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[OBF-420330-001-01]
Briefkorpus

Montag, den 30. März 1942

Herzensschätzelein! Geliebte! Mein liebes treues Weib!

Dein lieber Dienstagbote ist zu mir gekommen. Ein wenig erschrocken bin ich, ein wenig ist mir das Blut in die Wangen getreten – und nun überlege ich mir schon den ganzen Nachmittag, wie ich denn habe so schwermütig und betrübt sein können, und mit welchen Worten und Gedanken es geschah. Es liegt schon so weit zurück – es hat mich unterdessen schon wieder so viel andres bewegt.

Aber wie es auch sei – Herzelein! Ich schäme mich nicht vor Dir – ich ergebe mich dankbar und glücklich in Deine Huld und Deine Liebe – ich lasse mich trösten von Dir und aufmuntern – oh Geliebte! und ich bin nur glücklich und froh, daß Dich mein Kummer traf zur rechten Stunde, daß die Sonne Deiner Liebe das Wölkchen sieghaft zerteilte. Ich will Dich doch nimmermehr betrüben! Geliebte! Nimmermehr an Dir zweifeln! Will doch auch Dir helfen, die böse Trennungszeit überwinden. Oh Du! Wenn ich an Dir zweifelte, wenn ich Deiner Liebe nicht mehr glaubte, dann wäre Nacht und Dunkel um mich her – oh Du! Dann müßte ich verzweifeln. Oh Du, Geliebte! Daß unser Lieben der Sonne scheint gleicht, die immer scheint – anders kann auch ich nicht glauben – und so habe doch auch ich es erfahren. Wie strahlt sie mir groß und mächtig zu Trost und Glück, die Sonne Deiner Liebe, unsrer Liebe! Oh Herzelein! Ich schäme mich nicht vor Dir! Ich lasse sie ein in mein Herz – mag es Dich glücklich machen, daß ich Deine Liebe brauche – daß ich nicht mehr leben kann ohne diese Liebe – daß Du mich beglücken kannst und froh machen. Dein Lieben, oh Herzelein!, es ist auch der Widerschein meines Liebens. Den Schatz unsrer Liebe bewahren wir in unseren Herzen, alle Zeit bereit, einander damit zu erfreuen und zu beglücken. Dieser Schatz ist so groß schon und so reich, unerschöpflich – oh Geliebte, wie könnten wir ihn nicht sehen wollen? - Und doch weiß ich, daß in den letzten Wochen öfter als sonst die Ungeduld, eine Unruhe, eine Unzufriedenheit mich angefochten hat, das Heimweh auch. Oh Geliebte! Wolltest Du es anders deuten als das Heimweh nach Dir? als [sic] die Sehnsucht nach Deiner Nähe, die mir so unentbehrlich, so unendlich lieb und wert geworden ist?  als das heiße Verlangen nun endlich Dich heimzuführen? - laß es Dir nur alles Zeichen meiner Liebe sein – sie brennt in mir, sie ist in mir bis zum letzten Atemzug, sie ist auch in meinem Schmerz, auch in meiner Ungeduld, in meiner Sorge. Und so, wie wir hier leben, so geregelt, friedensmäßig, ich glaube, da wagt sie sich näher heran als dort, wo die Gefahr ist. Oh Herzelein! Ich bin so froh, daß Du nicht traurig geworden bist über meine Boten, daß Du mich angehört hast. Ich komme immer zu Dir mit meinem ganzen Vertrauen! Du hast es ganz! Bist meine Zuflucht, mein Hort! Ich werde immer mich zu Dir finden, weil ich weiß, daß Dein Herz mir liebend offen steht allzeit. Ach Geliebte! In wem wäre der Wille zum Durchhalten, zur Heimkehr, zu unsrer Zukunft mächtiger als in Deinem Mannerli? - wem winkt eine schönere, glücklichere Zukunft als mir an Deiner Seite? Du weißt es: meine ganze Herzens- und Wesenskraft ist in diesem Wissen, und wäre es auch einmal so schwer und schmerzvoll. Du bist mein Weib in aller Liebe, aller Treue und aller Hingabe, ewig mein! Ich vergesse es nie! [*] Nie und nimmermehr!

Herzliebes Weib! Laß Dir von Herzen danken für alle Liebe, allen Trost! Ich will mich Dir erhalten!  Ich will Dir heimkehren! Ich will Dich nimmermehr allein lassen! Ich halte Dich ganz fest!

Ich liebe Dich – bin ganz Dein – ewig Dein [Roland]

Weiß nicht mehr, wann ich das Verslein aufgeschrieben habe. Ich wollte es Dir zum Geburtstag schenken. Es mag wohl um die Tage meiner Unruhe entstanden sein! Herzelein! Ich lasse Dich nicht! Und wenn ich Dich unter Schmerzen festhalten müßte! Ich muß Dich sooo liebhaben! Du!!!!!!!!!!!!!

 

Wiedergefunden

 

Einsam ging ich und allein,

fühlte mich ganz verlassen.

Wo bist Du, Geliebte? Wo magst Du sein?

Ich kann Deine Hände nicht fassen!

So fragt' ich – und lauschte - -

da fühlt ich mein Herz - - -

Da hab ich Dich wiedergefunden!

Vergessen nur einen Augenblick -

verfehlt nur des Wegs ein kleines Stück -

Nun bist Du mir wieder zur Seite

und in mir ist lauter Freude!!!

Solange ein Atem die Brust noch bewegt,

solange das Herz darinnen noch schlägt,

bist Du mein ja, mein!

Bin ich Dein, ganz Dein!

In Liebe und Treue, in Freude und Schmerz,

denn Dein ist mein Herz!

Zu allen Stunden!

Ich habe Dich wiedergefunden!

 

[* = an dieser Stelle ist ein Wort unleserlich, da ein Tintenfleck von 4-5 Zentimetern folgt]

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Autor Roland Nordhoff
Korrespondenz Oberfrohna
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Über den Autor

Roland Nordhoff

Foto von Roland Nordhoff. Nahaufnahme, Person sitzend in einem Fensterrahmen.
Ba-OBF K01.Ff2_.A39, Roland Nordhoff, 1940, wahrscheinlich Bülk, Fotograf unbekannt, Ausschnitt.

 

Roland Nordhoff wurde 1907 in eine bürgerliche Familie in einem ländlichen Dorf im östlichen Sachsen, Kamenz, hineingeboren. Nachdem er ein Musikstudium aufgegeben hatte, arbeitete er als Dorflehrer in Oberfrohna, nahe Chemnitz. Im Frühjahr 1938 wurde er nach Lichtenhain in Sachsen versetzt

Über die Korrespondenz

Oberfrohna

Fotografie des Brautpaars Nordhoff am Tag ihrer Hochzeit vor dem Portal der Kirche.

Das Konvolut aus Oberfrohna befindet sich gut erhalten in privaten Händen in Deutschland. Es umfasst 24 Aktenordner mit ca. 2600 Briefen, die zwischen 1 und 20 Seiten lang sind. Der Briefwechsel beginnt im Mai 1938 und dauert, mit einigen kurzen (Urlaubs bedingten) Unterbrechungen, bis Februar 1946

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