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[OBF-430209-001-01]
Briefkorpus

Montag, den 8. Februar 1943

Geliebtes, teures Herze mein! Liebe, liebste [Hilde]!

Schätzelein, Herzelein! Ob Du wohl auch so froh bist – daß ich es bis zu mir hier mitempfinde? Oh Du geliebtes Herz! Wie wundersam ist das doch: Ich weiß Dich daheim – mein liebes Weib – mein bestes Teil – ich ließ etwas zu Hause zurück, etwas ganz, ganz Liebes! – Du wartest mein! – es wartet jemand mein: – Du hältst die Heimat – ich stehe nicht allein hier – daheim bist Du!, und hältst meinen Platz — oh Geliebte! Daheim gehst Du, wie ich selbst! Du bist ich – und ich bin Du! Ach Du! Du!!! So nahe fühl ich mich Dir, so eins – so lieb Dir verbunden!! ach Herzelein! So wie ich hier gehe und immer mit Dir wandle, so schaue ich Dich daheim gehen! Oh Du! Schaue Dich als meine liebe Frau, als ganz die Meine, so lieb und fest die Meine, als wär es schon immer so – ach Du! schau Dich so ganz mir nahe – nichts Trennendes zwischen uns – schau Dich als einen festen, liebsten Besitz. Der Bauer mag heimdenken an seinen Hof, der Bürger an sein Haus und Geschäft – ich hab nur mein Herzensschätzelein – aber ich denk sein sooo lieb – und bin sooo reich, und glücklich mit ihm! Oh Herzelein! Schau Dich so ganz als mein Eigen hier – und Du bist es doch auch im Herzen! Und ich bin Dein Eigen. – ganz tief im Herzen Dein Eigen! U.v.D. ist das Mannerli heute. Müde ist es schon jetzt. Es war heute wieder laufend zu tun. Und es ist mir auch, als ob nun die Spannung sich löste in Ruhe und Müdigkeit. Ach Geliebte! Bei Dir möcht ich sein. Möcht bei Dir sein! Ausruhen. an Deinem Herzen – ganz still und selig – ganz leis Dich küssen – und ganz selig in Deinem Arme ruhen – daheim – geborgen – Dein Herzensbub! Dein Mannerli! Dein [Roland] !! Dein! Dein!!! Oh Geliebte! Dann braucht es keiner Worte mehr! Dann kommt das Herze zur Ruhe – bei Dir! Oh Herzlein! Wie sehne ich mich nach Dir! Und immer denke ich an unseren Weg – ich lasse mich nimmer davon abbringen. Herzelein! Will Dir nun erst mal Antwort geben auf Dein Fragen.

Der Feldwebel ist in Urlaub. Am 17. Febr. wird der nächste Mann fahren – dann Heinrich – und dann — das Mannerli – wenn alles gut geht. Du! Das wird doch bald, bald sein! Und das Mannerli muß nun schon fein sparen. Zu einem lieben Mitbringsel. Urlaubssperre ist gegenwärtig für den Osten. Die Urlaubsdauer ist noch wie früher – 20 Tage von Spolnok aus. Ist doch eine ganz andre Reise, nun – ob ich mich da finde? –

Ach Du! Du!!! Zu meinem Herzensschätzelein finde ich mich immer und überall – leuchtest wie ein guter Stern – und zieht mich heim, wundersam, wie ein liebes Geschwisterchen.

Oh Herzelein! Wann erst die richtige Heimkehr wird bevorstehen! Ich glaub, da bleibt gleich erst mal die Uhr stehen – oh Du! Du!!! welch tiefes, glückliches, dankbares, befreites Aufatmen dann! Welch unbeschreibliches, erlösendes Gefühl: Frieden – Frieden! Oh Du! Als ob alle Himmel sich öffneten – und alle Herzen zum Himmel sich erhöben oh, lasse Gott uns das glücklich miterleben!

