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[OBF-410820-002-01]
Briefkorpus

Mittwoch, am 20. August 1941.

Mein Geliebtes Herz!! Du!!! Herzallerliebster! Herzensschatz Du!!

Ach Du mein lieber, liebster Sonnenschein! Du bis heute sooo lieb, sooooo lieb zu mir gekommen! Ach Du! Ich weiß doch nun garnicht, wo ich vor lauter Glück und Liebe und Sehnsucht anfangen soll!

Mein Herzlieb, Du!!! Am besten wäre es, Du könntest jetzt bei mir sein! Oh!! Geliebter! Dann wüßte ich, wohin mit meiner Freude! Du!!! Du!!!!! Du!!!!!!!!!! Dein Sonnabendbrief ist bei mir! Der vom Freitag fehlt noch.

Mein Herzlieb! Ach Du!! Du!!! Ganz heiß hat mir das Blut zum Herzen gedrängt, als ich all Deine Liebe und Zärtlichkeit in mich aufnahm! Ach Geliebter!! Es gibt keine Worte für das, was man empfindet, wenn soooviel reiche Liebe und Treue und Zärtlichkeit vom Geliebten auf uns übergeht! Dies ist ja alles sooo wunderbar! So namenloses Glück, soviel Wonne und Seligkeit! O Du! Du!!! Niemand außer Dir kann all mein seligstes Empfinden so aufwecken!! Niemand außer Dir, Geliebter mein!!! Du liebst mich! Oh, Du liebst mich sooo sehr! Du!!! O Herzensschätzelein! Wie ich mich freue!!! Wie es mich so heiß drängt, Dir meine ganze Liebe zu erzeigen! Mein [Roland]! Mein Geliebter!!! Auch Du!!! Du!!!!! Es wogt durch mein Herz wie ein Sturm, wenn ich an Dich denke! An Deine liebe, süße Nähe! Du!!! Ach Liebster! Wenn sie uns doch erst ganz nahe wäre, diese seligste Stunde! Ich liebe Dich !!!!! !!!!! !!!!! !!!!! Du! Mein [Roland]! Ich glaube, ich werde Dich dann nicht mehr loslassen können! Oh Du!!! Ich werde Dich ganz ganz fest halten müssen! Ich habe Dich zu sehr lieb!!! Ach Du!!! Ich habe zu große Sehnsucht nach Dir!!! Du!!! Geliebter!! So wie diesmal habe ich mich noch nie sehnen müssen nach Dir! So heiß, oh sooo heiß! Und Du sagst es mir heute zu meiner größten, liebsten Freude, Geliebter! „So wie diesmal habe ich mich noch nie nach Dir gesehnt – so noch nie heimverlangt wie nun!“ Oh mein allerliebstes, liebstes Mannerli, Du!!!

Weißt Du denn, daß Du mich mit Deinem Bekenntnis dem Weg zu aller Herzensseligkeit nur noch näher führst? Daß Du in mir immer mehr heiße, drängende Liebe weckst? – oh, sooooo große Sehnsucht!!! Du!!! Ach mein lieber, allerliebster Herzensschatz! Wenn ich an Dich denke – an unser Wiedersehen – an unser Nahesein – an die seligste Stunde, Du! Beim Mondenschein, allein mit Dir.… ach Geliebter! Ich glaube es wird etwas ganz Großes, Wunderbares geschehen! Ich kann den Gedanken garnicht mehr von mir weisen! Du!!! Du!!!!! So wie diesmal hat mich Dein Kommen, Dein Heimkehren noch nie aufgewühlt innerlich – es ist, als bereite sich alles in mir ganz bes[on]ders vor – auf Dich! Auf unser Glück!!! Und so Gott will, auf unser gemeinsames großes Glück! Du!!!!!

Mein [Roland]! So köstlich, so unnennbar beseligend ist das Gefühl in mir, wenn ich an Dich denke! Daß Du nun so bald wirklich und wahrhaftig bei mir sein wirst! Unsre Liebe soll wieder ganz herrlich aufblühen! Du Sonnenschein unsres Naheseins! Oh Du!!! Sie ist ja sooo groß, sie drängt sooo mächtig zueinander – es kann ja nicht anders sein, als daß sie eine neue Knospe treibt, geboren aus dem großen unschätzbaren Reichtum zweier Liebender, aus der Wärme zweier Herzen die zueinander drängen voll Verlangen! Ich muß Dich ganz festhalten – ach, ich muß Dich ganz festhalten! Du!!!

Ich weiß es ja schon heute – ich spüre es schon jetzt, Du – wenn ich nur an Dich denke! Mein Sonnenschein!!! Ich will die ganze Kostbarkeit Deiner Nähe, Deiner Liebe, die sich mir neigt, in mich aufnehmen, oh – tief, tief und lange, alles alles Glück will ich mit Dir bis ins Letzte festhalten, und austrinken will ich den letzten Becher unsrer Liebe mit Dir – bis auf den Grund, Du!!! Die Tage und Nächte werden ja nicht ausreichen, um uns es all unsrer großen Liebe zu versichern! Daß wir uns es zeigen, wie lieb und wert wir einander sind! Wie lieb, unsäglich lieb wir einander haben!

