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Briefkorpus

Donnerstag, am 15. Mai 1941.

Mein liebes, teures Herz! Du!! Mein Sonnenschein! Herzallerliebster.

Heute ist ein Brief von Dir gekommen! Der vom 5. Mai montags. Du, mein [Roland]! Ich danke Dir ja soo sehr! Hast mich soo froh und glücklich gemacht!! Ach, ich muß mich ja so sehr sehnen nach Dir Geliebter! Du! Du weißt ja, wie unermeßlich lieb ich Dich habe! Sooooo lieb! Wie Du mich! Oh – noch viel mehr!!! [A]ber zanken will ich mich nicht darum! Du!!!

Hast an dem Tage, da Du mir schriebst, nun endlich auch wieder mal Post von mir. Das freut mich! Und ist mir auch zugleich ein Trost, mußt wenigstens nun nicht mehr im Ungewissen sein über mich. Wenn der Brief von mir auch nicht all Deine Fragen beantwortet hat – ich hoffe doch, daß Du nun im Besitz meiner ganzen Briefe bist. Wenn es heißt: 5 Postsäcke sind angekommen! Muß doch viel für den Hubo dabei sein!!

Von meiner großen Freude über Dein schönes Geburtstags[g]eschenk weißt nun sicher auch! Du!! Mein Herzlieb!! Die herrlichen Tulpen! Sie wurden ihrem Ende zu immer dunkelroter – bis sie dann die Blätter verloren. Vorigen Freitag habe ich sie wegbringen müssen. Aber sie haben mich sehr lange erfreut!

Geliebter! Soooviel Glück und Freude möchtest Du mir bringen? Oh Du!! Du!!! Du tust es doch schon! Indem Du mir immer und immer wieder sagst, wie so lieb Du mich hast! Und was könnte mich wohl mehr beglücken und erfreuen, als das immer neue, liebe Bekenntnis Deiner großen Liebe zu mir? Du!! Ich kann sie immer und immer wieder lesen, Deine Worte, die mir alles Liebesglück und alle Seligkeit Deines Herzens verraten!! Du!! Ach, ich werde nicht müde, Dir zuzuhören! Geliebter! So süß und beglückend ist es, von Dir geliebt zu werden! Ach Du!! Du!!!!!

So habe ich es mir doch erträumt – schon als Mädchen! Ein solch hohes, köstliches Liebesglück zu besitzen! Ein ganz reines, lauteres! Und nun schenkte uns Gott beiden all das, was wir erträumten und ersehnten, und noch dazu in soo reichem Maße!! Ach Geliebter! Wir wollen uns Gottes Güte und Gnade immer dankbar und würdig erweisen! Möchten uns doch recht bald die Tage werden, da wir uns dieses großen Glückes betätigen dürfen! Da wir es Herz an Herz uns aus den Augen lesen, wie selig froh wir unsrer Liebe sind! Du wirst mir zurückkehren Geliebter! Du mußt!!! All Dein Denken und Fühlen und Trachten, es gilt ja mir allein! Mir und unserm Bund! So froh und beglückt spüre ich das täglich aus Deinen lieben Boten. Und unser Herrgott wird meine heißen Gebete erhören. Er wird uns gnädig sein – wie i[mm]er. Du!! Geliebter!! Wie könnte es anders sein, als daß unser Glück Erfüllung findet? Und, Du!, Seine Krönung? Und heute schreibst Du mir, daß Du Deine Liebe zu mir betätigt hast?!! Machst mich sooo neugierig, Du!!!

Womit magst Du mich wohl erfreuen? Ich weiß, daß Du mich gerne beschenkst, Herzlieb!

Und ich mag mich am liebsten auch nur von Dir beschenken lassen! Warum? Weil das für mich ein ganz besondrer und schöner Augenblick ist, wenn ich spüren kann: das hat der Geliebte eigens für dich gewählt, mit allen lieben und guten und heimlichen Gedanken der Liebe und Anhänglichkeit hat er dabei dein gedacht und hat D dir in diesem Geschenk, sei es noch so klein, alle Liebe und Verehrung ausgedrückt.

Sieh und so ist mir jede Kleinigkeit, die ich aus Deiner Hand empfing, ein teures Pfand, ein köstlicher Beweis Deiner treuen Liebe. Alle die schönen Dinge, sie sprachen zu mir mit Deiner Sprache, Dein liebes Wesen leuchtet mir aus jedem Ding entgegen und läßt mich der Stunde [ge]denken, da ich tief beglückt mich von Dir beschenken lassen durfte. [U]nd ich wache eifersüchtig über all meine kleinen Herrlichkeiten, die nun mein wertvollster Besitz geworden sind. Wehe dem, der sich daran einmal verginge!

Du schreibst mir von Deinem materiellen Besitz! Weißt, ich gönne Dir alles! Lasse Dir's nur nochmal recht wohl sein in den kurzen Monaten Deines Strohwitwerlebens –, wenn Du wieder bei mir bist, ist die Mark bloß noch 'nen Fünfziger wert!! Da heißt es teilen! Teilen!!