Oh Herzelein! Ich bin so müde heute. Laß mich zu Bette gehen. Oh Du! Ganz tief und selig schlafen – bei Dir in Gedanken – Deine liebe Hand halt ich ganz fest – weiß Dich neben mir – mein Liebstes! Mein Alles, mein Einziges! Oh Du, Geliebte mein! So Gott will, wird es bald wieder Wirklichkeit sein! Du! Ich lieb Dich doch so sehr! Oh Geliebte! Ich weiß Dich ganz bei mir! Mein Eigen! Ach Du! Dann kann mein Herze ganz stille werden – vor Glück! vor Erfülltsein! Gut Nacht – gut Nacht! Magst in meinen Traum kommen? Oh komm, Geliebte mein! Und ich komm zu Dir! – – Behüt Dich Gott? Ich liebe Dich, so sehr – – sooo sehr! Mein Alles Du! Meine. [Hilde], Du!!!!! Ich glaub, heute kannst Du mir beim Schlafen zusehen.

Herzensschätzelein!! Guten Morgen! Guten Morgen – wünsch ich Dir — Geliebte! Liebstes mein! Ich muß Dich doch gleich zum frühen Morgen wieder ganz sehr liebhaben. Ob Du denn schon munter bist? Überall ganz munter? Die lieben Guckelein? Und das Herzelein - ob es schon, wieder recht seinen Takt schlägt? Ach Du! Du!!! Bin doch jetzt ein Viertelstündchen ganz allein mit Dir! War doch U.v.D., da darf ich ½ Stunde später zum Dienst kommen – und wem schenkte ich sie lieber als Dir? Ach Du! Du!!! Ich weiß eigentlich garnichts mehr zu erzählen — möcht Dir nur sagen noch wie lieb, wie: sooo lieb ich Dich habe! Hab auch von Dir geträumt – aber unklar nur– und brav – bravsein will das Mannerli doch – ganz brav – bis zum Urlaub – und immer – solange wie mein Herzensweibel – das ist – — nicht immer brav – ach Du! Du!!! Du!!!!!!!!!!!!! Ob es das Mannerli aushielte bei solch bravem Weiberl? nein, nein – Du!!! Ach Herzelein! Wie Dein geliebtes Antlitz mir strahlt in aller Liebesseligkeit, das weiß ich deutlich nicht mehr. Aber wie Dein ganzes Herz mir offensteht und mich lieb umschließt – ach Du, ich glaub es noch nie so lieb empfunden zu haben wie in diesen Tagen. Oh Geliebte mein! Ein Rosenpfad ist das Leben in Liebe. Und Leid, und Sorge wie Lust und Freude sind gleicherweise Liebe, Liebe!!! – – Ach Du! Du!!! Es ist, als ob Du mir wiedergeschenkt wärst – nun! Du! Du!!! – Ob denn Mutsch ihre Arbeit behalten kann? Es werden doch viele Betriebe geschlossen. – Auf dem kleinen Ausschnitt steht auch etwas Interessantes zu lesen. Auf uns angewendet, würde das wohl bedeuten, daß Vater Dich jetzt nicht nach K. in seinen Dienst holen könnte. Solch verwandtschaftliche Vermittlung muß doch nicht unbedingt etwas Unehrliches – haben – aber, man duldet es eben nicht. Herzelein, das ist auch ein Trotz. –

Ach Du! Wenn es so bleiben kann, wie Du mir sagst, dann ist uns aber auch alles wieder nach Wunsch und Willen gegangen. Ach Du! Dann müssen wir aber ganz sehr dankbar sein. Herzelein! Du!

Gleich muß ich zum Dienst. Und recht allein bin ich erst wieder heut abend mit Dir!

Am liebsten bin ich doch ganz allein mit Dir! Ach Du! Schau Dich immer mit mir allein! Weil ich Dich sooo lieb habe. Soooooooooo lieb! Du! Unsre Liebe ist doch noch so jung! Oh Du! Die muß erst noch richtig brennen, ehe sie zu einer tiefen Glut wird.

