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[OBF-410731-002-01]
Briefkorpus

Donnerstag, am 31. Juli 1941.

Herzallerliebster Du!! Mein lieber, guter [Roland]! Geliebter!!!

Nun leben wir den letzten Tag im Juli! Du!!! Der entscheidende Monat August bricht morgen an. Da soll es sich erweisen, ob mein Lieb heimkommt oder nicht! Ach! Du!!! Gebe Gott, daß es sich zum Besten entscheide! Du!!! Ich sehne mich ganz sehr nach Dir, Herzallerliebster, Du!!! Lieber, liebster [Roland]!

Heute kamen zwei liebe, ganz liebe Boten von Dir an. Einer vom Sonnabend, 26. VII. – einer vom Sonntag 27. VII. Sei von ganzem Herzen lieb bedankt dafür, mein Schatz! Vom Freitag der steht noch aus – ich denke er trifft auch noch bei mir ein. O Du!!! Du!!!!! Du!!!!!!!!!!!!! Was sagst Du mir in Deinem Sonnabendbrief, Geliebter? Was an Deinem Hauptfeldwebel liegt, so kannst Du am 15. oder 16. August schon fahren? Du!!!!! Sag? Ist es denn möglich? Geliebter!! Geliebter!! Ach – Herzensschatz! Ich könnte es in alle Welt hinausjubeln, mein Glück! Mein übergroßes Glück! Fühlst Du es denn, Geliebter? Wie froh, wie schnell mein Herz schlägt? Ach — wie es mich drängt zu Dir — nur zu Dir! Herzallerliebster mein! Doch ich will meine übergroße Freude fein bezähmen – an wieviel tausend Fäden hängt unser Glück! Aber ich weiß, es ist ein lieber, lieber Mensch, der betet genau so innig wie ich um Gnade und Erfüllung – er denkt genau sooo lieb und sooo sehnsüchtig an das Wiedersehen in der Heimat!!! Der Herrgott schenke uns in Gnaden ein frohes Wiedersehen! Mein herzliebes Mannerli! Ach Du!!! Du!!! Du!!!!! Nun weiß ich ja vor Freude nicht mehr, was ich Dir schreiben soll. Ach, die armen, dürren Worte! Die müssen doch so ganz verblassen hinter dem, was ich empfinde! Geliebter!! Geliebter!!! Du kannst mich verstehen! Ich weiß es ganz froh! Denn Du fühlst wie ich!

Nun, da uns Erfüllung winkt, seligste, herrlichste Erfüllung alles Liebessehnens – ach, da sind Worte ein Nichts — da will ich Herz zu Herz sprechen! O Herzallerliebster! Spürst Du denn, wie übermächtig heiß mein Verlangen nach Dir ist, nun, da Dein Kommen so greifbar nahe rückt?! O Geliebter!![!] Ich darf ja heute Deine geliebten Bilder garnicht ansehen, ich kann sie dann nicht mehr zurückdämmen, die große Liebe, die große Sehnsucht nach Dir – Du!!! Oh – Du!!!

Wie ich Dich liebe, liebe, mein [Roland]! Ich glaub' – ich kann Dich nimmer loslassen, Du!!! Wenn Du endlich bei mir bist! Ich muß Dich ganz, ganz festhalten! Du!!! Damit ich es auch glaube, das große, große Glück: Du bist bei mir! Du bist bei mir! Geliebter!!

Kann es denn noch mehr Glückseligkeit geben in der Welt?:, [sic] Du bist bei mir!

Dann bin ich wunschlos glücklich! Du!!!!!!!!!! Ganz satt küssen muß ich mich, Du!!! Bis ich selig müde einschlafen werde – bei Dir – ach, bei Dir! Geliebter!!! Wie lange, lange ist es her, daß ich nicht mehr an Deiner Brust geruht habe – nicht mehr an Deiner Seite gelegen habe! Wie will ich jede Minute uns[e]res kostbaren Beisammenseins wahrnehmen, tief in mich aufnehmen. Ich freue mich unsäglich auf Dich!!!!!! !!! !!!!

Geliebter Du!!! So Gott will darfst Du nun schon in 15 oder 16 Tagen abfahren! O, wie will ich mit all meinen liebsten Gedanken bei Dir sein! Du!!! Mit all meinen guten Wünschen für Dich und Deine gute Heimkehr! Herzallerliebster! Ich werde Dich Stunde um Stunde verfolgen, die Du mir näher kommst! Du!!!!!!!!!!!!! Wie könnte ich wohl anders? Geliebter!!

