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[OBF-430403-001-01]
Briefkorpus

Freitag, den 2. April 1943

Geliebtes, teures Herze! Meine liebe – liebste [Hilde]!

Die Kombüse hat dem Tage heute doch mal eine kleine Änderung gebracht. Um 5 Uhr sollte es den Fisch geben. Darum hatten wir unsre Federn und Tintenfässer eine Stunde früher weggepackt. Es gab einen Kochfisch, Donauwels, mit breitem Kopf, forellenartigem, grätenarmen Leib – die braune Butter fehlte am rechten Geschmack.

Das Mannerli hat sich dann gleich ein Huschel ins Stübchen gemacht – und ein Feuer in den Badeofen bei Kameraden – hat ein feines Wannenbad genommen – das letzte vor der Reise? – und wenn mein Fraule dann ein sauberes Mannerli haben will, wird es müssen ins Wännlein stecken.

Ja, nun sitze ich wieder über dem Schreibebrief – 2. April — Du! rückt unsere Zeit doch immer näher: ich habe doch noch keine Auskunft, nur eine Andeutung von Z., daß ich würde fahren können, wenn Maat L. zurückkommt. Ich glaube, nun bleibt es ungewiß bis zuletzt. Aber ich glaube mit Dir an unser Wiedersehen und bereite nun ab morgen alles vor. Will auch ab morgen nicht mehr so viel schreiben – ist ja doch noch eine Menge zu tun! Die Wohnung, meine Arbeit übergabebereit machen. Na, ich kann jetzt gar nicht alles aufzählen – es ist reichlich genug. Morgen werde ich mit U.v.D. dransein, bin ich auch ein wenig angebunden. Herzelein, es ist nun so: wenn mein Urlaub genehmigt wird, dann fahre ich am 2. Tage nach Heinrichs Rückkehr. Montag soll er zurück kommen – kann ich Mittwoch fahren. Sollte er später zurückkommen, entsprechend später. Bevor er nicht zurückkehrt, kann ich nicht wegfahren.

Der Urlaub ist doch schon wieder neu geregelt worden! Eigentlich zu unseren Gunsten. Es gibt für mich zu den 20 Urlaubstagen ab Szolnok 4 Reisetage, also noch zwei mehr, als wir gerechnet hatten. Na, das wird sich alles finden. Ach Du! Du!!! Daß die Räder wieder einmal rollen sollen – heimwärts – auch für das Mannerli! Ach, das ist ein so wundersamer, wunderseltener Gedanke. Ist nun schon wieder ein Halbjahrsabschnitt um. Man bekommt richtig ein Maß dafür. Soll nun freilich nicht mehr gelten – na, abwarten. Ach, was haben wir nun im Anfang gehofft auf ein baldiges Ende. Wie mancher hat sich da verhofft. Und noch ist dieses Ende überhaupt nicht zu sehen.

Sonnabend, den 3. Aprll 1943

Herzelein! Geliebte mein! Soweit schrieb ich gestern am Abend. Dann überfiel mich die Müdigkeit, ich habe mich auf mein Bettlein gestreckt und bis gegen 11 Uhr geschlafen. Weil es dann so fein still war, habe ich noch mit meinem Herzensschätzelein gesprochen, aber das ist nicht in diesem Boten zu sehen. Und so war es wieder spät geworden. Ab heute geht das Mannerli fein zeitig ins Bett, damit es fein ausgeruht zu Dir kommt. Heute wird es zwar noch einmal nach 11 Uhr, weil ich U.v.D. bin, dafür ist ja aber morgen erst 7 Uhr Wecken.

Ja, Herzlieb, heute drängte sich in den Vormittag eine Menge Arbeit – und in den wenigen freien Minuten habe ich an der Übergabe gearbeitet, Befehle geordnet usw. Gegen 1 Uhr bin ich erst zum Mittegessen gekommen und gleich danach mußte ich mein Amt antreten. Da ist auf diese Weise der Freitagbote liegengeblieben. Ach, Du bist mir nicht bös darum – weißt, wie ich nur ganz bei Dir bin, in diesen Tagen erst recht – Mannerli rüstet auf das Kommen. Oh Geliebte! Geliebte!!! Ach Du! sind nur noch lauter Äußerlichkeiten – im Herzen bin ich lange schon gerüstet. Mein Herzelein wird nun heute abend auch rechtschaffen müde sein vom Waschfest. Fein war das Wetter bei uns ja nicht gerade heute - am Himmel zogen gewitterartige Schauer, das erste Mal, daß ich es in diesem Jahr beobachte. Aber daheim kann es ja besser gewesen sein.

