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[OBF-410407-001-01]
Briefkorpus

Sonntag, den 7. April 1941

Mein liebes, teures Herz! Meine liebe, liebste [Hilde]!

2 liebe Boten sind wieder zu mir gekommen. Sie brachten mir so viel Liebe, so viel innere Freude! Herzlieb! Ich danke Dir von ganzem Herzen. Und nun bin ich beinahe froh, daß all die Nachrichten mich erst viel später erreichen, sodaß ich nun hoffen darf, die Zeit des bösen Wartens ist überwunden, meine Boten kommen zu Dir, Und [sic] mein Herzlieb findet seinen Schlaf wieder und seine hellen Augen. Geliebte! Allen Trost, den ich Dir geben konnte gestern, Du hast ihn selber gefunden, allen! Hast an unser Kindlein gedacht, Du!!! An die Lieben um uns, die uns tragen halfen. An Gott, der unseren Weg bisher so sichtbar segnete. Du bist mein liebes, tapferes Weib! Ich verstehe Deinen Kummer so gut, Deine Ungeduld – Geliebte – und Dein Sehnen, Dein Sehnen, Du!!! Du!!!!! Dein junges Blut, Dein junges Glück, Herzlieb! daß ich Dich erlöste – oh, viel, viel Kraft der Überwindung, die es Dich nun kostet, viel, viel Liebe, mir treu zu bleiben! Du!!!!! Ich möchte sie Dir danken, soo tief, Dir erwidern!! Herzlieb!

Dein [Roland] darf sich jetzt nicht sehnen. Er muß bauen, Herzlieb!, an der Brücke zu Dir, er muß den Bogen spannen, an dessen anderem Ende Du stehst. Und die Brücke muß fest gegründet sein, hart und fest: noch wissen wir nicht, wie viel der Pfeiler aushalten muß, wie groß und weit der Bogen ist. Herzlieb! Dein [Roland] baut an der Brücke zu Dir mit all seinen Kräften, mit seinem ganzen Willen zu Dir! Aber wo Gott nicht mitbauet, da arbeiten umsonst, die daran bauen. Darum wollen wir nicht aufhören, ihn um seinen Segen zu bitten.

Und Du hältst mir die Heimat, Geliebte! Du hilfst mir bauen mit Deiner Liebe! Du reichst mir soviel Mut und Kraft durchzuhalten.

Herzlieb! Mit heute ist nun auch hier der Kampf entbrannt. Wir werden davon kaum unmittelbar berührt. Wir sind keine Kampfgruppe. Sollst Dir keine unnützen Sorgen machen darum. Und wenn die Post wieder aussetzt, dann sind wir auf dem Marsch zu unserem Ziel. Es ist nicht mehr weit dahin und die Entfernung zur Heimat wird dadurch nicht vergrößert. Herzlieb! Manchmal ist mir, als wollte sich das ganze Soldatenleben bisher wiederholen: ich denke an die überraschende Kommandierung, an das Einkleiden, an die Härte und Bitterkeit der ersten Wochen – wenn es sich nur bewahrheiten möchte auch die Länge der Zeit betreffend. Heute am Sonntag muß Dein Hubo fein daheim bleiben: hat Wache von Sonntagmittag 12 Uhr bis Montagmittag 12 Uhr. Es kommt ihm gar nicht ganz ungelegen – denn dieser Brief ist nicht seine einzige Schreibarbeit heute!

Gestern habe ich also die Photos abgeschickt, die sollst entwickeln lassen und von jedem gelungenen Bild 4 Abzüge in chamoix glänzend. 1 Abzug, den Du behältst, 1, den Du uns schickst, und je 1, den Du an die Frauen der beiden Kameraden schicken sollst. Ihre Anschriften lege ich bei. Das Geld dazu hebst Du getrost von unserem Konto ab.

Mein Herzlieb! Nimmst mit dem kurzen Gruß vorlieb heute? Du!! Mein liebes, teures Weib!! Ich will Dich so liebhaben wie Du mich liebhast, Dich als Mannerli so liebhaben wie Du mich als Weib, anders geht es ja nicht. Du!!! So lieb wie Du mich – oh, das ist viel, viel lieb [sic]!! Du!! Du!!!!!

Gott behüte Dich mir! Er segne unseren Bund. Er führe uns recht bald zusammen in einer friedvollen Welt!

Herzlieb! Du sollst wissen, daß all mein Sinnen und Trachten, mein Wachsein und Ausschauen Dir gilt, unserem Glück, und mein Gebet dem Wunsche, Dir heimzukehren, an Deiner Seite zu leben. Ich liebe Dich! Ich liebe Dich über alles in dieser Welt. Ganz fest hältst Du mich, ganz fest und treu stehe ich zu Dir!

Dein [Roland]!

Und Du bist mein Herzlieb! Du!!!!!!!!

Bitte grüße die lieben Eltern recht herzlich.

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Autor Roland Nordhoff
Korrespondenz Oberfrohna
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Über den Autor

Roland Nordhoff

Foto von Roland Nordhoff. Nahaufnahme, Person sitzend in einem Fensterrahmen.
Ba-OBF K01.Ff2_.A39, Roland Nordhoff, 1940, wahrscheinlich Bülk, Fotograf unbekannt, Ausschnitt.

 

Roland Nordhoff wurde 1907 in eine bürgerliche Familie in einem ländlichen Dorf im östlichen Sachsen, Kamenz, hineingeboren. Nachdem er ein Musikstudium aufgegeben hatte, arbeitete er als Dorflehrer in Oberfrohna, nahe Chemnitz. Im Frühjahr 1938 wurde er nach Lichtenhain in Sachsen versetzt

Über die Korrespondenz

Oberfrohna

Fotografie des Brautpaars Nordhoff am Tag ihrer Hochzeit vor dem Portal der Kirche.

Das Konvolut aus Oberfrohna befindet sich gut erhalten in privaten Händen in Deutschland. Es umfasst 24 Aktenordner mit ca. 2600 Briefen, die zwischen 1 und 20 Seiten lang sind. Der Briefwechsel beginnt im Mai 1938 und dauert, mit einigen kurzen (Urlaubs bedingten) Unterbrechungen, bis Februar 1946