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[OBF-411024-001-01]
Briefkorpus

Freitag, den 24. Okt. 1941

Herzallerliebste mein! Herzensschätzelein! Geliebtes Weib!

Oh Herzlieb! Nun möchte ich doch so wie Du allein sein können mit meinen Gedanken, mit meinem Deingedenken [sic], daß ich mich recht versenke in das Bild Deines Wesens. Geliebte, Du! 3 liebe, liebe Boten sind zu mir gekommen heute. Meine Augen haben geglänzt von den Tränen der Freude, des Glückes, das Du mir bringst. Oh Herzelein, laß Dir Dank sagen, Dank, Dank, Du!!!  Wie glücklich machst Du mich! Wie machst Du sie aufleuchten, die Flamme meiner Liebe! „So mächtig habe ich heute gefühlt, wie unendlich tief meine Liebe zu Dir ist!" „ Du sollst so von ganzem Herzen gerne bei mir einkehren, Du sollst nichts mehr ersehnen auf Erden als mich!"  Geliebte! Geliebte!!! Du willst mich so ganz einnehmen, mich ganz besitzen – so wie ich ganz Dir gehören will! und [sic] so wie ich Dich ganz erfüllen will! Herzlieb! Herzlieb!!! Ich gehöre Dir schon so ganz! Ganz[,] ganz Dein bin ich schon! Nichts an mir, das nicht auch Dir gehörte. Herzlieb! Alles muß ich mit Dir teilen. Oh Du! Du! hast mich ganz! Zu Dir geht all mein Sehnen! Bei Dir allein kommt es ganz zur Ruhe. Du! Du!!! Oh wie gerne, wie gerne kehr ich bei Dir ein! Herzlieb! Das kann ich doch gar nicht ausdrücken! Aber Du weißt es! Du fühlst es! Du hast Dein Mannerli schon ganz glücklich gesehen dann! Und die seligste, vollkommenste Einkehr? Du!!! Du!!!!!!!!!!!!! Oh, es ist viel mehr als Lust und Rausch – Einkehr, Heimkehr, höchstes Innewerden Deiner Liebe, meiner Heimat – und Du wartest mein, wartest des Heimkehrers voll Sehnen und Verlangen – Weib! Mein holdes Weib! Du wartest mein! Du öffnest mir!!! Oh aller Welten Seligkeit, einkehren bei Dir! Bei Dir!!!!!!!!!!!!! Unermeßliches Glück! Ziel aller Sehnsucht! Geliebte! Geliebte!!!!! Heimkehr ist nur bei Dir! Nur bei Dir! Heimat ist nur an Deinem Herzen! Oh, ganz glücklich möchte ich Dich doch wissen über Deinen Heimkehrer: daß Du es fühlst, wie er einzig Dich erwählt – wie Du ihm alles bedeutest – wie Du ihm ganz unersetzlich bist – wie unendlich glücklich Du ihn damit gemacht hast, daß Du ihm eine Heimat beutst – daß Du inne wirst, daß er Dich unendlich liebt, so wie Du bist, leidenschaftlich, daß er ganz sich an Dich verloren hat! Oh Du!!! Du!!!!!!!!!!!!!

Oh Geliebte! Welch unermeßliches, seltenes Glück, hohe Liebe, wie sie zwischen uns ist! Daß ich Dich fand, die wie ich diese hohe, ganze Liebe suchte! Oh Herzlieb! In dieser wankenden, haßerfüllten Welt ein festes, gütiges Herz! Ein großes, einfältiges, liebevolles Herz, Wesen voll Schönheit und Holdseligkeit des Ewigweiblichen! Oh Herzlieb! Ich bin ganz erfüllt von dem Reichtum Deines Wesens – ich stehe in seinem Banne – all meine Liebe strömt zu Dir!!!

Du liebst mich! Du mußt mich sooo liebhaben. Oh Herzelein. Ich sehe Dich sitzen, nach Deinem reichen, anstrengenden Alltag – Du denkst mein! In Liebe und Treue! Deine liebsten, heimlichsten Gedanken gehen zu mir! Du liebst mich! Ganz still ist es um Dich. Ganz allein bist Du. Und dann läß[t] Du mich ein! Du!!! Deines Herzens Vertrauten, den Liebsten Dein! Oh Herzlieb! Ganz nahe darf ich Dir sein dann[,] wie kein anderer Mensch sonst auf Erden, Dir am allernächsten – Oh Du liebst mich! Du liebst mich!

