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[OBF-430212-001-01]
Briefkorpus

Freitag, den 12. Februar 1943

Geliebtes, teures Herze mein! Liebe, liebste [Hilde] mein!

Siehst Du denn meine Bäcklein glühen? Herzelein? Weil das Mannerli gesund ist — ja, Gottlob, es ist gesund – oh Du! daß sie so glühen ist doch, weil Du mich so liebhast, weil Du so lieb zu mir kommst. Oh Schätzelein! Herzelein!!! Du! Du!!! Es ist mir doch gar nicht wie schreiben, wenn ich all Deine große Liebe empfange – oh Du! Du!!! Da ist nur ein Sehnen, hin zu Dir! Das liebste Menschenkind zu schauen, das sooo mich liebhat, das ich sooo liebhabe — oh Herzelein! da ist nur ein Drängen zu letztem Eins- u. Nahesein. Oh Du! Da ist nur ein Wunsch, unser Lieben und Einssein vollkommen zu machen, ganz sichtbar zu erleben – oh Du, Geliebte mein – weißt Du noch? Herzelein an Herzelein - und nichts mehr trennend zwischen uns: Ferne, und Menschen, und Dinge – nichts mehr – Herzelein an Herzelein, und Mündelein an Mündelein — und so innig lieb verschränkt, daß ich mich selbst ganz vergesse und nur Dich noch fühle mit allen Sinnen — Dich, mein liebes, liebstes Weib, mein alles — und Dich umfange mit Herz und Sinnen – mein Glück, meine [Hilde], Einziggeliebte!!! Oh Du! Du!!!

Die Herzensliebe, in ihrem Überfluß flammt sie auf zur Sinnenliebe – drängt sie zu Zeichen und Gestalt, zum Einssein, zum Kindelein.

Aber die Sinnenliebe hat nicht die Herzensliebe ohne weiteres zum Gefolge.

Oh Herzelein, Du! Wir wissen es, wie die Herzen leidenschaftlich zueinanderdrängen können, vielmehr als äußerer Ring der Sinne. Wie die Bande der Herzen tausendmal fester und inniger verbinden. Oh Du! Geliebte mein!!! Wenn Du so lieb verstehend zu mir kommst wie heute in Deinen lieben Boten vom Sonntag und Montag, dann fühle ich, wie mein ganzes Wesen, mein Herze sich öffnen möchten und sich ergießen in Dich, wie alle Grenzen des Selbst sich öffnen möchten zum Du – oh Geliebte! Geliebte! Tiefbeglückt laß ich Dich ein, und öffne mein Herz Deiner Liebe – aber so will auch ich mich in Dein Herz ergießen – einssein mit Dir! einssein mit Dir!

Ach Du! Du!! Bist dem eigensinnigen Mannerli sein Ureigen? – oh ja – Du bist’s, Du bist’s – liebstes, herzaller – liebstes Weib!!! Und bist es glücklich, ganz glücklich!!!

Du bist mein! Du gehörst ganz zu mir! Bist mein Herzblümelein – ich bin Dein Sonnenstrahl.

Oh Herzelein! Ich fühle und erkenne es, daß Du so empfindest wie ich, daß Du Deinem Mannerli ganz folgen kannst. Oh Schätzelein, Herzelein! So, wie ich Dich schaue — so bist Du, Erfüllung bist Du mir – und Dein geliebtes Wesen macht doch all meinen Glauben an das Weib erst recht lebendig – oh Du! sollst mein liebstes, feinstes Herzblümelein sein – will Dich doch zum glücklichsten Weibe machen – ja, Herzelein – das will ich!!!

Oh Du! Du!!!

Dein Sonnenstrahl, Dein Mannerli ist sooo glücklich: weil Du mich sooo liebhast! weil Du Dein ganzes Leben mir ausbreitest! weil Du mir Dich ganz aufschließt und sooo hold erblühst!!!!! Oh Du, Geliebte mein! Ich hab Dich erwig lieb! ! !

