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[OBF-430221-001-01]
Briefkorpus

Sonnabend, den 20. Februar

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Geliebtes, teures Herz! Liebe, liebste [Hilde] mein!

Herzelein! Wo bist denn? Hab schon den zweiten Tag nichts von Dir gehört! Ist wohl der Besuch schuld in F..

Aber die lieben Päckchen sind gekommen!

Und mein Herze sagt es mir, daß mir das Deine schlägt in Liebe und Treue. Ach Du! Anders kann ich mir’s doch auch nicht mehr denken. Du liebst mich! Du liebst mich – so treu und stet wie ich Dich liebe – bis in den Tod!

Herzelein! Anders geht es nimmer. Oh Du! Anders würd ich ja irre an dieser Welt. Oh Du! Geliebte mein! Ich lieb Dich doch zu sehr!

Bin heute in der Stadt gewesen. War ½ 4 Uhr schon wieder zurück. Wo nur die Stunden seither geblieben sind. Mannerli hat dann Päckchen gemacht. An Siegfried und Hellmuth auch eines mit etwas Gebäck zum Naschen – Geburtstag ist ja nur einmal im Jahre - na, und Kindelkriegen auch; denn Geburtstag hat Hellmuth jetzt nicht.

Ein paar Kleinigkeiten waren auch für die Lieben im Sachsenlande einzuwickeln, auch ein Speckpäcklein wieder. Teilst es wieder recht, gelt Herzelein? Hab auch meinem Herzlieb was feines mitgebracht – steht hier neben mir auf dem Tische, daß ich mal dran riechen kann und mir Deine Freude malen kann – bist neugierig? Ich glaub, Du kennst Deinen Bademeister gar nimmer!

Du! Du!!!!!

Herzlieb! Bist doch so lieb, sooooo lieb zu mir gekommen in Deinen Päcklein – 6 sind nur angekommen, ob eines gemaust worden ist? – so Süßlieb – Du!!!! Süßes, liebes, Herzensweiberl! Du! Das Süßeste hab ich ganz schnell aufgegessen, daß es mir gar niemand nehmen kann. Hab Dich doch eingelassen, ins Stübel – und auf meinem Bettlein hab ich alles ganz liebheimlich ausgepackt – Du, hat all seine Geduld zusammengenommen, das Mannerli, und hat das liebe Geschenk fein artig ausgewickelt – ach Du! und hat erst nach dem Brieflein gelangt in jedem Päckchen, nach dem Herzensgruß, Geliebte – und den hab ich ins Herze eingelassen – und hab dann nach der Süßigkeit gelangt – und die hab ich mir einverleibt – das weißt doch, wie, gelt? Ob ich das liebe Zeichen auch schaute?

Oh Geliebte, den liebheimlichsüßesten Weib [unklar]? – Du!!!!! !!!!! !!! Herzensweiberl!

Ob ich glücklich bin darum? – Du! Herzallerallerliebstes! – Aber wenn ich noch näher kommen soll — dann mußt Du mich doch einlassen – Du! Du!!! Du!!!!! !!!!! !!! Ich hab Dich doch wieder so sehr lieb – Du!!! Meine [Hilde]! Du kannst Deinen [Roland] ganz ganz glücklich machen – Du allein! Du allein!!! Oh – Du liebst mich! Du liebst mich! Und mit Dir mag ich den Rosenpfad der Liebe gehen - oh Geliebte! mit Dir will ich durch dieses Leben gehen - mir Dir soll ich gehen – und mit Dir geh ich doch am allerallerliebsten – oh Herzelein! alle Lust und alle Freude ist wach, mit Dir zu gehen – das ganze Leben in mir ist froh bereit dazu – ich hab Dich lieb – hab Dich recht von Herzen lieb.

Und Du hast mich wieder so lieb. Oh Herzelein! Sagst es mir doch in Deinem lieben Sonnabendboten, wie ich es Dir auch sagen möchte: Bist mein bestes Teil, mein zweites, anderes Ich. Ist keine andre Sehnsucht in mir als die nach dem Einssein, dem Innigverbundensein mit Dir!

