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[OBF-410928-001-01]
Briefkorpus

Sonntag, den 28. Sept. 1941

Herzallerliebste!

Du meinst mich vielleicht schon wieder an Ort und Stelle, aber jetzt sitze ich erst im Zuge nach Saloniki – also hab ich die letzte Etappe vor mir. Es ist ein Kampf um jeden Platz, und hier bin ich wieder erst mit dem zweiten Zug zurechtgekommen – ich habe aber einen guten Platz.

Nun ist wieder Sonntag – der Sonntag, der mir vor 8 Tagen schon dunkel vorschwebte – so weit kann man in kurzer Zeit entführt werden – und so schnell kann ich Dir wieder nahesein – das ist die Kehrseite dieser Betrachtung. In 24 Stunden, so Gott will, bin ich wied[e]r am gewohnten Platz – dann kann mich der Zug nicht Stunde um Stunde weiter von Dir entfernen, sondern dann kann ich wieder damit beginnen, die Brücken zur Heimat und zu Dir zu schlagen, Geliebte. Darauf warte, ja brenne ich – darauf freue ich mich.

Diesen Brief will ich in Saloniki bei meiner Ankunft einwerfen.

Herzlieb, ich bin Dir verbunden auf Leben und Tod in Liebe und Treue! Ich halte Dich ganz fest und umfange Dich mit inniger Liebe! Ich habe Dich nur noch lieber gewonnen in unseren Tagen und das Bild unsres gemeinsamen Lebens ist so lieb in mir aufgestanden. Gebe Gott, dass es sich bald verwirklicht. Er erhalte Dich froh und gesund.

Ich bin ganz Dein [Roland], Dein Mannerli!

Du! Mein liebes Weib!

Viel[e] liebe Grüße auch den Eltern.

Glücklich gelandet

Dein [Roland]

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Autor Roland Nordhoff
Korrespondenz Oberfrohna
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Über den Autor

Roland Nordhoff

Foto von Roland Nordhoff. Nahaufnahme, Person sitzend in einem Fensterrahmen.
Ba-OBF K01.Ff2_.A39, Roland Nordhoff, 1940, wahrscheinlich Bülk, Fotograf unbekannt, Ausschnitt.

 

Roland Nordhoff wurde 1907 in eine bürgerliche Familie in einem ländlichen Dorf im östlichen Sachsen, Kamenz, hineingeboren. Nachdem er ein Musikstudium aufgegeben hatte, arbeitete er als Dorflehrer in Oberfrohna, nahe Chemnitz. Im Frühjahr 1938 wurde er nach Lichtenhain in Sachsen versetzt

Über die Korrespondenz

Oberfrohna

Fotografie des Brautpaars Nordhoff am Tag ihrer Hochzeit vor dem Portal der Kirche.

Das Konvolut aus Oberfrohna befindet sich gut erhalten in privaten Händen in Deutschland. Es umfasst 24 Aktenordner mit ca. 2600 Briefen, die zwischen 1 und 20 Seiten lang sind. Der Briefwechsel beginnt im Mai 1938 und dauert, mit einigen kurzen (Urlaubs bedingten) Unterbrechungen, bis Februar 1946