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[OBF-400926-002-01]
Briefkorpus

Donnerstag, am 26. September 1940.

Herzallerliebster! Mein lieber, lieber [Roland]!

Es ist um 6 abends. Ich habe für heute meine Arbeit getan. Morgen will ich die Schlafzimmer dran nehmen. Da muß es schön draußen sein, nicht so unbeständig wie heut, ich will Betten lüften.

Am Nachmittag hatte ich Herrenbesuch: Onkel M.!

Er brachte mir den Kirmesbraten. Eine Hammelkeule, [d]ie sich sehen lassen kann! Sie bratet [sic] schon. Ich möchte bloß wissen, wie er das immer zusammenträgt. Nach Moosdorf ist er deshalb gefahren, da hat er unter seiner Kundschaft einen Fleischer. Die ganze Tasche voll Wurst, Speck, Schockolade [sic], Öl u. wer weiß, was noch. Das hab ich nun grad gesehen. Ich kann nur mit dem Kopfe schütteln. Na, Ihr habt ja dort die gleiche Auflage! Die sollen sich nur nicht mal erwischen lassen, was?

Ach, da rüste ich nun, mache alles so schön und der, den ich [a]m allerliebsten kommen sehen möchte, der kommt nicht. Es ist zu traurig, Du! Aber ich habe jetzt Dein Bild, Liebster, Du!

Die Pflaumen, die ich gestern holen wollte, wurden erst gepflückt u. nun fährt heute Papa runter. Ich hab es zu satt, um noch die Strecke zu laufen. Am Rad bringe ich den Eimer nicht fort. Ich hab auch der Elfriede Zucker mitgebracht; den schicke ich noch mit weg. Ich lege ihr ein Hochzeitsbild mit bei. Ach Du! Deine Karte habe ich gelesen[,] die Oma hat sich gefreut! Und die Mädels von der Mutter habens gleich dem Papa erzählt, daß Du geschrieben hast! Schön von Dir! Heute in der Singstunde will nun noch ein Gruß erscheinen. Ich freu mich so, ich gehe heute so gerne; es wird nur eben so sein, als wärst Du wieder unter uns. Morgen hoffe ich, bin ich wieder dran, Liebster!

Nun zum geschäftlichen Kram. Herr H.:

Glaubst [Du], ich weiß es auch nicht mehr. Ich will gleich allernächstens ein paar Zeilen an ihn richten und ihn bitten, mir die fehlende Summe mitzuteilen, daß ichs ihm umgehend schi[c]ke. Deine Lebensversicherung: Ich habe hier eine Zahlkarte in den [Akte]n liegen, doch das ist ja eine veraltete Anschrift von Dir, Schibock! Oder hast Du Deine neue Wohnung denen garnicht immer mitgeteilt? Also, damit es nicht verkehrt wird: Ich schreibe meinen Absender, als Deine Frau. Kannst mir auch eine Karte vorschreiben, die erreicht mich noch, bis zum 1. Oktober. Mache, wie du denkst, Hubo!

Die 2. Rate, in Ordnung. (Sebnitz)

Am 1. Oktober ist auch der Betrag für Deine "Hanseatische Verlagsans[talt?] fällig; durch Giro, das hast Du mir noch vorgeschrieben. Das hat nun 1/4 J[a]hr. Ruhe. Wenn Du auf Urlaub kommst, füllst mir das nächste aus, nicht wahr? So nun bitte darüber umgehend Nachricht!

So, jetzt habe ich mächtigen Hunger. Ich vergesse über der Arbeit immer zu essen. Mein Lieber, Guter! Auf Wiedersehen bis morgen.

Behüt Dich Gott! Bleib froh und gesund!

Ich liebe Dich von ganzen Herzen! Du, mein lieber [Roland]!

Ich küsse Dich und bleibe in Treue immer nur

Deine [Hilde].

Recht herzliche Grüße von den Eltern.

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Autor Hilde Nordhoff
Korrespondenz Oberfrohna
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Über den Autor

Hilde Nordhoff

Foto von Hilde Nordhoff. Nahaufnahme, Person im Sommerkleid, im Hintergrund Bäume.
Ba-OBF K01.Ff2_.A12. Hilde Nordhoff, 1940, Oberfrohna, Fotograf unbekannt, Ausschnitt aus Fotoalbum.

Hilde Nordhoff wurde 1920 als Hilde Laube in eine Arbeiterfamilie in Oberfrohna, eine Kleinstadt in Sachsen, hineingeboren. Sie arbeitete ein Jahr lang als Hausangestellte, dann in einem Trikotagenwerk.

Sie kannte Roland Nordhoff aus der Kantorei in Oberfrohna und trat sogar der evangelischen

Über die Korrespondenz

Oberfrohna

Fotografie des Brautpaars Nordhoff am Tag ihrer Hochzeit vor dem Portal der Kirche.

Das Konvolut aus Oberfrohna befindet sich gut erhalten in privaten Händen in Deutschland. Es umfasst 24 Aktenordner mit ca. 2600 Briefen, die zwischen 1 und 20 Seiten lang sind. Der Briefwechsel beginnt im Mai 1938 und dauert, mit einigen kurzen (Urlaubs bedingten) Unterbrechungen, bis Februar 1946