Oh Du Geliebte! Und Du liebst mich, wie ich Dich liebe: so eigensinnig, so ganz, hältst mich an allen Herzenszipfelein. Du gehst daheim als mein treues Weib! als meine liebe Frau, als ginge ich immer mit Dir! – Oh Du, Geliebte! Das ist doch auch der einzige Dienst, den wir uns über die Ferne tun können – wo wir doch noch viel mehr möchten – wo wir doch noch viel lieber uns bekennen möchten. Ach Du! Geliebte! Im Herzen, voreinander, können wir uns doch ganz bekennen – da breiten wir doch unsre Herzen einander aus. Und vor den Menschen? – Ach Du! Wo das Herz eine lautere, reine Frucht der Liebe ist, da kann der äußere Mensch nichts anderes sein als sein Spiegel, sein Ausdruck.

Oh Geliebte! Du, weißt – wie ich mich vor den Menschen auch ganz ganz zu Dir bekenne. Weißt, welcher der höchste Ausdruck, die letzte Probe dieses Bekennens ist?

Wenn Du froh und stolz und glücklich unser Kindlein trägst, dort wo Du den Menschen begegnest – und wenn ich Dich lieb geleite dann — oh Herzelein! Wie lieb wollte ich Dich geleiten! Dich schützend! Mein Eigen! Mein liebes Weib! Du! Du!!!

Oh Herzelein! Wie es den Menschen zeigen, daß Du ganz zu mir gehörst samt dem Kindlein, daß wir Eines sind, ein lebendiger, liebender Wille - daß die Menschen etwas spüren sollten von unserem hohen Willen, von unsrer hochgemuten Liebe! Daß wir ganz ganz ein liebend Paar sind.

Herzelein! Ich möcht mich so gern zu Dir bekennen – Du weißt es. Ach, möchte so tief gezeichnet sein als Dein Eigenstes – aber die Menschen sollen es gar nicht erfahren ganz — und im Herzen bin ich gezeichnet – oh Geliebte, mehr als gezeichnet – ganz umgewandelt, ganz Dir bereitet alles – Du weißt es!

Oh Geliebte! Mich kann Dir niemand nehmen. Ich bin ein Mann – und bin damit geschützt vor Annäherungsversuchen. Und lasse mir in Deiner Abwesenheit niemanden nahekommen – und möchte man mich prüde nennen – oh Herzelein! Wenn Menschen so lange voneinander getrennt sein müssen wie wir jetzt, wenn wir nicht wie sonst einander liebestrahlend festhalten können – dann ist es einfach ein Gebot treuer Liebe: wenn Du mir nicht nahe sein kannst – dann dürfen es andre erst recht nicht!!! Wie könnte ich zu dem Schmerz der Sehnens nach dem Nahesein Dir den anderen zufügen – daß ich andre mir nahesein ließe! Oh Geliebte! Du hast nach wie vor ganz allein Zutritt zu meinem Herzen - hast ihn jetzt erst recht – und treue Liebe hält die Wacht!

Ach Herzelein! Erfüllung, Erfüllung ist mir solch Lieben doch!!! Einem Menschenkinde, meiner [Hilde]! in treuer Liebe ganz gehören!!!

Ach, wenn es Dich glücklich macht – daß ich Dich so lieben muß – Dir ist doch Leib und Leben ganz geweiht!

Und wenn Gott es will – so werd ich Dir heimkehren mit all meiner Liebe – Dein [Roland] – ganz Dein! immer ganz Dein!!! Oh Herzelein! Einsam ging ich schon sooo lange, abhold flacher Geselligkeit – aber mein Herz bereitend tiefster Herzensgemeinschaft mit dem geliebten Weibe.

Ach, und wenn ich jetzt einsam gehe – Du bist ja immer bei mir! in meinem Herzen ist seliges Sehnen nach dem liebsten Weibe – in meinem Herzen schlägt froheste Gewißheit des Besitzes köstlichster, unersätzlicher Liebe.

Oh Herzelein!

