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[OBF-430407-001-01]
Briefkorpus

Mittwoch, den 7. April 1943

Herzallerliebstes Schätzelein! Meine liebe liebste [Hilde]!

Ich schreib Dir noch einmal, Herzliebes! Bin heute vielleicht das letzte Mal allein im Stübchen. Ich hoffe doch, daß Heinrich morgen kommt. Ach, es war schön, so allein, Dein [Roland] weiß das zu schätzen. Hast bange, daß ich später auch mal so allein sein möchte? Hast mir doch auch ein Zimmerle dazu gekauft – Frauenzimmerle! Hast ja soviel Kraft, wirst schon die Tür noch aufbringen zum Herrenzimmerle – gelt? Du! Du!!! Du kannst mein Alleinsein doch gar nicht stören – Du kannst es nur vertiefen. Ja, Herzelein! Mit Dir ist doch die Zweisamkeit – und die ist noch tiefer als die Einsamkeit – Du!!! Herzelein! Bist heute noch einmal im Freitagboten lieb zu mir gekomman. Hätte ihn also auch noch bekommen, wenn ich heute gefahren wäre. Darfst nicht so bös denken, daß man in meiner Abwesenheit die Post antasten würde. Ich bin auch mißtrauisch – und so ganz verbürgen könnte ich mich für niemanden. Aber die Frauensleute bekommen meine Post nicht in die Hand. Ich hätte dem Postillion meine Weisungen gegeben, der ist zuverlassig, er besucht mich manchmal. Aber es ist schon recht, daß Du die Briefverkehre mit mir abbrichst, streitbares Fraule. Mußt nun freilich auch alle Folgen tragen: „die ich rief, die Geister, werd ich nun nicht los – –" - ich glaube, das Mannerli wird diese Kampfansage aufnehmen und eines Tages sich zum Kampfe stellen – nicht nur als Geist. Ja, nun hast ja etwas angerichtet, gelt?

Ach Du! Du!!! Wie wartest Du mein so lieb, sooo lieb! Wie glaubst Du sooo sehr an mein Kommen – und ich will doch kommen – oh Herzelein – ich will zu Dir kommen – Du!!! Oh Herzelein. Ein großes Geschenk erwarten wir beide wieder einmal.

Oh, laß uns Gott recht danken! Und so soll es sein, wie Du es schriebest in diesen Tagen: Voreinander wollen wir alle tiefe Herzensfreude des Wiederhabens ausbreiten – vor den anderen aber wollen wir ernst und still gehen, daß wir ihren Neid nicht erwecken. Oh Geliebte! Und so ist uns bisher doch auch jeder Urlaub ein Fest des Herzens gewesen, tiefer innerer Freude – fern allem lauten, öffentlichen Getue – ach Du! Du!!! rechte innere Einkehr zueinander und zu uns selbst.

Herzelein! Schreibst mir im lieben Freitagboten, daß euer Waschfest nun glücklich beendet ist. Ich freue mich mit. Die Wäsche wird Euch nun noch ein wenig beschäftigt haben, vielleicht noch heute beschäftigten [sic], weil das Wetter nun so ungeraten war.

Ja, zum ersten Termin hatte das Mannerli schönes Wetter bereit – aber das wolltet Ihr ja nicht. Ja – ist mein liebes Fraule nun stärker geworden vom Waschbrett – Rumpeln oder schwächer? Na, ich werd es erfahren – ja?!! Mein Schätzelein ist kein Zimperpüppchen – nein, das wollte ich auch nicht – ist aber auch kein Dragoner – das wünschte ich mir auch nicht, so einen derben Holzknecht, der überhaupt nichts spürt, wenn es nicht so grob ist wie ein Klafter Holz - das wäre auch kein liebes Herzensfraule dann.

Ja, und nun erkenne ich, wie die Ungeduld Dich schon gepackt hat, ach Du! Du!!! Liebes, Liebstes! Kannst sooo sehr Dich freuen, weil Du mir so lieb und treu warst immer. Oh Du! Geliebte mein! Der Garten, das Land der Liebe soll sich uns wieder auftun in aller Pracht, mit all seinen Wundern – dies Land, das wir täglich treu bestellten und einander ganz bewahrten, wir sollen es jetzt miteinander für kostbare

 

[Brief ist unvollständig]

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Autor Roland Nordhoff
Korrespondenz Oberfrohna
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Über den Autor

Roland Nordhoff

Foto von Roland Nordhoff. Nahaufnahme, Person sitzend in einem Fensterrahmen.
Ba-OBF K01.Ff2_.A39, Roland Nordhoff, 1940, wahrscheinlich Bülk, Fotograf unbekannt, Ausschnitt.

 

Roland Nordhoff wurde 1907 in eine bürgerliche Familie in einem ländlichen Dorf im östlichen Sachsen, Kamenz, hineingeboren. Nachdem er ein Musikstudium aufgegeben hatte, arbeitete er als Dorflehrer in Oberfrohna, nahe Chemnitz. Im Frühjahr 1938 wurde er nach Lichtenhain in Sachsen versetzt

Über die Korrespondenz

Oberfrohna

Fotografie des Brautpaars Nordhoff am Tag ihrer Hochzeit vor dem Portal der Kirche.

Das Konvolut aus Oberfrohna befindet sich gut erhalten in privaten Händen in Deutschland. Es umfasst 24 Aktenordner mit ca. 2600 Briefen, die zwischen 1 und 20 Seiten lang sind. Der Briefwechsel beginnt im Mai 1938 und dauert, mit einigen kurzen (Urlaubs bedingten) Unterbrechungen, bis Februar 1946

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