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[NGM-400618-004-01]
Briefkorpus

[*] Hbg.-Bergedorf, d. 18.6.40.

Mein lieber [Heinrich]!

Heute war ein arbeitsreicher Tag für mich. Herr M. hatte besonders viel für mich zu tun. Jetzt soll ich noch für Herrn Sch. schreiben u. dabei bin ich so entsetzlich müde, denn heute nacht haben wir einmal wieder aufmüssen. Es ist nicht so sehr schlimm gewesen, aber trotzdem hat es ganz erheblich geknattert. Ich bin sogar von selbst aufgewacht.

Daß Frankreich im Begriff ist zu kapitulieren, daß [sic] ist doch fabelhaft. Was wohl der Duce und der Führer für Bedingungen geben. Hoffentlich dauert es dann mit England nicht mehr allzu lange. Bis jetzt gehen wir ja noch immer weiter nach Frankreich hinein. Die Waffenschmiede Le Creusot [sic] liegt doch immerhin schon ein ganzes Stück nach Frankreich hinein.

Herzliche Grüße

Deine [Hannelore]

Das Oberkommando der Wehrmacht gibt am 18. Juni1940 bekannt:

Der militärische Zusammenbruch Frankreichs schreitet unter dem Druck unserer rastlosen Verfolgung rasch vorwärts. Zwischen Caen und Le Mans ist die Orne an mehreren Stellen überschritten, die Loire aufwärts Orleans bis Nevers und südöstlich davon erreicht. Wie schon durch Sondermeldung bekanntgegeben, haben schnelle Truppen das französische Rüstungszentrum Le Creusot besetzt und die Festung Belfort genommen. Die Festung Dijon ist kampflos gefallen. Einer kühn vorstossenden beweglichen deutschen Abteilung hat sich auch die Festung Metz ergeben. Von dort aus wurden nunmehr die noch verteidigten Abschnitte der Maginotlinie beiderseits Diedenhofen auch rückwärts angegriffen. Der Durchbruch durch die Maginotlinie südlich Saarbrücken wurde bis an den Rhein-Marne-Kanal erweitert. Am Oberrhein schreitet der Angriff gegen die Vogesen vorwärts. Colmar ist genommen. Allein am gestrigen Tag sind über 100 000 Gefangene gemacht worden. Die Beute umfasst die gesamte Ausstattung zahlreicher französischer Divisionen und mehrerer Festungen.

Die Luftwaffe setzte den Verfolgungskampf gegen den zwischen der atlantischen Küste und der oberen Loire zurückflutenden Gegner fort.

Besonders erfolgreich war ein Luftangriff auf den mit Transport-, Munitions- und Betriebsstoffzügen überfüllten Bahnhof Rennes. Mit gewaltigen Explosionen flogen ganze Züge in die Luft. Unter den Truppen brach eine ungeheure Panik aus.

In der Loire-Mündung gelang es, die bisher grösste Angriffswirkung auf feindliche Transportschiffe zu erzielen. Gewaltiger Schiffsraum wurde vernichtet oder schwer beschädigt. unter den getroffenen z.T. als beladen erkannten Schiffen befanden sich 2 Transporter von 30 000 to., 2 Transporter von 25 000 to., 1 Transporter von 20 000 to, 4 Transport von je über 10 000 to. und mehrere kleinere Kriegs- und Handelsschiffe. 9 Schiffe sind gesunken, andere unter Explosionserscheinungen teils vollständig ausgebrannt, teils gekentert.

In der Nacht zum 18. Juni nahmen englische Flugzeuge ihre Angriffe gegen nichtmilitärische Ziele in Nord- und Westdeutschland wieder auf.

Die Gesamtverluste des Gegners in der Luft betrugen gestern 5 Flugzeuge, ein eigenes Flugzeug wird vermisst.

Durch entschlossenen persönlichen Einsatz haben der Kommandeur eines Schützenregiments, Major Zimmermann, der Oberleutnant eines Panzerregiments Malguth und der Leutnant einer Beobachtungsabteilung Dann die Sprengung wichtiger Brücken durch den Feind im letzten Augenblick verhindert.

Der am 17. Juni bekanntgegebene Erfolg eines U-Bootes gegen einen britischen Hilfskreuzer in Morhy-Firth [sic] ist durch besonders tapferen und vollen Einsatz des Bootes unter Führung von Kapitänleutnant Kuppisch erzielt worden.

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[* = Der Brieftext ist handschriftlich, der Wehrmachtsberichts ist mit der Schreibmaschine getippt]

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Autor Hannelore Wilmers
Korrespondenz Neuengamme
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Über den Autor

Hannelore Wilmers

Abbildung von einem Haushaltspaß von Hannelore Wilmers, grüner Karton mit Schreibmaschinenschrift. andes- und Hauptwirtschaftsamt Hamburg.
Ba-NGM K02.Pf1_.A14, Haushaltspaß von Hannelore Wilmers, 1944, Hamburg, herausgegeben vom Landes- und Hauptwirtschaftsamt Hamburg.

 

 

Hannelore Wilmers, geb. Baumann, wurde 1917 geboren, sie lebte bis 1999. Sie war Tochter eines Lehrers und seiner Frau in Neuengamme. Ihr jüngerer Bruder war bei der SS. Hannelore Wilmers besuchte das Luisen-Gymnasium in Hamburg-Bergedorf. Dann arbeitete sie in einer Motorenfabrik als

Über die Korrespondenz

Neuengamme

Abbildung mehrerer Bündel Briefe aus dem Konvolut Neuengamme, von Kordeln zusammengehalten, in einem Schuhkarton durcheinander gewürfelt.

Die Briefe von Hannelore und Heinrich Wilmers befinden sich im Archiv des Kultur- und Geschichtskontors in Hamburg-Bergedorf. Über 1600 Briefe und Karten wurden von den Autoren nummeriert, sortiert und sorgfältig zu je 100 Stück gebündelt aufbewahrt. Die von Hannelore Wilmers verwahrte Feldpost