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Briefkorpus

Sonnabend, den 12.Juli 41

Mein liebes, teures Weib! Herzlieb! Geliebte mein!

Muß doch heute immer Dein denken, Du! Weil Ihr eben auch, die lieben Eltern einbezogen, meiner denkt, aller denkwürdigen Stunden. Es war doch ein Sonnabend – der dem heutigen entspricht. Herzlieb! Ein herrlicher Tag ist es wieder hier! Das Wetter an unserem Hochzeitstag? Du! Wir sind nicht abergläubisch, ja? Ich gehe mit Dir durch Dick und Dünn, Geliebte! Dick und Dünn, so war das Wetter damals.

Herzlieb! Laß es Dir heute noch einmal sagen, wie sooo glücklich ich bin! Du!!! Wie ich aus ganzem vollem Herzen bejahe – heute wie vor einem Jahre. Du! Mein Herzblatt! Mein Ein und Alles! Mein bestes Teil! Liebes Weib! ganz eins sind wir! So ganz gehören wir zusammen – Gott hat es so gefügt! So sehr lieb haben wir einander! Nichts trennt uns, nichts steht scheidend zwischen uns! Ganz aufgeschlossen sind wir einander: Treue – Vertrauen - Geborgenheit – Heimat. Ich darf Dich lieb haben, lieb haben!!! Deine liebe Hand erfassen! – bei Dir sein ganz allein! – Dir in die Augen schauen! – das liebe, liebe Köpfchen streicheln! – Ach Herzlieb! Alle Weltenseligkeit mit Dir teilen, mit Dir erleben! Mit Dir! Geliebtes Wesen! Liebes, junges Weib! Geliebte Menschenseele! An Deiner Seite schaffen und erleben – mit Dir leben ein ganzes, langes Leben! Weißt Du es denn? Ich bin sooo reich und froh und glücklich mit Dir!!!!! Gott segne unser Glück all die kommenden Jahre! Er erhalte uns demütig und dankbar in allem Glücke – daß wir allzeit so froh und dankbar zurückblicken möchten wie am heutigen Tage!

Gott erhalte uns auch die lieben Eltern und Verwandten. Auch ihnen danken wir unser Glück. Ich ziehe es immer wieder einmal hervor, Herzlieb, das Bild mit den lieben Eltern – Du bist ihr Kind. Die liebe Mutsch steht Dir am nächsten jetzt – ich bin so froh, daß Du sie recht liebhaben kannst – sie ist der treueste Ekkart Deines und unseres Glückes! Aber ich glaube, der liebe Pappsch ist bei aller männlichen Verhaltenheit und Schweigsamkeit und Kargheit des Ausdruckes nicht weniger beteiligt und mit dem Herzen bei uns Kindern. Ich mag ihn richtig gern. Ist doch ein Kerl, ein ganz eigensinniger! – wie Du heute von ihm erzählst – hat er es nicht furchtbar gut gemeint? D[u!!!] liebs, herzigs Weibel! Bist auch ein Stück von ihm! Du!!! Und ich glaube, der liebe Pappsch gibt mal einen guten Opa ab, ja? Du!!! Und wenn er in unsrer Mitte ist, weißt, den möbeln wir richtig noch ein bissel auf!

Ach, den ärgsten Sorgen enthoben sein – ein wenig Muße gewinnen für sich selbst und die Schönheiten dieses Lebens – sich einmal lösen können vom Alltag – wieviel freudvoller kann das Leben dann sein, und reicher, wieviel mehr können dann zwei Menschen sich sein!!! Wieviel dankbarer empfangen sie dann dieses Leben! Die lieben Eltern hatten es schwer. Es fehlt ihnen nicht an Aufgeschlossenheit und Empfänglichkeit für all das, was uns erfreut, keineswegs. Aber alle Sinne müssen geübt werden von Jugend an, wenn sie wach und rege und hell sein sollen im Alter – das Beten, das Liebhaben, das Aufgeschlossensein füreinander, auch das Zärtlichsein – es will alles geübt sein!!!

Waren wir nicht schon fleißig in den vergangenen Jahren miteinander? Du! Du!!! Willst Du mit mir fleißig lernen, wenn wir wieder beisammen sind? Du!!! Du!!!!! Auch das Liebhaben und Zärtlichsein?!! Du! Herzlieb!!! Sag ja!! ja!!!!!!!!! Oh Geliebte!! Mein!!!!!

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Einordnung
Halbnahe Aufnahme des Brautpaares Nordhoff am Tag ihrer Hochzeit vor dem Portal zur Kirche.

Ba-OBF K01.Ff3_.A8, Hilde und Roland Nordhoff vor der Kirche der Trauung, Hochzeit am 13. Juli 1940, Oberfrohna, Fotograf unbekannt, weißer Rand weggeschnitten.

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Autor Roland Nordhoff
Korrespondenz Oberfrohna
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Über den Autor

Roland Nordhoff

Foto von Roland Nordhoff. Nahaufnahme, Person sitzend in einem Fensterrahmen.
Ba-OBF K01.Ff2_.A39, Roland Nordhoff, 1940, wahrscheinlich Bülk, Fotograf unbekannt, Ausschnitt.

 

Roland Nordhoff wurde 1907 in eine bürgerliche Familie in einem ländlichen Dorf im östlichen Sachsen, Kamenz, hineingeboren. Nachdem er ein Musikstudium aufgegeben hatte, arbeitete er als Dorflehrer in Oberfrohna, nahe Chemnitz. Im Frühjahr 1938 wurde er nach Lichtenhain in Sachsen versetzt

Über die Korrespondenz

Oberfrohna

Fotografie des Brautpaars Nordhoff am Tag ihrer Hochzeit vor dem Portal der Kirche.

Das Konvolut aus Oberfrohna befindet sich gut erhalten in privaten Händen in Deutschland. Es umfasst 24 Aktenordner mit ca. 2600 Briefen, die zwischen 1 und 20 Seiten lang sind. Der Briefwechsel beginnt im Mai 1938 und dauert, mit einigen kurzen (Urlaubs bedingten) Unterbrechungen, bis Februar 1946