Mein Herzlieb ist heute im Boten so lieb, sooooo lieb zu mir gekommen!!! O Du! Herzelein, mein Herzlieb – hab Dank, hab von Herzen Dank! Du hast mich sooo lieb! Du verstehst mich so ganz und bist mir sooo nahe! Bist doch wahrhaft mein liebes Weib – mein Herzensfraule! Oh Geliebte! Wie machst Du mich sooo glücklich! Wie rufst Du mich heim, ziehst mich heim mit Deiner Liebe Gewalt – oh Du! Du!!! Will doch kommen! Will Dir doch heimkehren! Will einkehren bei Dir! Heimat suchen und Heimat Dir sein – Du! Du!!! Oh Herzelein! Mit Dir ist alles Liebe Glück und Reichtum! Mit Dir erlebe ich das Wunder tiefer, wahrer Herzensliebe! Oh Du! Du?!! Wir wissen um ihren Quell – und hüten ihn!. Oh Herzelein! Ich stimme glücklich in Deine Freude! In Deine Freude, in Deinen Herzensjubel! Geliebte! Geliebte!!! Herzallerliebste mein! Oh Du! Mein! Mein!!! Mein Herzennsfraule! Mein liebes Weib!

Mein Herzensweiberl! Du! Du! Du!!!!! !!!!! !!! Mein liebstes, bestes, einziges – ach Du, Du! allerallerliebstes Herzensfraule! Ich liebe Dich! Ich liebe Dich! Du! Du!!! Mein Alles! Mein Alles, Du!!!!! !!!!! !!!

Herzelein! Gleich wird die Post wieder gehen. Hab so wenig Zeit für Dich – nein – ich brauche sie alle für Dich – für Dich! Geliebte!!! Ich rüste doch! Will doch zu Dir kommen! Oh Herzelein! Zu Dir! zu Dir! Du, hast alles bereitet! Du wartest mein!

Oh Herzelein! Ich will kommen! Will kommen - zu Dir kommen! Dein Mannerli! Dein glücklichstes Mannerli!

Gott walte es! Er behüte Dich!

Ich küsse Dich. Ich liebe Dich – Du!

Dich – Dich – Dich sooo ganz allein!!!

Oh Herzelein – aus tiefstem Herzen!

Dein [Roland].

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Autor Roland Nordhoff
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Über den Autor

Roland Nordhoff

Foto von Roland Nordhoff. Nahaufnahme, Person sitzend in einem Fensterrahmen.
Ba-OBF K01.Ff2_.A39, Roland Nordhoff, 1940, wahrscheinlich Bülk, Fotograf unbekannt, Ausschnitt.

 

Roland Nordhoff wurde 1907 in eine bürgerliche Familie in einem ländlichen Dorf im östlichen Sachsen, Kamenz, hineingeboren. Nachdem er ein Musikstudium aufgegeben hatte, arbeitete er als Dorflehrer in Oberfrohna, nahe Chemnitz. Im Frühjahr 1938 wurde er nach Lichtenhain in Sachsen versetzt

Über die Korrespondenz

Oberfrohna

Fotografie des Brautpaars Nordhoff am Tag ihrer Hochzeit vor dem Portal der Kirche.

Das Konvolut aus Oberfrohna befindet sich gut erhalten in privaten Händen in Deutschland. Es umfasst 24 Aktenordner mit ca. 2600 Briefen, die zwischen 1 und 20 Seiten lang sind. Der Briefwechsel beginnt im Mai 1938 und dauert, mit einigen kurzen (Urlaubs bedingten) Unterbrechungen, bis Februar 1946