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[OBF-410422-002-01]
Briefkorpus

Dienstag, am 22. April 1941.

Geliebter mein! Du! Du!

Ach Herzlieb!! Wie soll ich denn heute beginnen? Du!!!!! Es gibt ja für meine Freude, für meinen Jubel gar keine Worte! Gar keine Zeichen! Oh Du!! Du!! Geliebter!!

Mein [Roland]! Mein lieber, guter, allerliebster [Roland]!! Du!!! Jetzt müßtest Du bei mir sein! Richtig leibhaftig bei mir! Dann erst könntest Du meine übergroße Seligkeit ermessen! Mit Glück und Liebe überschüttest Du mich, mein Herz! Ich kann ja alle Seligkeit und allen Herzensjubel kaum bewältigen! Du!! Gestern! Gestern abend ½ 7 Uhr war die Bescherung! Nun sind Deine Gaben der Liebe in meiner Hand. Oh, Du! Geliebter!! Ich meine Du mußt meine unendliche Freude gespürt haben, die über mich hinbrauste, als ich nun die wundervoll dunkelroten Tulpen, Deinen Liebesgruß und den heißersehnten Brief, Deinen Liebesboten, vor mir sah! Du!! Geliebtes Herz! Ich war stumm vor Freude einen Moment! Diese herrlichen Blumen!! Du!! Ich danke Dir ja soo sehr! Weißt Du denn, daß ich Blumen liebhabe?

Ach mein [Roland]! Wenn Du so zart und feinsinnig mich beschenkst und es kommt der Tag, da Du selbst, eigens mir solchen einzig schönen Blumengruß bringen kannst! Du selbst bringst ihn mir! Mit all Deiner tiefen Liebe dazu, oh – Geliebter! Das muß wunderbar schön sein!!! Ich wüßte dann garnicht, wen ich zuerst in meine Arme schließen sollte – die Blumen? Oder Dich? Du!!! Ach! Welch kleine Sorge!! Geliebter mein!!!

Ich war nicht allein mit meinem großen Glück. Du weißt es – 2 Mütter, deren liebendes Auge auf mir ruhte, als ich Deinen lieben Boten erbrach [sic]. Du!! Ich war so ergriffen von der großen Welle Glückes, die aus Deinen Zeilen über mich hinbrauste! Du!! Du!! Wie soo lieb hast Du mich! Wie so unendlich lieb! Mein [Roland]!

Mit all meinen Sinnen zieht es mich zu Dir! Du!!! Du hast meine Sehnsucht nun so gewaltig stark und drängend angezündet! Du!! Nur Dein Bild erfüllt mich! Ich bin so ganz bei Dir, mit Leib und Seele! Geliebter!! Du mußt die Inbrünstigkeit meiner Liebe fühlen!

Sie muß Dich begleiten, durch all Deine Tage! Sie muß Dir Kraft schenken und Mut, das Ende allen Trennungsschm[er]zes zu überwinden! Du!! Wie eine glühende Flamme brennt die Liebe zu Dir in mir, Geliebter! Ich gehöre Dir!! Nur Dir!!! Ich bin Dein Weib! In Liebe ohne Ende, in steter Treue! Du!! Mein [Roland]! Für alle Deine Liebe, die mir so unendlich wohl getan, sei herzinniglich bedankt! Du!! Du!! Mein Lieb!! Mein!! Was nur, wenn wir einander nicht hätten jetzt? Liefen wir nicht wie die verlassenen Schäflein auf Gottes Erde umher? Und doch würde Gott auch dann eine Aufgabe für uns wissen — kein Körnlein, das er nicht kennt und zählet. Aber so, im Glück uns[e]rer Zweisamkeit ist das Leben doppel[t] schön und L lebenswert – auch im Kampf – oh, dann erst recht, weil es uns den Besitz und das Ringen um das Ziel doppelt köstlich empfinden läßt!

Du!! Du!! Du hast all Deine Herzenskraft und -güte noch! Beseligt spüre ich das aus Deinen lieben Zeilen im Geburtstagsbriefe! Die Fremde hat Dir nichts geraubt! Und sie kann Dir auch nichts rauben! Herzallerliebster!

Viel zu tief wurzelt Dein Wesen in der Heimat! Und bei mir im Herzen! Ich habe Dich so ganz! So ganz hast Du Dich auch mir geweiht – wie ich Dir, Geliebter! Beglückt und mit tiefer Seligkeit fühle ich es! Du willst ganz mein sein! Ach, ich bin so froh! So unermeßlich glücklich! Bin sooo reich in Deiner großen Liebe! Gott segne sie!

