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Briefkorpus

Mittwoch, am 28. Mai 1941.

Mein geliebtes, teures Herz! Mein lieber, liebster [Roland]! Du!!!

Nicht wie ich erwartete, kam heute Dein Montagsbrief vom 19. Mai, der noch aussteht, sondern Dein Mittwochsbrief, Geliebter!! Ach Geliebter, Du!!! Du schreibst mir so lieb von Deiner großen, tiefen Freude! Du hast nun alle meine Boten bekommen. Du!! Du!!! Ich freue mich ja so sehr mit Dir, daß nun endlich die harte Zeit des Wartens vorbei ist, Herzlieb!! Beglückend spürst auch Du den wärmenden Strahl meiner Liebe, Du!! So wie ich Deine Liebe so tief und beglückend empfinde, wenn sie mir aus Deinen Worten leuchtet. Oh Geliebter!! Geliebter!! Welch unermeßliches, großes Glück, daß wir uns fanden! Wie reich und froh sind wir nun!! Du!!

Sag, wie könnten wir nur dieses Leben ertragen, ohne einander – ohne die Liebe die große, mächtige, zueinander? Du!! Herzlieb! Wenn ich Dich nicht hätte, in dieser bösen Zeit!! Ach, es ist nicht auszudenken, wie leer, wie einsam mein Leben wäre. Du!!

Ich bin unserem Herrgott so von Herzen dankbar, daß er zu unserem Bund für's Leben seinen Segen schenkte. Es ist eine ganz große Gnade, die uns zuteil wurde. Und wir wollen sie nie, nie mißbrauchen! Du!!! Herzlieb mein! Ich sehe Dich so deutlich vor mir, Du!! Mit strahlendem Blick, mit ganz frohem Gesicht, wenn ich Deine lieben Zeichen lese, die mir von Deinem Jubel und von Deinem Glück künden! Nichts Lieberes, nichts Köstlicheres, als von Deiner Hand die Zeichen, daß Du glücklich bist mit mir!! Du!!! Ich freue mich so innig mit Dir, mein Herzlieb! Unsrer Liebe!! Unsres Glückes!

Möge der Herrgott es schirmen und schützen, oh Du!! Möchten wir unsrer Liebe bald, bald leben können im frohen Beisammensein eines sicheren Friedens. Du!!! Wie Deine Augen leuchten! Strahlen! So verheißungsvoll, auf dem lieben Bild, daßs ich immer vor mir stehen habe, wenn ich Dir schreibe! Du!! Ob sie mir schon die große, heimliche Seligkeit verkünden wollen, die auch Du schon heute andeutest in Deinem lieben Boten?

Vom Urlaub, Du!! Oh Geliebter!! Du darfst einmal heim zu mir, wenn Deine Zeit heran ist – trotz der großen Entfernung?!! Ach Du!! „Ja! Ja! Freilich!“ So schreibst Du! Und ich lese diese Stelle immer und immer wieder, Geliebter! Weil ich diese Tatsache garnicht fassen kann, Du!!

Ich kann es nicht fassen, daß das möglich sein könnte!! Ach Geliebter! Geliebter! Das wäre soooooooooviel Glück!! Und ich vertraue Dir hierin, mein Lieb, daß Du immer ausschauen wirst danach, zu mir zu kommen!!!

Oh Du!! Ich weiß doch, wie lieb, lieb Du mich hast! Und wie auch Du Dich sehnen, sehnen mußt! Wenn ich das allein bedenke, dann kann ich keinen Moment zweifeln, daß Du kommen wirst, heim – heim!!!

Und wenn Du auch noch nicht zum Hochzeitstag kommen kannst, so später, Geliebter! Ich bin garnicht [sic] enttäuscht darüber. Wenn Du nur wohlbehalten zu mir kommst, wann, das ist so gleichgültig jetzt – nur ganz gesund will ich Dich bei mir sehen, dann erst kann ich vollkommen glücklich sein, Du!!! Du wirst ganz vorsichtig sein immer, ich weiß es, Geliebter! Und Gott ist mit Dir, das weiß ich froh und beruhigen[d].

Du! Nun will ich Dir auf die hierzu gehörende Frage antworten!! Ja Du!!! Ich bin auch dem Kalendermannerli gut, oh ganz sehr gut!! Du!!! Du!!!!! Schlauberger!! Lieber! Süßer! Du!!!!! Du!!!!! Hast fein gemerkt, Dickerle!! Sei weiter so aufmerksam! Dann dürfen wir, will's Gott, ganz, ganz und immer glücklich sein zu Deinem Urlaub! Du!!!!! Ach Du!!!!! Ganz leise erst freuen.

Du!! Vom UK Antrag hat sich bis jetzt noch nichts gerührt? Ob es wohl noch was daraus wird? Ach Du!! Du!!

Glaubst! Ich würde Dich doch vor lauter Freude und Jubel zerdrücken! Du!!! Du!!!!! Ganz, richtig ganz, für immer wieder heim? Du!! Du!! Sag, kannst Du Dir soooviel Glück noch vergegenwärtigen? Du!! Du!!! Man ist so ganz im Banne des Unvermeidlichen jetzt, man hat sich so gefügt in das Unabänderliche der Soldatenzeit, daß man kaum an eine glückliche Wendung glauben mag, oder gar sich schon in Wirklichkeit vorstellen.