Am Sonnabend gab es also noch überraschend Einquartierung. Regen und Sturm daheim. Ja, wenn nun, das Mannerli noch dagewesen wäre, Du, wo hätten wir denn dann geschlafen?

Du! Ein paar Stunden hätte ich in Deinem lieben Schoß geschlafen – und ein paar Stunden Du in dem meinen – ja? Du!!! In welchem es sich sanfter ruht? – oh, Du! Du!!!

Ach, wer noch solch gastliches Dach findet in solchen Tagen.

Herzelein! Soll ich auch bald wieder einmal Dein Gast sein? – Gast? – oh, Du! Du!!! Bin doch vielmehr als Dein Gast – bin Dein [Roland] - Dein Mannerli, Dein Lebensgefährte – Dir angetraut, einander anvertraut durch Freud und Leid bis zum Tode – oh, Gott sieht es und weiß es — bin Dein Herzensmannerli – und Du bist mein Herzensweiberl – Du!!!

Oh Herzlieb mein! weil ich zu Dir gehöre, habe ich doch einen Platz in dieser Welt – eine Pflicht – meinen [sic] Leben Sinn und Wert – ich bin nicht mehr allein – nicht mehr umhergestoßen – oh Du! Du!!!

Ich weiß nun einen Platz, der ist nur für mich – ich weiß einen liebsten Ort, eine Heimat, und weiß Dich dort: Zuflucht allzeit und vor jedermann – oh, bei Dir fände ich Aufnahme, wenn alle mich verstießen, wenn alle mich nicht mehr verständen.

Schätzelein! Herzelein! Ich geh jetzt ins Bettlein. Bin sooo müde. Hab ich mal noch 2 Stunden Schlaf vor Mitternacht. Bist mir böse drum?

Oh Du! Du!!! Ich nehm Dich doch mit! Überallhin - Du weißt es! – Und morgen früh kriegst ein feines Gutmorgenkussel – und jetzt ein liebes Gutnachtkussel. Oh Du! Du!!! Behüt Dich Gott!

Schlaf schön – und träum süß. Gut Nacht - Herzeli – Schätzeli – hast Deinem Mannerli sooviel Freude gebracht. Ich danke Dir! Du! Du!!! Ich liebe Dichüber alles! Dein [Roland],

Deines Herzensmannerli.

Geliebte mein! Du!!! Der Morgen ist nun freilich schon vorbei – aber das Mittagkussel kann auch fein sein – ja? Du! Du!!! Und lieb – lieb ist es immer gemeint! Oh Herzeli! Wenn ich Dein liebes Bildnis schaue — Du! Du!!! Dann kommt mir doch auch soviel Sehnsucht, Dich zu küssen – Du!!! Daß das Mün delein auch zum Küssen taugt, das weiß ich doch erst von meinem Herzensschätzelein – oh Du! Du!!!! So ein liebes, süßes gibt es doch nur ein mal! Mag doch nur Dein Mündelein küssen. Ach Herzelein!

Zeichen ist auch dieses Liebkosen – und das drängende Herze erst läßt alle Scheu überwinden – beim Mannerli auch das Gefühl des Ekels. Ja, Herzelein, das Mannerli hat doch richtig einen Instinkt für das Eigentum – es graut sich vor Fremdem.

Herzlieb mein! Ganz schnell bin ich eingeschlafen, hab, glaube ich, nicht einmal mein Gebet fertig gesprochen.

Hab auch geträumt – ganz kunterbunt - und mein Herzelein war auch, aber unsichtbar, im Traume. Eine Postkarte bekam ich in die Hand von Dr. H.. Darin machte er mir Vorhaltungen, daß ich Dich nicht zum Dienst im Roten Kreuz ließe. "Sie können darüber denken, wie Sie wollen – verstehen können Sie das nicht." - so habe ich geantwortet.

