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[NGM-400621-004-01]
Briefkorpus

[*] Hbg.-Bergedorf, d. 21.6.40.

Mein lieber [Heinrich]!

Vielleicht wird Papa nun auch noch eingezogen. Gestern hat er Nachricht bekommen, sich am Donnerstag, d. 27.6. im „Herrenhaus“ im Hammerpark zur militärischen Musterung einzufinden. – Mutti hatte gestern nach mittag [sic] weder ihre Schmerzen, was ob das nun die Folge davon war, oder ob es mit dem Essen zusammenhing, das weiß ich nicht. – Günter hat gestern auch Deine Stube besichtigt. Plötzlich hatte er den Namen [Wilmers] am Bett gelesen. Sie hatten festgestellt, daß Eure Stube weitaus die beste gewesen sei. Auch das Essen hätte sehr gut geschmeckt. – Heute nachmittag will ich Petunien pflanzen. In Vierlanden konnte ich keine bekommen. M.s Schwester hat einen Blumenladen in Hamburg. Er hat mir nun heute 10 Pflanzen mitgebracht. Ist das nicht fast zum Lachen!! – Heute morgen schien es, als wenn es regnen würde, jetzt scheint die Sonne wieder so heiß. Da kann ich den ganzen Abend wieder gießen. In der letzten Nacht waren wir nicht auf. Nur kurze Zeit haben wir um ½ 4 Uhr Schießen gehört.

Herzliche Grüße

Deine [Hannelore]

Das Oberkommando der Wehrmacht gibt am 21.6.1940 bekannt:

Die Bewegungen unserer Truppen zur Besetzung der Normandie[,] der Bretagne und des Raumes zwischen der Loiremündung und dem T Rhonetal verlaufen planmässig. Die durch Burgund vorstossenden schnellen Truppen haben Lyon im Kampf genommen. Bei der Eroberung von Nevoy bei Gien fielen unseren Truppen 700 neue Panzerkraftwagen in die Hand. In Lothringen und im Elsass ist die Säuberung von Teilen der Maginotlinie ? [sic] hartnäckig kämpfenden Feind im Gange. Die im nördlichen Lothringen zusammengepressten Franzosenreste sind durch unseren Angriff in mehrere Teile zerrissen. Einzelne eingeschlossene Feindgruppen halten sich noch …. [sic] bei den Vogesen. Der im Weltkrieg stark umkämpfte Hartmannsweilerkopf in den Vogesen ist in unserem Besitz.

Die Luftwaffe setzte auch am 20. Juni ihre Angriffe auf die Rückzugsstrassen des Gegners fort. Vor dem Pfälzerwald setzten unsere Stukas wiederum eine Reihe von Werken der Maginotlinie ausser Gefecht. [sic] und halfen damit den Widerstand des hier noch schaltenden Feindes zu brechen.

Bei den Kämpfen im Elsass, die zur Einnahme von Strassburg, Schlettstadt und Kolmar führten, sowie bei der Öffnung der Burgundischen Pforten wurden die Truppen des Heeres in hervorragender Weise durch Flakverbände im Einsatz gegen Erdziele unterstützt. – Kampf- und Stukaverbände griffen am 20. Juni Schiffsziele vor La Rochelle und der Girondemündung an. [sic] und versenkten einen Transporter von 10 000 To. sowie ein Hilfskriegsschiff von 4000 To.

In der Nacht zum 21. Juni unternahmen britische Flugzeuge wieder zahlreiche Einflüge nach Nord- und Westdeutschland, um dort ihre Bomben wie bisher auf nichtmilitärische Ziele abzuwerfen. Der angerichtete Sachschaden ist unerheblich. Dagegen wurden wieder einige Zivilpersonen getötet.

Die Gesamtverluste des Gegners in der Luft betrugen gestern 6 Flugzeuge, davon wurden allein 4 durch Flak abgeschossen, 2 eigene Flugzeuge werden vermisst.

Unsere U-Boot-Waffe meldet die Versenkung von 4 englischen Handelsschiffen, unter denen sich ein Royal-Mail-Dampfer und ^ von 11 000 Br. Reg. To. befindet. – Bei den schnellen Durchbrüchen durch das Panzer- und Betonbollwerk der Maginotlinie vollbrachten Infanterie und Pioniere in schweren [sic] Kampf dem zähen Gegner Ruhmestaten, deren Würdigung einer späteren Zeit vorbehalten bleibt. Durch ganz besondere Kühnheit und Unerschrockenheit haben sich in diesen Kämpfen ausgezeichnet der Kommandeur eines Infanterie-Regiments, Robert Schwalbe, der Bataillons-Kommandeur in einem Infanterie-Regiment, Major Wildermuth, und der Oberleutnant in einem Infanterie-Regiment, v. Kettelhodt.

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[* = Der Brieftext ist handschriftlich geschrieben, der Wehrmachtsbericht ist mit der Schreibmaschine getippt]

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Autor Hannelore Wilmers
Korrespondenz Neuengamme
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Über den Autor

Hannelore Wilmers

Abbildung von einem Haushaltspaß von Hannelore Wilmers, grüner Karton mit Schreibmaschinenschrift. andes- und Hauptwirtschaftsamt Hamburg.
Ba-NGM K02.Pf1_.A14, Haushaltspaß von Hannelore Wilmers, 1944, Hamburg, herausgegeben vom Landes- und Hauptwirtschaftsamt Hamburg.

 

 

Hannelore Wilmers, geb. Baumann, wurde 1917 geboren, sie lebte bis 1999. Sie war Tochter eines Lehrers und seiner Frau in Neuengamme. Ihr jüngerer Bruder war bei der SS. Hannelore Wilmers besuchte das Luisen-Gymnasium in Hamburg-Bergedorf. Dann arbeitete sie in einer Motorenfabrik als

Über die Korrespondenz

Neuengamme

Abbildung mehrerer Bündel Briefe aus dem Konvolut Neuengamme, von Kordeln zusammengehalten, in einem Schuhkarton durcheinander gewürfelt.

Die Briefe von Hannelore und Heinrich Wilmers befinden sich im Archiv des Kultur- und Geschichtskontors in Hamburg-Bergedorf. Über 1600 Briefe und Karten wurden von den Autoren nummeriert, sortiert und sorgfältig zu je 100 Stück gebündelt aufbewahrt. Die von Hannelore Wilmers verwahrte Feldpost