Bitte warten...
Briefkorpus

Großdehsa, dDonnerstag, am 3. Juli 41.

Mein geliebtes Mannerli! Du mein Herzensschatz! Mein [Roland]!

Du!! Du!! Fühlst Du es nicht, wie mein Herz so wild, so ungestüm schlägt vor Jubel und Glück? Du!! Vor seligem Liebesglück! Oh Herzlieb! Wie ein Feuerstrom durchrinnt es mich Geliebter!, wenn ich Deine geliebten Zeilen lese! Oh Du!! Du!! Du!!!!!

Wegstehlen muß ich mir die Zeit, da ich unge[st]ört Dir meinen innigsten Dank sagen will! Mein geliebtes Herz! Wie Du mich beglückst! Oh! Wie wundersam, wie wonnevoll berührt mich dieses selige Gefühl, wenn Du sooo lieb, ach so unendlich lieb zu mir kommst! Mein Schatz! Du!! Du!! Es will mir alles zu eng werden, die Brust – weil sie das jubelnde, glückliche Herz kaum noch einschließen kann! Die Räume – [w]eil sie mir fremd sind, weil sie nie unser gemeinsames Liebesglück teilten! Du!!!

Zuhaus – ja, da flüchte ich mich rasch in mein Kämmerlein, Geliebter! Dahin, wo sich alle Süß- und Heimlichkeit schon immer barg, die uns zusammenschloß! Geliebter! Du!!

Ach Herzlieb! Ich muß mich so überfreuen, weil Du sooo lieb zu mir kommst! Du!! Du!!! Ach, was sind denn meine armseligen Worte hier, die Dir meine Herzensseligkeit künden sollen? Nur ein hilfloses Gestammel – ja, nicht mehr! Oh – ich könnte so traurig werden - Du!!! Kannst Du meine große – ach, unendlich reiche, selige Freude fühlen, ermessen, die mich erfüllt? Geliebter!! Oh versuche es, Geliebter! Jeder Buchstabe soll Dir meine innige Liebe und Dankbarkeit künden! Soll Dir sagen, wie unendlich Du Deine [Hilde] beglückst! Mein [Roland]! Oh – wie hast Du mich doch lieb!!!

Du!, beinahe muß ich wieder ein[ma]l eifersüchtig werden!! Du schreibst mir zu liebe Briefe jetzt! Ich kann doch nimmer neben Dir bestehen!! Ach Herzlieb mein!! Du!! Wie lieb Du mich hast! Du!!!!! Und  - Du – spürst Du's Liebster, wie ich Dich ebenso, oh noch vielmehr lieb haben will? Du!! Du!! Ganz sehr liebhaben! Du!! Du!! Wenn ich diese Worte schreib[e] klingt mir eine Melodie in den Ohren, eine vielliebe Melodie – zuallererst hörte ich sie aus Deinem Munde – der Text schwebt mir nur noch in Bruchstücken vor: „Ich möcht' es jubeln in alle Winde …. Dein ist mein Herz …. und soll es ewig, ewig bleiben."

Herzlieb! Oh Du!! Es kann ja beinahe auf Erden nicht anders sein, als daß übervolle Herzen sich lösen, verströmen in der ewig-schönen Musik – Du!! Du!! Wie eine Himmelsmusik ist mir unser Liebesglück – oh Du!! Du!! Wie ein himmlisches Lied – ein süßes, mildes, zartes – aber auch ein mächtiges, brausendes, alldurchdringendes! Geliebter!! Mein [Roland]! Ach – Du – wenn Du bei mir wärst – wie wollten wir all unser Glück, all unsere Seligkeit verströmen lassen ineinander – und auch [in] der schönsten der Künste. Wenn ich auch nur mit dem Herzen dazutun kann, Liebster – Du zauberst mit Deinen Händen das Innigste, Schönste hervor, daß [sic] zwei glücklich Liebende nur bewegen kann – und Du spielst mir aus der Seele – spielst Dich in mein Herz hinein! Du!! Wie traut, wie lieb, wie einzig schön diese Stunden, da ich bei Dir sitzen kann und den Tönen lauschen! So wie unsre Herzen im Gleichklang innig vertraut schlagen, so gleichsam vertraut und bekannt empfinden wir den Zauber der Musik – wir lieben ihn beide gleich sehr! Und was ich in diesem Zauber geistig nicht erfassen kann, so wie Du – das nehme ich doch alles in mein geöffnetes Herz auf! Mit dem anderen Empfinden nur, der Frau. Ach Du!! Ich freue mich sooo auf Deine Heimkehr! Geliebter! Die übergroße Seligkeit macht mein Herz erbeben! Du bist soo glücklich in meiner Liebe! Ach Du!! Soo war es ja mein Wunsch!! Du!! Und nun stehe ich überwältigt vor diesem glücklichen Bekenntnis aus Deinem Munde – von Deiner Hand. Du!! Du!! Geliebter mein!!

Herrgott! Herrgott im Himmel! Sieh unser Glück, o halte Deine Hände gnädig über uns! Segne uns! Schenke uns den Frieden!

