Bülk, Fotograf unbekannt, Ausschnitt.

 

Roland Nordhoff wurde 1907 in eine bürgerliche Familie in einem ländlichen Dorf im östlichen Sachsen, Kamenz, hineingeboren. Nachdem er ein Musikstudium aufgegeben hatte, arbeitete er als Dorflehrer in Oberfrohna, nahe Chemnitz. Im Frühjahr 1938 wurde er nach Lichtenhain in Sachsen versetzt

Über die Korrespondenz

Oberfrohna

Fotografie des Brautpaars Nordhoff am Tag ihrer Hochzeit vor dem Portal der Kirche.

Das Konvolut aus Oberfrohna befindet sich gut erhalten in privaten Händen in Deutschland. Es umfasst 24 Aktenordner mit ca. 2600 Briefen, die zwischen 1 und 20 Seiten lang sind. Der Briefwechsel beginnt im Mai 1938 und dauert, mit einigen kurzen (Urlaubs bedingten) Unterbrechungen, bis Februar 1946