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Briefkorpus

Sonnabend, am 10. Mai 1941.

Mein liebes, teures Herz! Du mein lieber, guter [Roland]!!

Es ist schon spät heute abend, da ich Dein denke. Seit frühmorgens bin ich mit Mutter auf dem Posten, wir säubern die Schlafzimmer gründlich. Alles, bis auf den Schrank haben wir herausgeschafft, Möbelstücken [sic] abgeseift, Betten im Garten gelüftet, Doppelfenster herausgenommen (endlich!!) alles gescheuert, gebohnert und wieder eingeräumt. Da [sic] haben wir fast bis 6 Uhr [z]ugebracht gegen aAbend. Zuletzt mußte ich das Treppenhaus nochmal wischen, alles war staubig geworden. Dann bin ich schnell noch einmal mit Mutsch in die Stadt, für Vater ein Oberhemd kaufen, der muß nun am Montag mit seiner schneidigen Uniform in den Dienst, dazu brauchte er das Hemd. Du! Hatte ich Dir schon davon erzählt, daß Vater solch schöne Uniform bekam für seinen Wachdienst? Er sieht aus wie ein Flieger, schön! Ich will ihn morgen, wenn's wieder so schön draußen ist wie heute, knipsen. Dau bekommst ein Bild! Sogar einen Mantel hat er dazu für den Winter. So schont er wenigstens seine Sachen.

Ja – und jetzt bin ich eben aus der Badewanne gestiegen, hinter der spanischen Wand baden die Eltern noch nacheinander. Du!! Wir brauchen wohl mal keine spanische Wand? Was meinst Du?!!!! Oder bringst Du eine griechische mit? Herzlieb?!

Ach, ich darf jetzt nicht an solche Dinge denken, Liebster! Du!! Denkst Du wohl manchmal auch noch an Deinen letzten Urlaub? Herzlieb! Du!!!

Ich muß mich so sehr sehnen nach Dir in diesen Tagen! Weiß nicht warum, Geliebter! Wohl weil kein Bote von Dir kommt, ist meine Sehnsucht so heiß und groß. So oft muß ich so süß und lieb von Dir träumen, Du! Du!!!!! Du!!!!! Bald wird die lange Wartezeit zu Ende sein, bald werde ich ihn wieder an mein Herz drücken dürfen, Deinen lieben Brief! Ich freue mich schon sooo sehr darauf, Du!! Mein [Roland]!!

Ob Du wohl meine Boten alle hast? Ob Du wohl recht lange warten mußtest, auf sie? Ach Herzlieb, ich möchte Dir doch soo gerne recht viel Liebes bringen, damit Dir die Fremde erträglich wird, mein [Roland]! Mein [Roland]!!! Ich hab Dich sooooo lieb!! Du!! Ob Du wohl nun ein richtiges Bett hast? Ob Du wenigstens ein gutes Lager hast? Ach Du!! Manchmal sorge ich mich doch sehr um Dich, mein [Roland]! Möchtest Du immer die Kraft finden, Dich in das Unabänderliche zu schicken! Möge Dir unser Herrgott stets Gesundheit bescheren, dann ist so vieles Schwere leicht zu überwinden! Mein Herzlieb!! Ich denke soo lieb, und sooo innig Dein! Mein Geliebter!! Heute abend bin ich so sehr müde, ich glaube beinahe, die Frühlingsluft heute hat mich so müde gemacht, zum ersten Male haben wir sie heute recht gespürt!

Aber kalt, kalt weht sie immer noch! 5°[C] Kälte haben wir heute früh noch gehabt! Früh [um] 8 Uhr habe ich das Päckchen für Dich zur Post gebracht, bin gespannt, wie lange [es] fahren wird bis hin zu Dir? Ach, schicke nur recht viel lieben, warmen Sonnenschein mit für mich, in Deinen Boten! Herzlieb! Mich friert immer so sehr! Ich fürchte mich schon wieder in die frischbezogenen Betten [sic], die waren nun diesmal auch noch draußen!! Huh!! Meine Wärmflasche geht mit. Ach Du!! Mein Herzlieb wäre mir tausendmal lieber!! Ja Du!! Du!!!!!!!!!! Mein Lieb! Morgen hörst wieder von mir! Gut Nacht, jetzt! Gott behüte Dich auf allen Wegen! Er segne unseren Bund!! Er führe Dich recht, recht bald heim zu mir!! Geliebter!!

Ich liebe Dich! Du!! Herzallerliebster mein!

In alle Zeit immer Deine [Hilde], Dein!! 

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Autor Hilde Nordhoff
Korrespondenz Oberfrohna
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Über den Autor

Hilde Nordhoff

Foto von Hilde Nordhoff. Nahaufnahme, Person im Sommerkleid, im Hintergrund Bäume.
Ba-OBF K01.Ff2_.A12. Hilde Nordhoff, 1940, Oberfrohna, Fotograf unbekannt, Ausschnitt aus Fotoalbum.

Hilde Nordhoff wurde 1920 als Hilde Laube in eine Arbeiterfamilie in Oberfrohna, eine Kleinstadt in Sachsen, hineingeboren. Sie arbeitete ein Jahr lang als Hausangestellte, dann in einem Trikotagenwerk.

Sie kannte Roland Nordhoff aus der Kantorei in Oberfrohna und trat sogar der evangelischen

Über die Korrespondenz

Oberfrohna

Fotografie des Brautpaars Nordhoff am Tag ihrer Hochzeit vor dem Portal der Kirche.

Das Konvolut aus Oberfrohna befindet sich gut erhalten in privaten Händen in Deutschland. Es umfasst 24 Aktenordner mit ca. 2600 Briefen, die zwischen 1 und 20 Seiten lang sind. Der Briefwechsel beginnt im Mai 1938 und dauert, mit einigen kurzen (Urlaubs bedingten) Unterbrechungen, bis Februar 1946