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[OBF-410714-001-01]
Briefkorpus

Montag, den 14. Juli 1941

Herzallerliebste! Mein liebes, teures Weib! Du!!!

Hab ich Dich so überglücklich gemacht – und weiß doch gar nimmer womit und ob mit etwas besonderem. Und nun strahlt es mir zurück, oh Herzlieb!, so beglückend, so beseligend! All mein Glück ist doch in diesem Strahlen. Und jetzt möchte ich doch am liebsten ganz allein sein, daß ich es widerstrahlen könnte. Du, jetzt bin ich auch allein. Ich habe mich herübergeflüchtet in die Schreibstube. Selbst die Kameraden sind mir heute zu viel, sie nehmen es nicht übel.

Und nun bin ich doch ganz allein mit Dir! Herzlieb!

Du!!! Du!!!!!! Mit meinem lieben, süßen Weib! Du! Du bist doch der Hauptschuldige, daß das Mannerli so in Liebe entbrennen muss – daß es ganz närrisch werden möchte vor Liebe – daß es sich sooo sehnen muss, Du!!!!!! Oh Geliebte! Wieviel Liebes, Liebes sagst Du mir! Weißt, da wird das Mannerli übermütig und wild und unartig und bedrängt das arme Weiberl! Darfst ihm nicht die Zügel ganz schießen lassen, Du!!!

Oh Herzlieb! Wie viel Liebes Du mir sagst, welch unermeßliches Glück Du mir bereitest. Bin ichs den[n] wirklich, der Glückliche, der Reichste in dieser Welt: Dein Liebstes – Du!!! – Dein Vertrautester – oh, das wollt ich doch sooooooo gerne!– Dein Herzallerliebster, dein Herzensschatz, oh, das ist soooooo viel, viel Gunst und Stetigkeit – Dein Herzblut und Dein Herzschlag – Geliebte, dann bin ich Dir der allerallernächste. Du!!!!–

Mein Weib bist Du?– Oh Herzlieb, dann bin ich doch Dein Mannerli, ein ganz, ganz glückliches Mannerli!– Oh Geliebte, Geliebte!!! Daß ich so große Freude Dir anzuzünden vermag, so übervolles Glück, daß ich Dich ganz erfüllen kann – Du weißt, es ist mein ganzes Trachten und Sehnen gewesen – das macht mich so glücklich. Ich will Dir doch ein ganz liebes, bestes Mannerli sein – wie Du mir ein so liebes, bestes Weib, das liebste und beste, das ich finden konnte, auf dieser Welt – ach, das ich gar nicht finden konnte, das mir geschenkt wurde und anvertraut. Als ein Geschenk des Himmels will ich es hüten und halten – oh, halt[e]n, festhalten, ganz festhalten – nimmer es lassen, Du!!!!!!

Und wenn ich zu Dir kommen darf – – –? Du!!!!!!!!!!!!!

In die Heimat – nach Hause – wo ist das?– wohin muss ich dann gehen? Du!!! Du!!!!!! Zu Dir!!! Zu Dir!!!!!

Ein Mensch wird warten dann, heißen, klopfenden Herzens – ein Mensch wird darum beten, ganz innig – wird wachen und lauschen – oh warten, glückträumend – Du!!! Du!!!!!!

Und wird mir öffnen – und dann werden zwei am Ziele sein – ein Atem dann, ein Herzschlag, ganz eins – oh Geliebte, Geliebte!!!!!! Wir werden müssen erst weinen – Tränen des Glücks, übervoller Freude – Herzlieb mein, Du, Du!!!

Herzlieb! So glücklich war das Mannerli bei seiner vorigen Heimkehr – – aber diesmal? Du!!!!!!

Oh Geliebte! Ein wenig das Herz in die Hand nehmen müssen wir beide – es darf nicht zerspringen – nicht ertrinken im Glück – nicht ersticken in der Glut – nicht sterben vor Glückseligkeit – leben, leben mit Dir! Oh Gott im Himmel! Recht lange und glücklich mit Dir leben!!!!!!

Laß Dir vieltausendmal danken für Deinen Glücksboten. Und ob ich mich auch über die Karten freue, die Du dabei legst? Oh Herzlieb! Mein liebes Weib! Es ist doch das Liebste und Zarteste, was unausgesprochen bleibt, was sich mir kundtut in Zeichen – auch das Tiefste, Unergründlichste und Wundersamste ist es. Und des Tiefen, Verborgenen, Unergründlichen, Wundersamen ist doch am Weib und seinem Wesen viel mehr als beim Manne – wie ich es liebe, liebe an Dir, geliebtes Weib!!! weil es sich in Dir so rein und echt und – einfältig – verkörpert. Ach Herzlieb! Laß mich Dein Vertrauter sein und bleiben!– In der Heimlichkeit unsrer Liebe – da kann ich doch auch ganz zu mir selber finden – da bricht hervor, was im Herzen schlummert – und drängt, sich Dir mitzuteilen – da bin ich doch ein ganz komisches – einfältiges Mannerli auch – fühlst Du es so? Ach, ich glaube ja!!!