Ja, Herzelein, ich weiß sehr wohl, daß es schwer genug ist, eine etwas verquere Ansicht von Person zu Person dann zu vertreten. Man begegnet uns dann mit den Argumenten, die in Rundfunk und Presse jedermann als gültig und heilig eingehämmert worden sind. Und etwas ist dann, das verschlägt uns die Sprache, das hemmt uns, dem Fremden unsre Gründe preiszugeben und ihn in unser Inneres schauen zu lassen. Weißt, dann ist die wortkarge, norddeutsche Erwiderung – ohne jede Begründung – die beste, die es dem Partner überläßt, sich selber Gedanken zu machen.

Ach, Du, Geliebte mein! Ich kann Dir doch gar nicht deutlich genug sagen, wie glücklich ich darum bin, daß Du mich so lieb verstehst, daß Du mir gleich empfindest, daß Du mir so wesensverwandt bist.

Ach Du! Die Liebe verbindet uns so innig, daß wir ganz zueinander neigen müssen. Oh Du! Herzelein! Auf Pfaden, Rosenpfaden der Liebe schreiten wir – da werden zwei Herzen eines! – da scheinen Freude und Sonne – da werden alle Widerstände und Hemmnisse und Unterschiede der Liebe dienstbar.

Herzelein! Morgen will ich zum Gottesdienst gehen. Heinrich erzählte es: Es tritt hier in der Frauenschaft wieder mal ein Apostel der neuen Glaubens, ein Redner der Partei, auf, der den Frauen und Mädchen das Christentum verdächtig macht und hintenach sagt, davon soll in der Öffentlichkeit aber nichts gesagt werden.

Feiges Lumpenpack!

Herzelein! Mein Brieflein wird gar nicht lang heute. Aber es soll Dir sagen von meiner Liebe, oh Du!!!, von meiner großen Sehnsucht – Du bist mein Ein und Alles!

Du! Du!!! Ich hab Dich so lieb – sooo lieb!!! Und möcht es Dir sooo gern einmal zeigen – wie sooo lieb! Und möcht es mir zeigen lassen von Dir – oh Du! Geliebte mein!!! Du liebst mich! Und ich liebe Dich! Und bin sooo, sooooo glücklich in Deiner Liebe!

Behüt Dich Gott! Er segne all Deine Wege!

Bald komm ich wieder zu Dir, Herzelein! Sonnabend ist doch! Du! Wenn ich bei Dir sein könnte!!! Ich wollt Dich herzen – und küssen – oh Du! Und wollt' Dir ganz nahe sein – Herzelein an Herzelein! Wolltest Du es auch? Ich glaub, wir müßten es! Du!!! Liebstes, herzallerliebstes Weib, meine [Hilde]!!!

Ich liebe Dich! Liebste! Feinste! Mein Alles, Du!!!!! !!!!! !!!

Ewig Dein

[Roland]

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Autor Roland Nordhoff
Korrespondenz Oberfrohna
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Über den Autor

Roland Nordhoff

Foto von Roland Nordhoff. Nahaufnahme, Person sitzend in einem Fensterrahmen.
Ba-OBF K01.Ff2_.A39, Roland Nordhoff, 1940, wahrscheinlich Bülk, Fotograf unbekannt, Ausschnitt.

 

Roland Nordhoff wurde 1907 in eine bürgerliche Familie in einem ländlichen Dorf im östlichen Sachsen, Kamenz, hineingeboren. Nachdem er ein Musikstudium aufgegeben hatte, arbeitete er als Dorflehrer in Oberfrohna, nahe Chemnitz. Im Frühjahr 1938 wurde er nach Lichtenhain in Sachsen versetzt

Über die Korrespondenz

Oberfrohna

Fotografie des Brautpaars Nordhoff am Tag ihrer Hochzeit vor dem Portal der Kirche.

Das Konvolut aus Oberfrohna befindet sich gut erhalten in privaten Händen in Deutschland. Es umfasst 24 Aktenordner mit ca. 2600 Briefen, die zwischen 1 und 20 Seiten lang sind. Der Briefwechsel beginnt im Mai 1938 und dauert, mit einigen kurzen (Urlaubs bedingten) Unterbrechungen, bis Februar 1946