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[OBF-410405-002-01]
Briefkorpus

Sonnabend, am 5. April 1941.

Mein geliebtes Herz! Du mein lieber, liebster [Roland]!

Punkt 3 Uhr ist es, da ich meine Zeilen an Dich beginne. ½ 400 [Uhr] kommt Vater in Chemnitz an und mit dem nächstbesten Anschluß fährt er heraus bis zu uns. Wir wollen ihn nachher abholen, Mutsch und ich. Vater ist bis 600 [Uhr] im Dienst.

Ich bin eben erst vom Wege besorgen zurück aus der Stadt. Herzlieb! 5 Filme habe ich für Dich erwischt, mehr bekam ich beim besten Willen nicht zusammen – es gibt auch die Marke jetzt nicht nach Wunsch. Sind trotzdem auch gute Filme – im Preise ebenso wie die andern. Später soll ich nochmal von Optiker K. etwas bekommen. Du reichst nun vorderhand auch ein Stück, ja? Du!! Auch Zahnpasta ist dabei. Ein paar Taschentücher, einstweilen zur Not – wir müssen nach den Feiertagen erst waschen, dann schicke ich Dir sofort wieder welche von Dir! Hoffentlich kommt alles gut an! Herzlieb! Von Vaters Chef, Herrn H. soll ich Dich herzlichst grüßen – ich war heute da gratulieren zur Konfirmation seiner Tochter Brigitte – Du mußt ihn kennen. Hattest am Ende seine beiden Zwillingsbuben in Deiner Klasse, in Oberfrohna? Die sind so alt wie Lehrer U.s Junge.

Ein hübsches rotes Wildledergeldtäschchen schenkten wir ihr, die Freude war groß. Und morgen nachmittag sind wir zur Konfirmation bei Mutter [Laube] geladen. Vater wird auch mitgehen – er muß abends um 7 Uhr schon wieder fort.

Jetzt muß ich noch den Kartoffelsalat bereiten und eine Pflaumentorte backen! Mutsch ist zu Mutter runter[,] sie schafft ein Deckbett hin, sie bekommen viel Besuch mit Übernachtung. Die H.schen Verwandten werden wohl mit Vater [Nordhoff] zugleich ankommen mit dem Zug.

Geliebter! Mein [Roland]! Du! Mir glüht die rechte Backe so sehr! Mein Herzlieb sehnt sich nach mir!

Oh Du! Ich glaube daran ganz fest!!

Du hast mir heute wieder einen so lieben Brief geschrieben, Herzlieb! Du machst mich so sehr glücklich!! Ich bin ja soo froh, daß wir uns nun endlich wieder ganz fest die Hände reichen über alle Ferne hinweg! Und den Eltern hast Du so viel herzliche Freude bereitet mit Deinen Zeilen an sie. Viele herzliche Grüße soll ich bestellen und vielen Dank! Mutter will Dir selbst bald einmal schreiben.

Und zugleich kam heute auch ein Brief von Deiner lieben Mutter an, sie hat endlich Deine Zeilen erhalten! Sie hat vor Freude geweint[,] die Gute. Nun hat sie Deinen Brief gleich beigelegt, daß Vater ihn auch lesen kann, wenn er heute da ist. Sie ist froh, daß sie Deine Adresse hat – nun wirst Du sobald hören von ihr. Und Deinen Brüdern teilte sie auch gleich Deine Adresse mit.

Mein [Roland]! Du!! Ganz froh und stark will ich mit Dir sein!! Alle Kräfte wollen wir aufrufen, allen Willen, aufrecht hindurchzugehen durch dieses dunkle Tor. Gott ist mit uns – wir spüren froh seine Güte und Gnade. Du!! Und die Hoffnung wird nie m[ü]de in uns beiden, auf eine glücklichere Zukunft! Wir dürfen ja hoffen! Geliebter! Dürfen hoffen, gläubigen und demütigen Herzens! Herzlieb! Ich bin ganz froh mit Dir uns[e]rer großen, schönen Liebe! Gott wird mit uns sein in allen Stunden. Er behüte Dich mir! Du mein Sonnenschein! All mein Glück! Wie ich Dich liebe!!!!! Ich bin Dein, so ganz nur Dein! Geliebter! Wie Du ganz nur mein bist! Soviel Kraft wächst uns durch diese glückvolle Gewißheit, spürst Du das auch? Du!! Geliebter!! Soo [sic] sehr froh machst Du mich, so glücklich, wenn Du mir sagst, wie so lieb Du mich hast!

Nun für heute: Gott befohlen! In Treue, in Liebe und Dankbarkeit

Das Geld lege ich hier bei! Will gleich noch das Päckchen mit zur Post nehmen für Dich!

ewig Deine [Hilde]

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Hilde Nordhoff

Foto von Hilde Nordhoff. Nahaufnahme, Person im Sommerkleid, im Hintergrund Bäume.
Ba-OBF K01.Ff2_.A12. Hilde Nordhoff, 1940, Oberfrohna, Fotograf unbekannt, Ausschnitt aus Fotoalbum.

Hilde Nordhoff wurde 1920 als Hilde Laube in eine Arbeiterfamilie in Oberfrohna, eine Kleinstadt in Sachsen, hineingeboren. Sie arbeitete ein Jahr lang als Hausangestellte, dann in einem Trikotagenwerk.

Sie kannte Roland Nordhoff aus der Kantorei in Oberfrohna und trat sogar der evangelischen

Über die Korrespondenz

Oberfrohna

Fotografie des Brautpaars Nordhoff am Tag ihrer Hochzeit vor dem Portal der Kirche.

Das Konvolut aus Oberfrohna befindet sich gut erhalten in privaten Händen in Deutschland. Es umfasst 24 Aktenordner mit ca. 2600 Briefen, die zwischen 1 und 20 Seiten lang sind. Der Briefwechsel beginnt im Mai 1938 und dauert, mit einigen kurzen (Urlaubs bedingten) Unterbrechungen, bis Februar 1946