Mein [Roland]! Was ist mir nur! Ich könnte weinen, o überlaut weinen – und bin doch sooo glücklich! Oh – ich hänge immer inniger und fester an Dir, ich wachse immer fester mit Dir zusammen. Oh Du!! Mein Leben! Der Herrgott erhalte Dich mir – ohne Dich kann ich nicht mehr sein! Geliebter!! Ein Jahr ist bald um, daß wir Mann und Weib wurden! Herzlieb! Es war doch ein gesegnetes, reiches Jahr! Wir sind einander soo innig, fest ans Herz gewachsen – wohl soo fest, wie selten zwei Menschen zusammen sich finden. Das ist soo wunderbar beglückend – oh, sooo schön!!

Es ist ja unsres ganzen Lebens Inhalt! Du!! Mein [Roland]! Danke Du mit mir dem gütigen Vater im Himmel für seine Güte! Ich will Dich lieben und festhalten mein ganzes Leben lang! Mein [Roland]! Mein!!! Donnerstag ist heute. Schon am Morgen bin ich mit Elfriede und Mutsch nach Löbau gefahren. Wir haben den Wochenmarkt beguckt und so verschiedenes eingekauft. Fidi nahm dann noch ihre Gesangsstunde, während wir im ‚Cafe Rutsch' saßen und bei Kuchen mit Kaffee dem tollen Regen draußen zusahen. Um 1315 [Uhr] fuhren wir beide wieder zurück. Fidi mußte Lottis' [sic] Rad nehmen, weil um 1300 [Uhr] ihr Unterricht in Klein-Dehsa [sic] begann. [Ic]h fühle mich in Löbau nicht wohl. Und vor allem bei so trüben [sic] Wetter.

Als ich nun heimkam, da war die große Freude eingekehrt!! 3 liebe Boten! Vom Montag, Dienstag, Mittwoch dem 23. 24. 25. Juni! Oh Du!!! Da muß ich mich nun Tag und Nacht freuen! Ach mein Liebes! Du!!! Morgen muß ich fort von hier! Morgen ist Reisetag!! Ich freue mich!! Morgen fahren wir heim! Geliebter! Heim! Da finde ich mein Herzlieb ganz gewiß auch! Und heute kam auch Dein lieber, lieber Bote an die ‚Sommerfrischler'! Wie freuten wir uns doch! Geliebter! Wie lieb denkst Du unsrer! Wir danken Dir von ganzem Herzen! Du!!

Ich habe nun die Post von Schmilka nach hier überweisen lassen. Und Du Sapperloter hast gar den Boten direkt nach Schmilka adressiert. Und er ist wirklich schon da! Du!! Nun haben wir uns alle darüber gefreut, alle! Auch Deine lieben Eltern mit! Du!!! Ich soll Dich im Namen aller hier Anwesenden recht von Herzen lieb grüßen! Ach – das soll ich jeden Tag – doch bei all meiner Liebe vergesse ich das ja immer! Du!!

Nun wäre bloß noch der Fall mit den Kusseln zu klären – tja – weißt? 3 hast Du da zum verschicken? Hm – ich hab' mich n[un] zu dem Entschluß hindurchgerungen: Du schickst sie am besten alle dreie zu mir! Du!!! Da gibt's keinen Streit wer wieviel bekommt! Bist' einverstanden? Du! Du!! Du!!! Mein Schatz! Liebster Bub!! Oh – wie glücklich bin ich – wie froh! Sei es mit mir, geliebtes Herz!

Der Herrgott schütze Dich! Er erhalte Dich mir! Du!! Ich liebe Dich! Mein Glück!! Morgen vormittag um 10 [Uhr] verlassen wir das Dorf! Ich freue mich! Schatz! Komm' mir nach! Folge mir nach! Heim!! Heim!! Das allein können wir so ganz glücklich sein! Geliebter! So nimm meinen letzten, innigsten Gruß aus dem Hause von Großdehsa – ich glaube, daß ich nicht so bald wieder komme. Du!! Ich will heim – will zu Dir!!

Ich bin immerdar ganz Deine [Hilde].

Karte
Kommentare
Einordnung
Gesendet am
Gesendet aus
Autor Hilde Nordhoff
Korrespondenz Oberfrohna
Gesendet nach
Erwähnte Orte
Über den Autor

Hilde Nordhoff

Foto von Hilde Nordhoff. Nahaufnahme, Person im Sommerkleid, im Hintergrund Bäume.
Ba-OBF K01.Ff2_.A12. Hilde Nordhoff, 1940, Oberfrohna, Fotograf unbekannt, Ausschnitt aus Fotoalbum.

Hilde Nordhoff wurde 1920 als Hilde Laube in eine Arbeiterfamilie in Oberfrohna, eine Kleinstadt in Sachsen, hineingeboren. Sie arbeitete ein Jahr lang als Hausangestellte, dann in einem Trikotagenwerk.

Sie kannte Roland Nordhoff aus der Kantorei in Oberfrohna und trat sogar der evangelischen

Über die Korrespondenz

Oberfrohna

Fotografie des Brautpaars Nordhoff am Tag ihrer Hochzeit vor dem Portal der Kirche.

Das Konvolut aus Oberfrohna befindet sich gut erhalten in privaten Händen in Deutschland. Es umfasst 24 Aktenordner mit ca. 2600 Briefen, die zwischen 1 und 20 Seiten lang sind. Der Briefwechsel beginnt im Mai 1938 und dauert, mit einigen kurzen (Urlaubs bedingten) Unterbrechungen, bis Februar 1946