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[OBF-410729-002-01]
Briefkorpus

Dienstag, am 29. Juli 1941.

Herzallerliebster! Du mein lieber, guter [Roland]!

Ich kann nicht zur Ruhe gehen, wenn ich nicht Dein gedacht habe. Und wenn es heute auch nur wenige Zeilen sind, ich meine es nicht minder lieb und herzlich mit Dir, mein Herzensschatz! Das sollst Du ganz sicher wissen!! Du!!!

Da hatten wir nun heute ‚das große Waschfest! Um 6 Uhr ging's los – jetzt ist es gleich 9 Uhr abends! Ich brauche Dir wohl nicht erst zu versichern, daß ich hundemüde bin. Aber wir haben's geschafft. Ohne dem [sic] Waschkessel war es zwar eine große Schinderei und die Wäsche sieht nicht so blütenweiß aus, als wenn sie gekocht wäre; doch das läßt sich nun nicht ändern. Länger hätten wir unmöglich warten können. Hoffentlich bemüht sich unser verehrter Herr Hauswirt vor'm Winter noch um einen Kessel – denn wenn man nicht bleichen und draußen trocknen kann, gehts ohne Kochen nicht. Denke nur mal: da hat jetzt Herr B. einen Kessel ausfindig gemacht. Der war aber um 8 cm im Durchschnitt zu klein – für unser Kesselloch – darum haben sie ihn nicht genommen! Ob sie vielleicht denken, im Kriege jetzt, wo es von nichts was gibt, wenn Herr U. kommt, dann klappt es schon!? O weh! Einen Waschkessel kriegen, heißt nämlich Glück haben in dieser Zeit. U's können in Franken waschen, wenn's not [sic] tut – aber wir? Wenn das nun nicht bald wird, dann schlage ich Krach!

Da haben sie aber die Maurerkosten gescheut, und gleich vom Kauf dieses Kessels abgesehen. Das kann mich so ärgern. Sie denken nun, wenn sie uns das heiße Wasser geben ist uns geholfen; aber wie man sich plagen muß, daß die Wäsche sauber wird, das bedenken sie nicht. Weil sie noch 'ne Menge gute Seife haben – dann ist es ein leichtes zu waschen. Mir gefällt unsre Wäsche diesmal nicht u. der Mutsch auch nicht. Sag, kannst Du nicht Kernseife bekommen? Waschseife?

Ich habe gestern noch an K. geschrieben, ob es angeht, daß er von mir 100 Mark mitnimmt für Dich. Sieh, ich kann Dir ja nicht so viel schicken auf einmal. Und mehr als bisher mag ich nicht im Briefe beilegen. Ich habe mir gedacht, daß durch Deinen Kamerad die beste Gelegenheit geboten wäre, Dir Geld zukommen zu lassen. Ich bin neugierig, was er mir antwortet! Gleichzeitig habe ich mich für seine Liebenswürdigkeit bedankt, daß er mir das Päckchen schickte.

Mein lieber, guter [Roland]! Du!!! Ich will Dir diesen Brief heute abend noch zur Post bringen, daß Du nicht einen Tag vergebens warten mußt auf Post von mir. Bitte, sei nicht bös, daß es diesmal nicht mehr ist – ich bin aber sooo sehr müde! Ich muß gleich in's Bett. Du!! Ich glaube, auch wenn mein Herzlieb heute bei mir wäre, ich hätte keine Kraft es lieb zu haben! Bin sooo müde! Aber bis in 31 Tagen! Du!!! Da bin ich längst wieder ausgeschlafen! Oja!! Wenn Du zu mir kommst! Geliebter!! Du kommst zu mir!! So Gott will, bald!! Das ist mein Gedanke bei Tag und bei Nacht!!! Ich freue mich sooooooo sehr!

Oh mein Geliebter! Ich sehne mich nach Dir!!! Der Herrgott behüte Dich mir! Er lasse Dich froh und gesund heimkehren zu mir! Du!!!!!

Heute ist Dein Bote ausgeblieben – er wird morgen kommen. Gut Nacht! Mein Herzensschatz! Ich liebe Dich! Träume süß, Du!!! von Deiner treuen [Hilde]. Du!!!

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Autor Hilde Nordhoff
Korrespondenz Oberfrohna
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Über den Autor

Hilde Nordhoff

Foto von Hilde Nordhoff. Nahaufnahme, Person im Sommerkleid, im Hintergrund Bäume.
Ba-OBF K01.Ff2_.A12. Hilde Nordhoff, 1940, Oberfrohna, Fotograf unbekannt, Ausschnitt aus Fotoalbum.

Hilde Nordhoff wurde 1920 als Hilde Laube in eine Arbeiterfamilie in Oberfrohna, eine Kleinstadt in Sachsen, hineingeboren. Sie arbeitete ein Jahr lang als Hausangestellte, dann in einem Trikotagenwerk.

Sie kannte Roland Nordhoff aus der Kantorei in Oberfrohna und trat sogar der evangelischen

Über die Korrespondenz

Oberfrohna

Fotografie des Brautpaars Nordhoff am Tag ihrer Hochzeit vor dem Portal der Kirche.

Das Konvolut aus Oberfrohna befindet sich gut erhalten in privaten Händen in Deutschland. Es umfasst 24 Aktenordner mit ca. 2600 Briefen, die zwischen 1 und 20 Seiten lang sind. Der Briefwechsel beginnt im Mai 1938 und dauert, mit einigen kurzen (Urlaubs bedingten) Unterbrechungen, bis Februar 1946