Bitte warten...
Briefkorpus

Dienstag, den 1. Juli 1941

Mein Herzlieb! Mein Liebstes, Bestes auf der Welt!

Du! Gestern konnte ich doch gar keinen Boten abschicken, und heute wird's nur ein Kurzer. Ob ich Dich vergessen habe? Geliebte!!! Was gibt es in dieser Welt, worüber ich Deiner vergessen könnte, des Liebsten und Besten und Köstlichsten, das ich erlangen konnte? Oh, niemals, nimmermehr!! Du!!!! Der Geburtstagsmann hat doch die ganze Zeit gebraucht – einem anderen hätte ich gutwillig Deine Zeit auch nicht abgetreten! Du! Ich habe Dich sooo lieb – und ich möchte Dich doch so ganz sehr liebhaben – Du!! Liebste! Wo bist Du denn eben? Ich muß Dich doch erst mal ganz sehr drücken! – oh, ganz nahe Dich bei mir fühlen!! – oh, ganz eins sein mit Dir!! Lippe an Lippe, Herz an Herz – und – – Du!!! Du!!!!! Alles Sehnen gestillt! Herzlieb!!! Herzlieb!!!!! Oh, wie glücklich bin ich mit Dir! Ich kann ohne Dich nicht mehr sein! Bei Dir finde ich Ruhe und Erfüllung allen Sehnens.

Gestern Heute habe ich ihn abgeschickt, den Geburtstagsmann. Ach, hoffentlich ist er ganz pünktlich. Du! Eher kannst ihn nicht kriegen, er segelt doch unter fremder Flagge. Wenn ihn die liebe Mutsch nun für sich behält – ach, Du! Dir Dein Glück neiden, das kann sie nicht, sie gönnt es uns von ganzem, gutem Herzen! Das weiß ich. Recht viel Freude wollte ich Dir bereiten – und ein bissel Dir zeigen, wie lieb ich Dich habe!

Du! Herzlieb! Wenn ich bei Dir sein könnte an unserem Geburtstag – Du!! Wir müßten gleich auf Hochzeitsreise gehen, aber wohin? Oder am Besten gleich krankmelden und einschließen ins Kämmerlein! Oh, zwei arme kranke Starmätze! Du! Aber auch was Gutes zu pappeln müßten wir uns mitnehmen ins Kämmerlein – und fürs durstige Weiberl ein Fläschel zum Trinken! Viel mehr brauchen wir dann nicht mehr zum Feiern. Oh, ganz so lang mußt ich einmal wieder in Deine lieben Augen schauen – ach, und dann mit Dir etwas anschauen, und lesen, und anhören – schöne Musik – Du!! Und dann möchte ich mein Herzlieb in seinen schönen Kleidern sehen, im Blauen und im Seifenblasenkleidel, und im Kiefernkleidel, und im schönen Sommerkleid, und im braunen Herbstkleid – im Polterabendkleidel – und im amerikanischen Blumenkleid, dem verführerischen – Du! Wir hätten ja soooviel Beschäftigung – und zu jedem Kleidel erzählen wir uns eine kleine Geschichte, Du!!! – und ein paar Kleidel fehlen noch – und eines hat der Hubo mit im Koffer – aber weiter erzähl ich nun nicht, Herzlieb - sonst möchten wir uns zuviel vorwegfreuen [sic] – und die größte Freude soll doch erst sein, wenn ich bei meinem Herzlieb in Wirklichkeit bin – Du!!! Ich will doch bald zu Dir kommen! Ganz bald!!! So bald und schnell ich kann!!! Husch, husch, ganz, ganz schnell zu Dir!! Zu Dir!!!!!!!!!! !!! Oh Herzlieb! Ich habe Dich ganz sehr lieb!!! Spürst Du es? Du!!! Du!!!!!

Morgen ist schon Mittwoch – und dann wird es bald am längsten gedauert habe, daß ich auf Deine lieben Boten warten muß! Du! Ich freu mich doch ganz sehr auf die Ferienboten! Hoffentlich hast Dich auch einmal innerlich recht gelöst von allem und überhaupt einmal erholt – 14 Tage ist ja zu wenig – hattest es recht sehr nötig auch einmal, armes gehetztes Rehlein! Wenn Du wirst bei mir sein, da wird ich aber gut aufpassen, daß mein Herzlieb nicht mehr tut, als es abkann. Und wenn es müde ist und abgespannt, schicke ich's ins Bettlein – und wenn es keine Geduld hat – – – leg ich mich gleich dazu und halt es ganz fest an Händeln und Beinerln, Du!!! Du! Ich möcht doch heut gleich ein Stückchen abbeißen von Dir! Sooo lieb habe ich Dich!!!

Behüt Dich Gott!

Ich küsse Dich! Du!!!!! Ich liebe Dich!!!!! !!!!! !!!

Dein [Roland] – Holde mein!!!

Karte
Kommentare
Einordnung
Gesendet am
Gesendet aus
Autor Roland Nordhoff
Korrespondenz Oberfrohna
Gesendet nach
Über den Autor

Roland Nordhoff

Foto von Roland Nordhoff. Nahaufnahme, Person sitzend in einem Fensterrahmen.
Ba-OBF K01.Ff2_.A39, Roland Nordhoff, 1940, wahrscheinlich Bülk, Fotograf unbekannt, Ausschnitt.

 

Roland Nordhoff wurde 1907 in eine bürgerliche Familie in einem ländlichen Dorf im östlichen Sachsen, Kamenz, hineingeboren. Nachdem er ein Musikstudium aufgegeben hatte, arbeitete er als Dorflehrer in Oberfrohna, nahe Chemnitz. Im Frühjahr 1938 wurde er nach Lichtenhain in Sachsen versetzt

Über die Korrespondenz

Oberfrohna

Fotografie des Brautpaars Nordhoff am Tag ihrer Hochzeit vor dem Portal der Kirche.

Das Konvolut aus Oberfrohna befindet sich gut erhalten in privaten Händen in Deutschland. Es umfasst 24 Aktenordner mit ca. 2600 Briefen, die zwischen 1 und 20 Seiten lang sind. Der Briefwechsel beginnt im Mai 1938 und dauert, mit einigen kurzen (Urlaubs bedingten) Unterbrechungen, bis Februar 1946