Sieh Herzlieb! Und deshalb wohl auch die Vorliebe des Weibes für das Zeichen. Oh Du! Wie [Du] das Mannerli spitzt auf all die Zeichen – Zeichen der Gunst, und Liebe, und Verheißung – ach spitzt – wie es auf sie wartet, wie es sie liebt! Du!!! Wie es die Liebe entzünden kann! Wenn Du mir winkst – dann muss ich folgen, Herzlieb!

Und das Mannerli? Es ist ein Gegenpol dazu – zerreißt den Schleier, ist zudringlich – und will ergründen. Ob sie sich feindlich sind deshalb, Mann und Weib?– Oh nein! Geliebte!!

Ist der Hubo denn ein Mannerli nach der Beschreibung? Oh Herzlieb! Nur Dir, nur Dir konnte ich es gestehen, Du!! Du!!!! Und nun darf ich Dir nahen wie ich bin – oh Herzlieb – bedenk es selbst mit mir – so sonderbar es scheinen mag – es hängt die Vollkommenheit des Glückes daran. Nur bei Dir konnte sie mir werden!!!

Ach Herzlieb – wie soll ich es loben und besingen – das Wesen des Weibseins, wie es in Dir sich verkörpert, in Leib und Seele – wie sagen und ausdrücken, daß ich es sooo liebe und mich nach ihm sehnen muss, der Ergänzung meines Wesens?!!!! Die Worte reichen nicht hin dazu. Meine Augen, meine Zärtlichkeit, meine Liebe und Treue, die sollen es Dir sagen – die wollen nun Dich sein [sic], die wollen Dich all liebhaben!!!!!

Das liebste Zeichen an meinem Weiberl – ist mir doch das liebe Herzel, Du!!! Du!!!!! Wirst es mir wieder schenken? Oh Geliebte!!! Oh, lieb und leis will ich es umfangen – Dein Geschenk, liebstes Weib! Und ich werd es auch schauen dürfen! Du!!!!!! Und werde es an meinem Herzen fühlen, ganz, ganz nahe!!!!!! Es schlägt mir so lieb und treu und jung und heiß!!! Und ich darf darin wohnen, ganz, ganz allein!!! Oh Herzlieb!!! Und unser Kindlein wird darunter ruhen – oh, ich möchte gleich das Kindlein sein!!!

Oh Herzlieb! Nun werd ich wieder nicht schlafen können vor lauter Glück und Liebe! Morgen wird das Mannerli ganz kühl und sachlich sein!!!! Und Du! Vor Dir schmilzt alles Eis dahin, alle finsteren Schatten verfliegen – ich werde ja nicht eher ruhen können, als bis ich bei Dir bin, bei Dir! Geliebte!!

Gott behüte Dich mir auf allen Wegen. Er segne unseren Bund und schenke uns starke, tapfere Herzen! Herzlieb! Dein[e] lieben Bilder sind bei mir! Sie halten alle Sehnsucht wach, allen Willen zur Heimkehr! Du, ich kehre Dir zurück – heim zu Dir!– Dann sind wir die glücklichsten Heimchen der Welt! Ja? Du!! Mein liebe Weib!, mein Herzlieb – und ich Dein Mannerli,

Dein [Roland]!!!

Du! Du!!!!! Wie schön, sooo schön und lieb sind Deine Bildnisse!!!!!

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Autor Roland Nordhoff
Korrespondenz Oberfrohna
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Über den Autor

Roland Nordhoff

Foto von Roland Nordhoff. Nahaufnahme, Person sitzend in einem Fensterrahmen.
Ba-OBF K01.Ff2_.A39, Roland Nordhoff, 1940, wahrscheinlich Bülk, Fotograf unbekannt, Ausschnitt.

 

Roland Nordhoff wurde 1907 in eine bürgerliche Familie in einem ländlichen Dorf im östlichen Sachsen, Kamenz, hineingeboren. Nachdem er ein Musikstudium aufgegeben hatte, arbeitete er als Dorflehrer in Oberfrohna, nahe Chemnitz. Im Frühjahr 1938 wurde er nach Lichtenhain in Sachsen versetzt

Über die Korrespondenz

Oberfrohna

Fotografie des Brautpaars Nordhoff am Tag ihrer Hochzeit vor dem Portal der Kirche.

Das Konvolut aus Oberfrohna befindet sich gut erhalten in privaten Händen in Deutschland. Es umfasst 24 Aktenordner mit ca. 2600 Briefen, die zwischen 1 und 20 Seiten lang sind. Der Briefwechsel beginnt im Mai 1938 und dauert, mit einigen kurzen (Urlaubs bedingten) Unterbrechungen, bis Februar 1946