Denn daß Du mich an Deiner Seite verhungern läßt, hoffe ich nicht! Dickerle! Wie ist's???

[D]ie doppelte Löhnung (so vermute ich) gibt’s wohl nur in Feindesland? Kannst du wohl deutsches Geld eintauschen? Ich würde Dir welches schicken, wenn Du irgendwo für mich einen guten Wintermantelstoff auftreiben kannst! Hier bei uns ist gar keine Möglichkeit, es wird immer schöner! Na, in der größten Not komme ich auch noch hin – man weiß nur nicht, auf wieviel Jahre hinaus man noch mit der Materialknappheit rechnen muß. Dann würde ich allerdings herunterlumpen [sic] – aber, das wäre ich dann sicher nicht allein. Das geht dann allen so. Von Deinem Sonntag berichtest [Du] mir noch. Recht so, daß Ihr Euch etwas gönnt. Der Magen ist auch in erster Linie zu berücksichtigen! Iß nur tüchtig Vorrat, man weiß nicht, ob nochmal eine dürre Zeit folgt, dann hast wenigstens etwas zuzusetzen! Mußt doch Deinem Kosenamen Ehre machen!! Und nach meinem gutgemeinten Brief fühlt mein Herzlieb sein Gewissen leichter, in bezug: Weintrinken? Na warte!!

Mir hast Du das Trinken streng untersagt! Und nun erzählst Du mir auch noch von den erlesenen Sorten, die Ihr probiert?, wo Du ganz genau weißt, daß das meine schwache Seite ist!! Das ist Quälerei, Du!!! Das kostet eine Flasche ‚Echten‘ zum Urlaub!! Recht so, daß Ihr genauestens die Verbote befolgt die an Euch gerichtet sind, wegen dem Trinken! Jetzt gibt es wohl auch besseren Kaffee, Dickerle? Nicht so'n ollen Mokka, von dem man garnicht recht weiß, ob's welcher ist?! Willst  mal ein Paket ‚Kathreiner‘ aus der Heimat haben? Könntest Du den selber kochen? Ich habe doch soo lachen müssen über Euern verschwiegenen Ort! Das wäre was für mich! Ich kann zielen! Das weißt Du doch am besten, ja? Dreschers Doppelfenster hab ich beim ersten Schuß getroffen! Falle nur nicht mal rein, Du!!! Aber das ist eigentlich sehr hygienisch. Zur Nachahmung empfohlen! Und Deine Knöppelhosen sind spaßig, Du!! Hoffentlich kommst alleine damit zurecht! Ich kann Dir nicht helfen dabei! Da werde ich rot!!

Jetzt aber Schluß! Sonst wird’s verfänglich! Ich bin nämlich eine ganz Brave geworden, seit Du fort bist! Jawohl! (Frißt Euer Hund Knochen?) Du 's ist nicht bös gemeint!!!) Du!!! Vielleicht!, vielleicht wäre ich recht froh, wenn ich wieder mal unartig sein dürfte? Hm? Du!! Aber das sollst Du nicht wissen! Du!! Du!!!!!!!!!!!!!

Geliebter! Gott behüte Dich mir! Er erhalte Dich froh und gesund! Du!! Ich bin Dir sooooo gut! Herzlieb! Ich habe Dich sooooo lieb! Ich bin ganz ganz Dein! Nur Deine [Hilde]! Und Du bist mein!! Mein!!!!!!!!!!!!!

Ach Du!! Ich bin so von Herzen froh und glücklich!! Du!!!

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Autor Hilde Nordhoff
Korrespondenz Oberfrohna
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Über den Autor

Hilde Nordhoff

Foto von Hilde Nordhoff. Nahaufnahme, Person im Sommerkleid, im Hintergrund Bäume.
Ba-OBF K01.Ff2_.A12. Hilde Nordhoff, 1940, Oberfrohna, Fotograf unbekannt, Ausschnitt aus Fotoalbum.

Hilde Nordhoff wurde 1920 als Hilde Laube in eine Arbeiterfamilie in Oberfrohna, eine Kleinstadt in Sachsen, hineingeboren. Sie arbeitete ein Jahr lang als Hausangestellte, dann in einem Trikotagenwerk.

Sie kannte Roland Nordhoff aus der Kantorei in Oberfrohna und trat sogar der evangelischen

Über die Korrespondenz

Oberfrohna

Fotografie des Brautpaars Nordhoff am Tag ihrer Hochzeit vor dem Portal der Kirche.

Das Konvolut aus Oberfrohna befindet sich gut erhalten in privaten Händen in Deutschland. Es umfasst 24 Aktenordner mit ca. 2600 Briefen, die zwischen 1 und 20 Seiten lang sind. Der Briefwechsel beginnt im Mai 1938 und dauert, mit einigen kurzen (Urlaubs bedingten) Unterbrechungen, bis Februar 1946