Ach Du! Du!!! Herzelein! Wenn wir einander ganz lieb behalten und treu sind, dann wartet noch soooviel Freude, noch soooviel Glück auf uns – immer neue Freude, neues Glück – reiches, tiefes – ein Lieben, das ganze Leben – und ein Entdecken von immer neuen Wundern – ach Du! ein Schatz, der immer größer wird, ein Feuer, daß [sic] uns immer mehr durch glüht, und zusammenschweißt. – Ach Du! Du! Du!!! Das Liebste drängt es mich, Dir zu sagen – alles Liebe Dir zu tun!!!

Du, mein Alles!

Herzelein! Du! Schätzelein mein! Wenn ich Dir das Liebste sagen soll - ach Du! Du!! Ganz nahe muß ich Dir dann sein - ganz nahe – und ich kann es in Gedanken – Du! Ganz eins sein will ich mit Dir – ganz Dein Eigen – ganz mein Eigen Du! Ganz eins sein - Du! Du!!!

Auch im Kindlein!

Oh Du! Dann bist Du ganz mein Eigen – und dann bin ich ganz Dein !!!

Oh Du, ich will es Dir doch schenken – wann? - wann Gott es will - ich muß es nun immer wollen – mit Dir! Mit Dir!!!Du! Du!!! Tausend liebe Küsse – von Deinem [Roland], Deinem glücklichen Mannerli!

Und nun will ich den Boten der Post anvertrauen. Mittagstunde ist. Gleich, 1/4 3 Uhr, muß das Mannerli wieder zum Dienst. Und mein liebes Fraule muß auch zum Dienst heute, denke ich.

Ach Du! Ich komme kaum mehr zurecht mit meinen Stunden. Aber heute wird es voraussichtlich pünktlich um 6 Uhr.

Wirst heute zu mir kommen? Ich freu mich schon drauf! Oh Du! Herzallerliebste mein!!! Du! Du!!! Du!!!!! Ich hab Dich so lieb, sooo unendlich lieb – wie nichts auf dieser Welt – Du! Du!!! Wohnst in meinem Herzen, dort, wo niemand sonst wohnen darf – niemand – nur Du allein!!!

Du! Du!! Du!!! Du!!! Du!!!!! Du!!!!! !!!!! !!!

Ich küsse Dich – ich hab Dich ganz sehr lieb! Ach Du! Geliebte – Dein Mannerli bin ich -

Ewig Dein [Roland]!

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Autor Roland Nordhoff
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Über den Autor

Roland Nordhoff

Foto von Roland Nordhoff. Nahaufnahme, Person sitzend in einem Fensterrahmen.
Ba-OBF K01.Ff2_.A39, Roland Nordhoff, 1940, wahrscheinlich Bülk, Fotograf unbekannt, Ausschnitt.

 

Roland Nordhoff wurde 1907 in eine bürgerliche Familie in einem ländlichen Dorf im östlichen Sachsen, Kamenz, hineingeboren. Nachdem er ein Musikstudium aufgegeben hatte, arbeitete er als Dorflehrer in Oberfrohna, nahe Chemnitz. Im Frühjahr 1938 wurde er nach Lichtenhain in Sachsen versetzt

Über die Korrespondenz

Oberfrohna

Fotografie des Brautpaars Nordhoff am Tag ihrer Hochzeit vor dem Portal der Kirche.

Das Konvolut aus Oberfrohna befindet sich gut erhalten in privaten Händen in Deutschland. Es umfasst 24 Aktenordner mit ca. 2600 Briefen, die zwischen 1 und 20 Seiten lang sind. Der Briefwechsel beginnt im Mai 1938 und dauert, mit einigen kurzen (Urlaubs bedingten) Unterbrechungen, bis Februar 1946