Oberfrohna, am 4. Mai 1938.
Werter Herr [Nordhoff]!
Entschuldigen Sie bitte mein Handeln, doch ich muß dieses Schreiben an Sie richten. Es ist dies eine einzige große Bitte darum, daß Sie mir am 11. oder 12. Juni in Annaberg eine Aussprache mit Ihnen gestatten. Bitte, verstehen Sie mich recht, ich muß Sie sprechen. Sollte es Ihnen aber unmöglich sein dahin zu kommen, so bitte ich Sie, mir mitzuteilen, ob ich d[ie]se Angelegenheit brieflich regeln darf.
Es erlaubt sich, Sie herzlichst zu grüßen,
Ihre [Hilde Laube].
Schröderstraße 10.
N.B.: Ich bitte, das Fehlen des Absenders zu entschuldigen, ich möchte Ihnen keine Unannehmlichkeiten bereiten.
Hilde Nordhoff
Hilde Nordhoff wurde 1920 als Hilde Laube in eine Arbeiterfamilie in Oberfrohna, einem Dorf in Sachsen, hineingeboren. Sie arbeitete ein Jahr lang als Hausangestellte, dann in einem Trikotagenwerk.
Sie kannte Roland Nordhoff aus der Kantorei in Oberfrohna und trat sogar der evangelischen
Oberfrohna

Das Konvolut aus Oberfrohna befindet sich gut erhalten in privaten Händen in Deutschland. Es umfasst 24 Aktenordner mit ca. 2600 Briefen, die zwischen 1 und 20 Seiten lang sind. Der Briefwechsel beginnt im Mai 1938 und dauert, mit einigen kurzen (Urlaubs bedingten) Unterbrechungen, bis Februar 1946
Muntschick, Thomas
4. Mai 1938 Carl von Ossietzky stirbt infolge der Haftbedingungen an Tuberkulose