In meinem Bettlein gestern abend, da kam das große Glück noch einmal mit aller Macht über mich, mein [Roland]! Und ich mußte so weinen, vor Freude! So sehr weinen! Geliebter! Wer, außer Dir und mir ist noch sooo glücklich auf Erden? Oh Du!! Du!!!

Gott segne unser Glück, er behüte es und, er halte uns demütig und dankbar in diesem Glück! Du mein Sonnenschein! Du mein Ein und Alles! Geliebter!! Wenn Du erst wieder bei mir bist! Oh! Wie glücklich – wie überglücklich werde ich sein! Mein Herzensschatz! Du!!! Nun wurde mein Warten so reich belohnt! So schön! Du!! Ich hätte es mir soo lieb und schön nicht gedacht! Ach Du!! Ich küsse Dich!! Küsse Dich soo heiß! Ich danke Dir! Und ich bin froh, daß die lieben Mütter fest blieben, meinem ungeduldigen Drängen nicht nachgaben. So war doch die Bescherung viel schöner! Viel schöner!

Du bist zu mir gekommen, mit all Deiner Liebe, mein [Roland]! Ich bin garnicht einsam – oh nein!! Du!! Ganz nahe bist Du bei mir! Und ich will auch nicht noch einmal traurig oder zaghaft werden in Zukunft. Ich bin ja so reich beschenkt durch Gottes Güte und Gnade. Mein Lieb! Möchtest Du auch so wie ich das wärmende Glücksgefühl erleben, wenn Dich meine Boten erreichen! Ich meine es doch soo lieb und soo gut mit Dir! Sooo sehr lieb und gut, wie Du es mit mir meinst! Mein Herzlieb! Wir sind einander in alle Zeit ganz fest verbunden – keine Macht der Welt kann uns auseinander reißen.

Du!! Du!! Alles, alles, das Kleinste, was Du mir in Deinem l. [sic] Geburtstagsbrief sagst, es läßt mich Deine Liebe und Deine Fürsorge und Deine Treue wissen! Das ist solch köstliches Gefühl. Ich kann es nicht in Worte fassen, was dabei das Weib empfindet, wenn der Mann soo lieb es umhegt! Du!! Ich wünsche mir, daß es immer so bliebe! Eines liest dem andern alle Wünsche an den Augen ab – eines will dem andern den Himmel auf Erden bereiten. Ritterlichkeit, die schönste Zierde des Mannes – hingebende Liebe – der schönste Dank des Weibes – so soll es sein, mein Herz!

Du bist doch mein allerliebstes, allerbestes, allertreuestes Mannerl[i]!! Ich kann mir kein besseres denken weit und breit! Du!! Es kommt Dir so aus tiefster Seele, was Du mir am Schlusse Deines so lieben Boten sagst: „Du mußt mir bleiben! Ich muß Dir heimkehren!“

Geliebter!! Geliebter!! Gott walte es! Oh Du!! Du!! Kein größer Glück auf Erden, als Du! Nur Du!!

An den Osterfeiertagen und an den Nächten darnach habe ich wieder oft von Dir träumen müssen, Herzlieb! Das letzte Mal, als Du auf Fahrt warst auch schon. Immer, wenn Dich e[tw]as Neues umfängt und so Dich doppelt fest an mich denken läßt, dann erscheinst Du mir im Traume. Es ist sonderbar, daß ich das spüre zur selben Zeit und darnach schreibst Du mir davon und wie alles kam. Aber auch nicht sonderbar, ganzfest [sic] verbundene Menschen erleben auch über alle Ferne alles zu gleicher Zeit. Und nun die Gedankenübertragung ist es auch etwas Wahres. Heute, da ich Dir schreibe, bist Du sicher schon in S. [sic] mein [Roland]! Wir verfolgen die Nachrichten fleißig! Ach, ich sage einmal über's andre: wenn wir jetzt das Radio nicht hätten! Mein Sonnenschein! Mein Herzlieb! Du!!