Ich suche diese Zweisamkeit, ich liebe sie – Du weißt es. Und ich lasse sie mir nicht rauben. Und ich halte mich allein – ganz glücklich – mit Dir – für Dich! Auch wenn nun der Sommer kommt, vielleicht mit Gelegenheit zu Geselligkeit – Dein Mannerli ist dazu nicht zu gebrauchen – es ist jetzt Soldat – und wenn es nicht Soldat wäre, dann wäre es ganz wo anders – und in den Stunden, da es nicht Soldat sein muß, da kann es niemand abhalten, da kann es niemand halten, davonzueilen – zu meinem lieben jungen Weibe – das daheim wartet – oh Du! wie könnt ich Dich warten lassen! Liebstes mein!!! Du! Du!!! Hab Dich ganz sehr lieb! Mag Dich, gar nicht warten lassen – mag Dir gar keinen Schmerz bereiten – lauter Freude und Liebes nur!!!

Oh Herzelein – möcht alle Liebe und Freude und alles Glück Dir schenken, das ich selber empfinde – möcht Dich ganz sehr glücklich machen – trag doch ein Bild im Herzen von einem ganz glücklichen Herzensweiberl – Du! Du!!! Du bist es!!! Magst Du mein ganz glückliches Schätzelein sein? Oh Du! Herzelein! Das ist doch unser Glück: daß wir einander ganz glücklich machen können, daß wir beide das Bild guter, hoher Liebe in unseren Herzen tragen, daß unsre Herzen so wundersam zusammenschlagen.

Herzelein! Machst doch Dein Mannerli ganz glücklich – wie kein andres Weib es wieder kann! Herzlieb! Ganz tief geborgen bin ich in Deiner Liebe! Oh Du! Wundersam geborgen in Deinem Herzen, Deiner Liebe! Oh, Du bist mein! Mein Eigen! Mein Ureigen! Ganz eins mit mir! Und das macht Deinen [Roland] ganz glücklich! Herzelein! Gut Nacht nun! Will noch lieb Dein denken – wenn ich jetzt ins Bettlein gehe – ganz brav – fürs Herzensfraule und fürs Kindelein!ach Du! Du!!! Ich küsse Dich ganz lieb! Meine liebe [Hilde]!

Herzelein! Geliebte mein! Guten Morgen – guten Morgen – und – drei liebe Sonntagsmorgenküßchen – aber ist doch jetzt gerade Sonntagmorgenbetrieb, Vater und Mutter daheim – müssen wir uns mal ins Kämmerle stehlen – Fraule vornweg, Mannerli hinterdrin! Du – ist doch gut, daß die Liebe Mutsch umgeht - sonst wird gar ein zu liebs langes Küßchen daraus – gelt? Du! Du!!!!

Ist bei Euch daheim auch solch schöner Sonntagmorgen? Ganz frühling haft [sic]. Dein Mannerli war schon einmal zur Dienststelle, ist aber gleich wieder zurück, um mit dem Schätzeli zu plauschen. Bin ganz allein im Stübel – Mannerli ist auch schon ganz glatt – aber das Küßchen ist doch schon vorbei!

Und dann, um 11 Uhr, will ich am Rundfunk dem Sinfoniekonzert lauschen.

Ich schneiede Dir das Programm gleich mal aus. Sind heute bulgarische Gäste da. Ja, überall wird musiziert – überall ist die Kunst der Lichtschein, um den sich lichthungrige Seelen scharen – in allen Ländern – und zumeist um die deutsche Kunst.

Herzelein! Das ist auch eine Herrschaft, ist auch eine Gefolgschaft – mir dünkt, es sei die schönste, die herrlichste – und ist keine Zwangsherrschaft – und das deutsche Volk kann keine höhere Aufgabe sich stellen, als das Erbe seiner Meister zu bewahren, und den Anschluß und an den Geist der großen Werke seiner Meister wiederzugewinnen.

Herzelein! Darum ist auch keine größere Herrschaft unter den Menschen als die des Gottesreiches – eine Herrschaft über die Seelen; die Liebe das Licht, zu dem die Menschen sich drängen und flüchten vor der Finsternis.