Ach, wenn Dir's möglich ist, dann telegraphiere mir nur, sobald Du den ersten größeren Aufenthalt in [D]eutschland hast! Ich muß Dir entgegenkommen. Ich muß meiner Freue so ein wenig Luft machen, denn sonst zersprengt sie mir mein Herz! Du!!! Mein [Roland]! Daß wir uns soooooo liebhaben!!! Ist es nicht ein ganz großes, wundersames Glück? Wie ein kostbares Geschenk sehe ich unsre Liebe, Du!!! Wir müßten wohl bange sein um unser großes, reiches Glück, wenn wir nicht Gott es anbefehlen möchten. Er hat es uns geschickt! Wie anders könnten wir glauben? Ein Geschenk des Zufalls? Nimmermehr! Aus Gottes Hand empfingen wir es — seinem Schutze befehlen wir es. Wie könnten wir schöner es erheben – wie fester es gründen? Gott wollen wir leben – um den rechten Glauben wollen wir ringen – ringen darum, daß Gott unser Glück segne!

In seinem Segen kann uns[e]re Liebe reifen und gute Früchte bringen! Gott wird uns vergeben, daß unsere Liebe erst einmal so eng und eigensinnig und eigennützig entbrennt uns unsre Herzen entflammt, so heiß zueinander.

Wenn wir nur seine Hand nicht lassen, dann werden wir schon den rechten Weg schon finden. Mein lieber [Roland]! Ich empfinde genau so wie Du! Und ich möchte der gleichen Worte brauchen wie Du!

Liebe und Gegenliebe, des Glückes Widerschein, des Herzens Widerhall; Mitfreude und Mitgefühl – sie sind unser Glück! Du!!! Du!!! Du!!!!! Lieben! Geliebtwerden! Herzlieb! Das ist uns aufgegangen wie eine große, strahlende Sonne.

In Deiner Liebe allein kann ich sooo glücklich sein! Nur Du allein bist mir Erfüllung – Geliebter! Und ich weiß beglückt, daß Du mich ebenso liebst, daß Du nur an meiner Seite glücklich sein kannst und Dein Leben erfüllen. Das macht mich ja soooo froh und dankbar – mein [Roland]!

Nichts kann uns trennen – als einst der Tod. Und ich müßte Dir bis über den Tod hinaus die Treue halten, ich weiß es.

Geliebter! Daß ich Dir so viel bedeute, ich kann das Glück kaum fassen!! Und doppelt dankbar wollen wir unserm Herrgott sein, daß er uns gerade in dieser schweren Zeit so innig fest verwurzelt finden ließ — wie solltest Du allein Dein Los ertragen? Wie sollte ich allein mit meiner Sehnsucht im Herzen hier in der Heimat aushalten? Geliebter!! Geliebter! Unser Glück de[r] Liebe ist unschätzbar! Unermeßlich! Du!!! Wir werden es immer hoch und heilig halten!

Des brauchen wir uns mit Worten nicht mehr zu versichern. Mein geliebtes, teures Herz! Du bist heute sooo reich zu mir gekommen, ich muß Dir von ganzem Herzen danken! Du!!!!! Ich küsse Dich ganz lieb!! Nun hast Du mir den Alltag so strahlend hell gemacht und die Arbeit geht nochmal so schnell von der Hand! Sie muß auch! Weil Du nun viel eher zu mir kommst! Da muß ich mein Arbeitsprogramm nochmal ändern. Aber fertig werde ich ganz bestimmt. Du!!!

Geliebter! Nun: behüte Dich Gott! Bleibe froh und gesund!

In inniger Liebe, in unwandelbarer Treue Deine [Hilde].

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Autor Hilde Nordhoff
Korrespondenz Oberfrohna
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Über den Autor

Hilde Nordhoff

Foto von Hilde Nordhoff. Nahaufnahme, Person im Sommerkleid, im Hintergrund Bäume.
Ba-OBF K01.Ff2_.A12. Hilde Nordhoff, 1940, Oberfrohna, Fotograf unbekannt, Ausschnitt aus Fotoalbum.

Hilde Nordhoff wurde 1920 als Hilde Laube in eine Arbeiterfamilie in Oberfrohna, eine Kleinstadt in Sachsen, hineingeboren. Sie arbeitete ein Jahr lang als Hausangestellte, dann in einem Trikotagenwerk.

Sie kannte Roland Nordhoff aus der Kantorei in Oberfrohna und trat sogar der evangelischen

Über die Korrespondenz

Oberfrohna

Fotografie des Brautpaars Nordhoff am Tag ihrer Hochzeit vor dem Portal der Kirche.

Das Konvolut aus Oberfrohna befindet sich gut erhalten in privaten Händen in Deutschland. Es umfasst 24 Aktenordner mit ca. 2600 Briefen, die zwischen 1 und 20 Seiten lang sind. Der Briefwechsel beginnt im Mai 1938 und dauert, mit einigen kurzen (Urlaubs bedingten) Unterbrechungen, bis Februar 1946