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[OBF-410414-002-01]
Briefkorpus

Montag, am 14. April 1941./ 2. Feiertag.

Herzallerliebster mein! Du mein lieber, guter [Roland]! Herzlieb!!

Du!! Die ersten 6 Stunden Arbeit liegen hinter mir. Es ist mittags um 12 Uhr. Ich bin abkommandiert in die Küche! Diese Zeit nützt natürlich Deine schlaue [Hilde] auch gut aus! Gleich denkt sie an ihren lieben Hubo! Was wird er wohl heute angeben?

Die Kartoffeln kochen, der Blumenkohl – nun brauche ich nur noch den Kalbsbraten anzurichten, dann kann’s losgehen! Dem Vater muß ich's Essen hintragen. Dann geht es nochmal zurück an's Waschfaß. Wir sind schon ein ganzes Stück voran gekommen und wir bleiben dabei, bis es finster wird – vielleicht werden wir gar noch fertig! Du! Heute scheint die liebe Sonne zeitweise, bis morgen ist es dann sicher ganz schön! Das wird für uns Waschfrauen eine Freude sein, wir wollen alles aufhängen. Eine Leine hängt schon voller Strümpfe im Hofe. Du! Über Deine Taschentücher haben wir schon so gelacht! Die stechen von allen anderen ab, so schmutzig sind sie! Mutsch sagt einmal über's andere: „ich möchte nur wissen, was der Strick damit macht!“

Soweit bin ich in der Mittagsstunde mit meinem Bericht gekommen. Gerhard, mein Vetter[,] kam, um unsern Papa das Essen zu bringen. Papa hat ihn bestellt, um uns zu entlasten. Und ich war natürlich sehr froh, brauchte ich mich wenigstens nicht erst umzuziehen. Nach dem Mittagbrot ging es bei uns gleich wieder an die Arbeit und wir hielten uns tüchtig dazu. Denke nur! Mit waschen [sic] sind wir ganz fertig, nur gekocht haben wir noch nicht alles, es ist zuviel, wir stünden da heut Abend um 10 Uhr noch dabei. Um punkt [sic] 7 Uhr machten wir Schluß. Morgen früh gehen wir noch einmal zeitig ins Waschhaus, um die übrige Wäsche zu kochen, zu spülen und – was wir im Garten unterbringen [–] aufzuhängen. Hoffentlich ist schönes Wetter, daß ich mich nicht die ganze Woche damit plagen muß. Vater kam nach 6 Uhr aus dem Dienst, er hat Feuer gemacht oben, als wir heraufkamen, war es schön warm. Dann aßen wir Abendbrot und wuschen uns schön ab – es ist einem so unangenehm, wenn man so lange im Wasserdampf steht. Und denke! Gerade ½ halb 8 war's, da klingelt es unten und ich renne im Waschstaat nach unten, da wollen uns Gründers besuchen, Trudi mit ihrer Mutter! Aber als sie nun [sic] sahen, gingen sie gleich wieder, wollen andermal wiederkommen. Ich hatte auch gar keine Lust mich mit Besuch abzugeben, nach dieser körperlichen Anstrengung. Da will dann Geist und Fleisch ruhen, weißt?!

Und außerdem hatte ich mir in den Kopf gesetzt Deinen Boten zu vollenden – wenn er auch kurz nur ausfällt. Wir sind beide sehr, sehr müde – es tun die Glieder weh. Bei mir gehts' ja immer noch, Mutter ist fertig! Sie ist ja auch nochmal so alt wie ich. Ich will um 9 Uhr im Bett liegen, damit ich fein ausruhe bis morgen früh – ich will ganz kräftig und munter sein, um das letzte Ende noch zu schaffen – ich will Mutter unterstützen, so gut ich nur kann, sie muß am andern Tag wieder an ihre Maschine. Das nächste Waschfest ist schon festgesetzt: zwischen Ostern und Pfingsten etwa in 4 Wochen. So viel darf nicht wieder zusammen kommen! Du! Hast auch noch eine Unterhose vom Militär dabei: Die mußt Du behalten, hast ja Deine Sachen in Kiel abgegeben.

So. Mein Dickerle! Das war der Bericht über meinen 2. Feiertag. Ich hoffe, daß der Deinige reicher an Muße war! Vorhin hörte ich im Radio, daß der Osterhase auf dem Balkan war? War er auch bei Dir? Das würde mich soo freuen, für Dich! Du! Herzlieb!! Ich hab Dich ja sooo sehr lieb! Und ich möchte Dir soo viel Liebes tun. Ich bin so sehr glücklich in Deiner Liebe! Geliebter! Morgen wird Dein Bote kommen! Ich freue mich so!! Gott behüte Dich mir! Mein Sonnenschein.

Gut Nacht! Mein geliebter [Roland]! Ich bleibe allezeit Dein!!!!!!!!!!!!!

Ganz Deine [Hilde]!!!!!!!!!!!

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Autor Hilde Nordhoff
Korrespondenz Oberfrohna
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Hilde Nordhoff

Foto von Hilde Nordhoff. Nahaufnahme, Person im Sommerkleid, im Hintergrund Bäume.
Ba-OBF K01.Ff2_.A12. Hilde Nordhoff, 1940, Oberfrohna, Fotograf unbekannt, Ausschnitt aus Fotoalbum.

Hilde Nordhoff wurde 1920 als Hilde Laube in eine Arbeiterfamilie in Oberfrohna, eine Kleinstadt in Sachsen, hineingeboren. Sie arbeitete ein Jahr lang als Hausangestellte, dann in einem Trikotagenwerk.

Sie kannte Roland Nordhoff aus der Kantorei in Oberfrohna und trat sogar der evangelischen

Über die Korrespondenz

Oberfrohna

Fotografie des Brautpaars Nordhoff am Tag ihrer Hochzeit vor dem Portal der Kirche.

Das Konvolut aus Oberfrohna befindet sich gut erhalten in privaten Händen in Deutschland. Es umfasst 24 Aktenordner mit ca. 2600 Briefen, die zwischen 1 und 20 Seiten lang sind. Der Briefwechsel beginnt im Mai 1938 und dauert, mit einigen kurzen (Urlaubs bedingten) Unterbrechungen, bis Februar 1946