Heute kam ein dicker Bote! Dein lieber Osterbrief vom 1. Feiertag! Geliebter! Geliebter! Was bringst Du mir doch für Freude!! Mein [Roland]! Mein!! Die Heimat hat Dich nicht vergessen! Du stehst mit auf der Liste! Du!! Du!! Ja Herzlieb! Was auch Dich in große Freude versetzte, Du! Das ist, was mich am meisten in frohe Erregung versetze in Deinem lieben Osterbrief! Am 13. April erfuhr mein Lieb diese freudige Nachricht! 13. April! 13. März! 13. Februar! Alles Daten die nicht ohne Wichtigkeit in unser Gedächtnis ein[g]egraben sind. Du! Und was wird wohl der 13. Mai uns bringen, Herzlieb? Und weiter, der 13. Juni – 13. Juli?! Oh Du! Du! Ganz still, ganz leise und heimlich dieses Fünkchen Hoffnung nähren!! Aber verlöschen wird's nun nicht mehr! Mein Lieb! Gott ist mit uns – wir wissen es froh!

Heute ist der 22.4. da ich diese frohe Botschaft empfange – 22 + 4 = 26 also 2 x 13! Nicht orakeln? Bloß ein bissel! Du!! Mein [Roland]! Mein [Roland]! Ach Du!! Das muß ich ja alles erst einmal beschlafen! Soo viel Glück ward mir heute! Ach Du! Du!! Wenn ich Dir nun ertrinke in aller Freude?!

Der UK-Antrag! Das ist das Thema, was heute die Familie [Laube], [Nordhoff] bewegt! Du! Du!! Es ist uns heute ein Lichtblick geworden!, ein Lichtblick, den wir ganz leise und heimlich bei uns bewahren wollen. Du!!

Ich bringe Dir alle denkbar guten Wünsche, Du! Für eine helle Zukunft, die Dir, uns aus diesem Kommenden blühen möge. Mein [Roland]! Heute nachmittag kamen noch 3 liebe Boten zu mir! Du! Du!! Es ist zu viel des Glückes!! Vom Gründonnerstag bis zum Ostersonnabend.

Du!! Du!! Ich muß nun erst einmal schließen für heute. Brot holen soll ich, wir können nicht Abendbrot essen und Mutter will für Pappsch die Brote schmieren zur Nachtschicht. Mein [Roland]! Mein Dickerle! Mein Hubo! Herzlieb mein!! Morgen will ich Deine liebe Hand wieder ganz fest fassen. Die lieben Mütter haben mir nun mal einen Punkt gesetzt, aber in meine Gedankenwelt kann keiner, keiner einen setzen. Du mein Lieb! Ich küsse Dich! Ich liebe, liebe Dich über alles, alles in dieser Welt! Ich bin Dein für dieses Leben. Du!! Ich danke Dir für alle Deine Herzensliebe! Du!!

Gott aber sei mit Dir alle Tage! Mein Sonnenschein!

Ich bin Deine [Hilde]! Deine [Hilde]. Ganz Dein!! Ich liebe Dich! Du!!

Deine Holde.

Von der lieben Mutter, Mutsch und Papa viele, herzliche, liebe Grüße! Du! Sie denken Dein in aller Liebe!

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Autor Hilde Nordhoff
Korrespondenz Oberfrohna
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Über den Autor

Hilde Nordhoff

Foto von Hilde Nordhoff. Nahaufnahme, Person im Sommerkleid, im Hintergrund Bäume.
Ba-OBF K01.Ff2_.A12. Hilde Nordhoff, 1940, Oberfrohna, Fotograf unbekannt, Ausschnitt aus Fotoalbum.

Hilde Nordhoff wurde 1920 als Hilde Laube in eine Arbeiterfamilie in Oberfrohna, eine Kleinstadt in Sachsen, hineingeboren. Sie arbeitete ein Jahr lang als Hausangestellte, dann in einem Trikotagenwerk.

Sie kannte Roland Nordhoff aus der Kantorei in Oberfrohna und trat sogar der evangelischen

Über die Korrespondenz

Oberfrohna

Fotografie des Brautpaars Nordhoff am Tag ihrer Hochzeit vor dem Portal der Kirche.

Das Konvolut aus Oberfrohna befindet sich gut erhalten in privaten Händen in Deutschland. Es umfasst 24 Aktenordner mit ca. 2600 Briefen, die zwischen 1 und 20 Seiten lang sind. Der Briefwechsel beginnt im Mai 1938 und dauert, mit einigen kurzen (Urlaubs bedingten) Unterbrechungen, bis Februar 1946