Es wäre zu schön, Geliebter! Hätte ich Dich bald wieder!!! Von Deinen Heimlichkeiten erzählst Du mir, Du!! Hast mich ja nun sooo neugierig gemacht, Liebster! Und sogar einen Kleiderstoff hast Du für mich erstanden? Du!! Wie schön!! Bist ein ganz liebes, gutes Mannerli!! Ob er mir gefällt?, besteht kein Zweifel, wenn er Dir gefällt, Du!!!

Herzlieb! Es ist wohl auch besser so, wenn Du nichts schickst, da kommt auch nichts weg, oder geht verloren – bringe nur die Herrlichkeiten lieber selbst mit, wenn Du kommst, das ist mir lieber. Kannst Du auch viel besser sehen, wie ich mich freue, Du!!

Auf die Seife freue ich mich auch ganz sehr, Du!! Weißt, ich bin nämlich dem Wasser auch ganz gut, fast so ganz wie Dir! Ja!! Aber pssst!! Nicht eifersüchtig sein!! Ich habs bloß immer gedrückt, einen Kuß bekam es noch nie von mir!!

Herzlieb! Heute früh habe ich die 20 RM per Postanweisung abgeschickt! Er sagte, daß das nun erst nach Berlin ginge, durch eine Marine-Stelle, dann raus ins Ausland.

Die Mutsch hätte brennend gerne, daß Du mir einen Mantelstoff kaufst – es gibt hier garnichts mehr, lauter minderwertiges Zeugs. Aber soviel Geld werde ich Dir kaum überweisen dürfen!

Du! Sagte ich Dir schon, daß sich die Eltern herzlich über den Brief von Dir freuten? Und Dir vielmals danken?! Du willst darin unsre Strumpfgröße wissen: Mutsch Größe 10 – ich 9 ½, oder 9 paßt auch. Das wäre fein, könntest welche kaufen[.] Gibt's auch Strickwolle für Dich und mich?, für Socken und Pullover. Du Armer, mußt nun so handeln! Hast denn auch bissel Freude daran?

Herzlieb! Heute nachmittag ist ein Film angekommen. Ich freue mich! Nachher geht Dein Paket ab mit Socken, Filmen, bissel Streußelkuchen. Der Kuchen ist für Pfingsten bestimmt, Du wirst ihn freilich bis dahin nicht bekommen! Dafür sicher meinen andern Kuchen! Die Briefpost geht 6 Tage, seit einer Woche ziemlich sicher. Wie lange wird wohl ein Paket zu Dir brauchen[?] Mein Herzlieb! Du hast mir solch lieben Blumengruß beigelegt in Deinem Boten! Wie habe ich mich gefreut! Ich danke Dir ganz lieb! Blaue Glöckchen sind an dem silbrig-samtenen Stengel, so zierlich! Nun sind sie gepreßt, aber immer noch schön! Ich möchte mal eine Blumenwiese sehen da, wo Du jetzt bist. Geliebter! Du!! Dank für den süßen Mohnblumenkuß! Du Lieber! Guter!! Ich freue mich so herzlich mit an Deinem Glück! Du!! Es ist unser Glück! Und ich bin selig und froh, daß ich Dir soviel bedeute! Daß ich all Dein Glück sein darf! Du!!! Ich bin Dein!! Dein!!! Deine überglückliche [Hilde]! Ganz Dein für dieses Leben!!

Ich liebe, liebe Dich! Du!! Du!!!!!!!!!!!!! Mein!!!!! Gott sei mit Dir, mein [Roland]! Es küßt Dich ganz lieb Deine Holde. Du!!!!!

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Autor Hilde Nordhoff
Korrespondenz Oberfrohna
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Über den Autor

Hilde Nordhoff

Foto von Hilde Nordhoff. Nahaufnahme, Person im Sommerkleid, im Hintergrund Bäume.
Ba-OBF K01.Ff2_.A12. Hilde Nordhoff, 1940, Oberfrohna, Fotograf unbekannt, Ausschnitt aus Fotoalbum.

Hilde Nordhoff wurde 1920 als Hilde Laube in eine Arbeiterfamilie in Oberfrohna, eine Kleinstadt in Sachsen, hineingeboren. Sie arbeitete ein Jahr lang als Hausangestellte, dann in einem Trikotagenwerk.

Sie kannte Roland Nordhoff aus der Kantorei in Oberfrohna und trat sogar der evangelischen

Über die Korrespondenz

Oberfrohna

Fotografie des Brautpaars Nordhoff am Tag ihrer Hochzeit vor dem Portal der Kirche.

Das Konvolut aus Oberfrohna befindet sich gut erhalten in privaten Händen in Deutschland. Es umfasst 24 Aktenordner mit ca. 2600 Briefen, die zwischen 1 und 20 Seiten lang sind. Der Briefwechsel beginnt im Mai 1938 und dauert, mit einigen kurzen (Urlaubs bedingten) Unterbrechungen, bis Februar 1946