Geliebte! Du schreibst mir von Deiner lieben Mutter. Ich danke Dir so sehr, daß Du mich ins Vertrauen ziehst, daß ich nun mit Dir sorgen und raten und beten kann! Herzlieb! Es gilt wohl, der Wirklichkeit ganz fest ins Auge zu schauen. Du sagst so recht: Die Hauptsache ist, man probiert und versucht nicht ewig an ihr herum, ehe es zu spät ist. Wir können es der lieben Mutter nachfühlen, wie es ihr bange sein muß bei dem Gedanken, noch einmal eine Operation durchzumachen. Aber so tapfer und rüstig sie noch ist, wird sie der Tatsache nicht unzugänglich sein, daß es besser ist, das Übel bei der Wurzel zu packen. Und ich kann Deinen Plan nur gutheißen, daß Du den Arzt um Mutters Befinden einmal selber befragst, welchen Weg der Ausheilung er für den besten und sichersten hält, damit Du Mutter dann in diesem oder jenem Sinne ein wenig vorbereiten oder beeinflussen kannst. Herzlieb! Laß mich mit Dir die Sorge tragen! Ich will mit Dir tragen! Oh Geliebte! Immer! Du!!! Ach, Gott im Himmel bewahre Dich gnädig vor solcher Krankheit! Geliebtes Weib! Wenn es aber anders beschlossen ist bei Gott – – – denke immer daran: ich will mit Dir tragen – ich will Dein liebster Kamerad sein! Nichts sollst Du mir verheimlichen, auch nicht aus Liebe oder um mir etwas zu ersparen. Mit Dir will ich dem Schicksal ins Auge schauen, Gott, dem Herr[e]n vertrauend! Oh Herzlieb! Ich muß daran denken, wie mein Vater – aus Bequemlichkeit – es nicht wahrhaben wollte, es nicht zugeben wollte, daß  Mutter einmal ernstlich krank sein könnte – wie Mutter sich scheute zu sagen, wie es ihr zumute war. Geliebte! Du!!! Wenn Du  Dich freust, will ich mich mitfreuen – wenn Du leidest, will ich mitleiden! Keinen Augenblick sollst Du Dich allein und verlassen fühlen! Ich will immerum [sic] Dich sein. Und ich weiß, um Deinetwillen und mit Dir kann ich alles tragen! Und ich weiß: Du nimmst meine Hilfe an. Wie glücklich bin ich darum! Dein liebstes Geschwister bin ich! Ganz nahe darf ich Dir sein! Ich habe Dein letztes Vertrauen! Du! Du!!! Welches Mannerli darf seinem Weibe noch sooo nahe sein?!!!

Welches wird noch so beglückt mit dem letzten Vertrauen? Geliebte!!! Wohin ich auch denke und blicke und schaue – überall ist Deine große Liebe – überall steht Dein Herz mir offen, um meine Liebe einzulassen – den Strom meiner Liebe, er drängt mit Gewalt nur zu Dir! Zu Dir!!! Ich muß Dich lieben in Zeit und Ewigkeit. So wie Du mich lieben mußt!

Und Deine Frage? Geliebte!!!!!

Eine endlose Straße möchte ich wandern, einen hohen Gipfel besteigen, in die einsame Nacht lauschen, daß ich sie fühlte[,] die Unendlichkeit, die Weite und unergründliche Tiefe uns[e]rer Liebe, in Deinen meinen  Armen müßtest Du ruhen, in meine Stimme lauschen, in meine Augen schauen –

Denk an die tausend Wege uns[e]rer Liebe, die ich Dich führte, um Dich an meiner Seite zu fühlen, um einsam mit Dir zu sein – Dank an die vielen Stufen, die hinanführen zu unserem Schloß[,] zur Ritterburg unsrer Liebe -

Denk an die vielen Türen und Kammern des Herzens, die sich öffneten und für immer schlossen, nur Dir zugängig – Vertrauen - denk an die Ferne, die unsre Liebe überwand, an die Treue, die so feste Brücken schlug -

Denk an alle Heimlichkeit unsrer Liebe, an alle Torheit, Einfalt, Narrheit, an den Eigensinn, an die Eifersucht Deines Mannerli – denk daran, wie wir uns prüften, an alle Zweifel auch und Widerstände –

Denk an allen Märchenschein, an alles Entzücken –

Mädchen aus dem Westen – Friesenkind – Herzblümelein – Holde [–] Einsam sind wir – ganz allein – kein Mensch um uns her – Insel – Insel der Seligkeit – a und alles um uns her – unser Reich – Dein Reich, Herzenskönigin! Ich entführte Dich – Du verführtest mich – Du mein erstes und einziges und herrliches Weib! Herzenskönigin! Dein bin ich! Dir dien' ich! Ich liebe Dich!!! In alle Ewigkeit!

Gott sei uns gnädig. Er segne unseren Bund. Er behüte Dich! Ich denke Dein in Liebe und Sehnsucht und Dankbarkeit.

Ich bin Dein [Roland]! Ganz Dein immerdar!

Herzlieb! Herzensschätzelein! Herzenskönigin! Du!!! Du!!!!!!!!!!!!! Mein Weib!

Viel liebe Grüße an die lieben Eltern und der lieben Mutsch alle guten Wünsche zu baldiger Besserung und Genesung!

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Autor Roland Nordhoff
Korrespondenz Oberfrohna
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Über den Autor

Roland Nordhoff

Foto von Roland Nordhoff. Nahaufnahme, Person sitzend in einem Fensterrahmen.
Ba-OBF K01.Ff2_.A39, Roland Nordhoff, 1940, wahrscheinlich Bülk, Fotograf unbekannt, Ausschnitt.

 

Roland Nordhoff wurde 1907 in eine bürgerliche Familie in einem ländlichen Dorf im östlichen Sachsen, Kamenz, hineingeboren. Nachdem er ein Musikstudium aufgegeben hatte, arbeitete er als Dorflehrer in Oberfrohna, nahe Chemnitz. Im Frühjahr 1938 wurde er nach Lichtenhain in Sachsen versetzt

Über die Korrespondenz

Oberfrohna

Fotografie des Brautpaars Nordhoff am Tag ihrer Hochzeit vor dem Portal der Kirche.

Das Konvolut aus Oberfrohna befindet sich gut erhalten in privaten Händen in Deutschland. Es umfasst 24 Aktenordner mit ca. 2600 Briefen, die zwischen 1 und 20 Seiten lang sind. Der Briefwechsel beginnt im Mai 1938 und dauert, mit einigen kurzen (Urlaubs bedingten) Unterbrechungen, bis Februar 1946