Donnerstag, den 9. Okt. 1941
Herzallerliebste! Geliebtes Weib!
Mein Herzelein braucht doch ein Tränklein! Das schick ich ihm hier. Ist aber kein Schnaps - mein lieber Süffel! Ist für die langen Haare - auf dem Kopfe, hörst?! Und die langen Haare sind für den Knoten - nicht für die Schere des Haarformers - hörst auch das?! Oh, ich seh schon Deine brave Miene - willst mir gar ein paar Schieläuglein drehen - Racker, Schlingel! Na, laß sie nur erstmal lang wachsen, die Haare, dann - - - dann kann ich wie im Rapunzelmärchen an Deinem Zopf ins Kämmerlein steigen.
Herzlieb! Guten Erfolg! Ich möcht doch gleich ein bissel reiten und kämmen helfen. Aber zu reiten braucht man wohl gar nicht. Ach, dann drück ich Dich eben gleich, Dich, mein liebes, allerliebstes Weib!
Dein [Roland].
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Roland Nordhoff
![Foto von Roland Nordhoff. Nahaufnahme, Person sitzend in einem Fensterrahmen.](/sites/default/files/imce-media/Ba-OBF/K01/Ff2/Ba-OBF%20K01.Ff2_.A39%28Ausschnitt2%29.jpg)
Roland Nordhoff wurde 1907 in eine bürgerliche Familie in einem ländlichen Dorf im östlichen Sachsen, Kamenz, hineingeboren. Nachdem er ein Musikstudium aufgegeben hatte, arbeitete er als Dorflehrer in Oberfrohna, nahe Chemnitz. Im Frühjahr 1938 wurde er nach Lichtenhain in Sachsen versetzt
Oberfrohna
![Fotografie des Brautpaars Nordhoff am Tag ihrer Hochzeit vor dem Portal der Kirche.](/sites/default/files/2023-03/Ba-OBF%20K01.Ff3_.A4bearb2.jpg)
Das Konvolut aus Oberfrohna befindet sich gut erhalten in privaten Händen in Deutschland. Es umfasst 24 Aktenordner mit ca. 2600 Briefen, die zwischen 1 und 20 Seiten lang sind. Der Briefwechsel beginnt im Mai 1938 und dauert, mit einigen kurzen (Urlaubs bedingten) Unterbrechungen, bis Februar 1946