Bitte warten...

[OBF-410727-001-01]
Briefkorpus

Sonnabend, den 26. Juli 1941

Mein liebes, teures Herz! Herzlieb, Geliebte mein!

Aus einem gewissen Grunde hapert es mit der Post wieder einmal, bis Montag voraussichtlich. Na, das ist zu ertragen. Und vielleicht kommt Dein lieber Bote morgen schon. Du! Nun, mit der Aussicht auf den Urlaub, ist das alles leicht zu tragen, ja? Du!!! Du!!!!! Was an meinem Hauptfeldwebel liegt, so kann ich am 15. oder 16. August fahren, Du! mein Herzelein! mein liebes, liebstes Schätzelein!!! Ist das nicht fein? Du!!!!! Du!!!!!!!!!!!!! Oh, Du sollst Dich ganz lieb mit mir freuen. Du! Mein liebes, liebes Weib! Sollst nun endlich Dein Mannerli einmal wiederhaben! Ist doch Deins! Werd doch einmal böse!, wozu hast denn eigentlich geheiratet! Ach Herzlieb! Ich bin es nicht, der unseren „ Ehevertrag“ so zunichte macht und sich über ihn hinwegsetzt – Du weißt, wo mein Platz ist, wo mein Leben weitergeht, an wessen Seite es sich vollenden will! Geliebte! Geliebte!! Nicht klagen! Dankbar sein! Ganz dankbar sein nun wieder! Gott führe uns wohlbehalten und gesund zueinander!

Herzlieb! Jetzt ist Sonntagmorgen. Und nun muß ich doch gleich erst Dein denken. Der Abend gestern war so schön. Wir haben auf unserem Balkon gesessen bis kurz vor 11 Uhr. Und der Abendstern und die feine Mondsichel[,] sie sind versunken im Westen, und unsre Gedanken sind ihnen nachgegangen in die Heimat – und vergangene und künftige Tage haben wir heraufbeschworen – ach Herzlieb! Und Du warst bei mir, ganz nahe – und das Liebste und Heimlichste blieb unausgesprochen – mit Dir hab ich es getauscht, es ist unser Geheimnis. Geheimnis? Es ist keins – uns ist doch eins: die liebsten Gedanken mit einem einzigen Menschen nur zu tauschen und zu denken – wer das nicht kann und versteht, hat alle Wärme und Geborgenheit der Heimat noch nie empfunden. Du!!! Du!!!!! Unser Heim! Unser Nest! Und darin eben nur mein liebes Weib und ich – Geliebte!!!!! ,Mein Weib'! Herzlieb! Was schwingt mir in diesen Worten[?] Was umschließen sie mir so Großes, Tiefes, Liebes!!!!! Du bist mein Weib! Oh Herzlieb! Da denk ich an alle Schönheit, an alle Wunder, alle Heimlichkeit und Süße! Du! Daß sie hier im Morgenlande ihr Weib verhüllen und einschließen, ich verstünde es, wenn es aus dem Grunde geschähe, die Kostbarkeit nur lieber und besser zu hüten. Aber auch das Weiberl hat doch etwas zu hüten – und beide, so ist es bei uns im Abendlande, haben etwas zu hüten und zu hegen: ihre Liebe!

Herzlieb! Ich merke! Mehr wird es heute nicht! Ein paar Stunden nur – dann fasse ich Deine liebe Hand schon wieder! Bist mir auch nicht böse darum? Du!!! Ich habe Dich doch sooooooooooooo lieb!!! Und bald soll ich es Dir doch zeigen dürfen, wie lieb!! Hoffentlich gelingt es mir! Ach Herzlieb! Wir brauchen einander doch gar nimmer auf die Probe zu stellen, ja? Du und ich! Dein und mein! Mein ganzes Glück ist in Dir beschlossen, mein Sonnenschein, mein Leben Du!

Ich bin in Liebe und Treue ewig Dein [Roland], Dein Mannerli – Du! Mein liebes Weib!!!!! !!!!! !!!

Karte
Kommentare
Einordnung
Gesendet am
Gesendet aus
Autor Roland Nordhoff
Korrespondenz Oberfrohna
Gesendet nach
Über den Autor

Roland Nordhoff

Foto von Roland Nordhoff. Nahaufnahme, Person sitzend in einem Fensterrahmen.
Ba-OBF K01.Ff2_.A39, Roland Nordhoff, 1940, wahrscheinlich Bülk, Fotograf unbekannt, Ausschnitt.

 

Roland Nordhoff wurde 1907 in eine bürgerliche Familie in einem ländlichen Dorf im östlichen Sachsen, Kamenz, hineingeboren. Nachdem er ein Musikstudium aufgegeben hatte, arbeitete er als Dorflehrer in Oberfrohna, nahe Chemnitz. Im Frühjahr 1938 wurde er nach Lichtenhain in Sachsen versetzt

Über die Korrespondenz

Oberfrohna

Fotografie des Brautpaars Nordhoff am Tag ihrer Hochzeit vor dem Portal der Kirche.

Das Konvolut aus Oberfrohna befindet sich gut erhalten in privaten Händen in Deutschland. Es umfasst 24 Aktenordner mit ca. 2600 Briefen, die zwischen 1 und 20 Seiten lang sind. Der Briefwechsel beginnt im Mai 1938 und dauert, mit einigen kurzen (Urlaubs bedingten) Unterbrechungen, bis Februar 1946