Überall in der Welt ist noch nicht das Christentum.

Und ein Volk, das dieses Christentum recht angenommen hat, wird auch die Verpflichtung fühlen, es auszubreiten.

Die Botschaft der Gottesliebe, ihr Wirken unter den Menschen, wird überall verstanden – und sie ist etwas, das keinem Menschen schadet oder ihn schändet oder ihn verbiegt.

Es ist viel geschmäht worden über die Missionsarbeit unter den Schwarzen.

Laßt sie schwarze wilde Heiden bleiben – laßt sie in Frieden.

Aber man ließ sie auch anders nicht in Frieden, hat sie übervorteilt, ausgenutzt, und hat ihnen die Laster des Weißen gebracht.

Und andersherum hat die Missionsarbeit unsrer Kolonialarbeit wertvollste Dienste geleistet, indem sie die Krankheiten eindämmte, indem eine tatsächliche Verständigung mit den Fremdvölkern anbahnte und ihnen ganz uneigennützig sich nahte.

Herzelein! Gleich wird das Konzert beginnen. Mannerli will fein hinhören. Möchtest mit mir zuhören – Hand in Hand – Herz an Herzen – oh Du, Geliebte mein! Daß sie miteinander zum Schwingen kommen – daß mein Herze auch ganz dort ist, wo das Deine ist – oh Du! nichts ersehne ich mehr, als solche Herzensgemeinschaft mit Dir – Du!!! dann kommen wir einander noch näher – Herzelein!

Oh Du! Geliebte! Wo wäre schönere Hoffnung als darauf? Worum lohnte sich mehr auszuharren in Liebe und Treue?

Oh Du! Meine [Hilde]! Ich vertraue Dir ganz! Fühlst Du meine Liebe, mein Vertrauen ganz bei Dir? Unsre Liebe, gegründet für dieses ganze Leben – das ganze Leben dieser Liebe geweiht – der ganze Lebesweg ein Rosenpfad [unklar] der Liebe –

Oh Du! Geliebte mein! Und ich fühle bei mir Dein ganzes, letztes Vertrauen – süßeste Last! – ach Herzelein! Mit der Liebe hast Du doch Eingang in meines Herzens, in meines Wesens Tiefe – Du lebst in mir!

Oh, walte Gott über unsrer Liebe!

Behüte er mir Dich auf allen Wegen!

Herzelein! Bald komme ich wieder zu Dir!

Leb wohl! Ich küsse Dich herzinnig! Ich habe Dich sooo lieb!! Soooo lieb!

In Liebe und Treue

ewig Dein [Roland],

Dein glückliches Mannerli.

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Autor Roland Nordhoff
Korrespondenz Oberfrohna
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Über den Autor

Roland Nordhoff

Foto von Roland Nordhoff. Nahaufnahme, Person sitzend in einem Fensterrahmen.
Ba-OBF K01.Ff2_.A39, Roland Nordhoff, 1940, wahrscheinlich Bülk, Fotograf unbekannt, Ausschnitt.

 

Roland Nordhoff wurde 1907 in eine bürgerliche Familie in einem ländlichen Dorf im östlichen Sachsen, Kamenz, hineingeboren. Nachdem er ein Musikstudium aufgegeben hatte, arbeitete er als Dorflehrer in Oberfrohna, nahe Chemnitz. Im Frühjahr 1938 wurde er nach Lichtenhain in Sachsen versetzt

Über die Korrespondenz

Oberfrohna

Fotografie des Brautpaars Nordhoff am Tag ihrer Hochzeit vor dem Portal der Kirche.

Das Konvolut aus Oberfrohna befindet sich gut erhalten in privaten Händen in Deutschland. Es umfasst 24 Aktenordner mit ca. 2600 Briefen, die zwischen 1 und 20 Seiten lang sind. Der Briefwechsel beginnt im Mai 1938 und dauert, mit einigen kurzen (Urlaubs bedingten) Unterbrechungen, bis Februar 1946