In Blick in Wort und Tat wollen wir es uns erweisen, wenn wir beisammen sind! Jede Minute unseres kostbaren Beisammenseins wollen wir unserm Glücke weihen! Oh Du! Ich brauche ja nichts als Dich! Nichts als Dich! Und wenn Du neben mir liegst abends im Bettlein, dann will ich Deine liebe Hand halten – oh Du!!!!! Ich lasse Dich nicht!!! Bei Tag und bei Nacht! Bis an den Rand sollen sich unsre Herzen füllen mit reichem Glück seligsten Einsseins, daß all die lange Wartezeit, die zwischen jedem Wiedersehen liegt übersonnt ist von unserer Seligkeit! Daß die Melodie unsrer Liebe ganz fein und leise dann durch den schwersten Alltag klingt, uns zum Trost, zur Hoffnung und zur Freude! Oh Geliebter! Gott im Himmel sei uns gnädig! Er schenke uns gnädig ein frohes gesundes Wiedersehen! Du!!! Ich bete mit Dir! Geliebter!! Er rückt näher und näher, der Tag Deiner Abreise! Heute haben wir schon den 20. August! In 8 Tagen! Oh Herzallerliebster!

Mir ist, als müßte ich aus der Haut fahren vor Jubeln und Jauchzen! Geliebter mein!!!

Oh Herzensschatz! Der Herrgott hat uns doch sehr lieb! Sonst wären wir nicht soo überglücklich zusammen in unsrer Liebe! Wo ist noch ein Paar, das mit allen Herzensfasern aneinander hängt? Daß alles alles erträgt, um die Liebe rein und lauter zu erhalten bis auf den Grund dieses Bronnens? Wo auf [E]rden gibt es noch so viel Treue und Wertschätzung? Wer muß sich noch sooo unsagbar freuen und sehnen, außer uns? Du! Unsere eigensinnige und altmodische Liebe, sie steht wohl allein da! Ach, soll sie es getrost! Umso lieber und werter wird sie uns nur!!! Du!!! Ach – war andre tun, es kann uns ja gleich sein – wenn wir nur wunschlos glücklich sind, ja? Du!!! Und wir sind es, Geliebter!!! Oh Geliebter!!! Unsre Liebe, sie ist der Herzschlag unsres Lebens, sie ist das Herzblut selber! Du!!! Du!!! Oh Du!!!!!! !!!!! ![!!] Gott sei uns gnädig, wir können nicht anders glauben, als daß er sie uns schenkte, diese große, wundersame Liebe. Du!! Schätzelein! Eben ist Dein lieber Freitagbote noch angekommen am Nachmittag! Ich freue mich ja soo! Herzlieb mein!! Du freust Dich doch wie ich so sehr drauf, daß Du nun endlich heimkommen darfst! Ach Du!!! Geliebter! Geliebter! Es kann noch nicht für immer sein. Wir wollen trotzdem uns recht froh und dankbar dieses Geschehens freuen. Wir glauben fest daran, daß Gott uns auch das viel größere Geschenk des Wiedersehens für immer bereithält. Wir werden nicht nachlassen, ihn darum zu bitten. Und mit Deinen Worten will ich dem Wollen in mir Ausdruck geben: Wir wollen die Tage nehmen als Frucht unsres treuen Ausharrens, wollen nicht zagend und zweifelnd sie verstreichen lassen, sondern froh und zuversichtlich sie miteinander verleben.

Ach Herzlieb! Das brauchen wir uns ja garnicht vorzunehmen! Uns[e]re Nähe, die heißersehnte, und das Glück unsres Einsseins verbreiten soviel Sonne und wehren allen Schatten und trüben Gedanken! Du!! Nun gebe der Herrgott im Himmel, daß Deine Reise einen glücklichen Verlauf nehme! O Du!!

Von dem Tage ab, von der Stunde an, da Du den Zug besteigst, der Dich heimatwärts bringen soll, will ich mit all meinen liebsten, heimlichsten und sehnsüchtigsten Gedanken um Dich sein! Soo fest! Du mußt, Du sollst es spüren! Geliebter! Sollst Dich nicht einsam fühlen! So wie Du mir näherrückst, immer näher, so eile ich Dir in meinen Gedanken entgegen! Du! Herzensschätzelein!

Ich muß schon heute all das mit Dir bereden, weil ich Bange habe, daß gerade, bevor Du heimfährst, die Post wieder mal Verzögerungen hat. Du sollst alles wissen, was mich noch bewegt vor Deiner Abreise! Du! Ach, alles kann ich Dir ja in diesem Briefe unmöglich sagen, es wird mich täglich Neues bewegen! Aber, ich kann Dir vielleicht morgen nur ein kurzes Briefchen senden, weil ich nach Chemnitz fahre zu[m] Arzt. Und am Freitag, da kann ich Dir überhaupt das letzte Mal schreiben, sonst erhältst Du ja meine Briefe nicht mehr.

Ach, die letzte Woche wird nochmal ganz ausgefüllt sein mit Arbeit. Dann bereite ich doch schon alles vor zum Empfang! Die Stuben, die Bettlein, etwas für unsre Mägen! Und ich mich selbst! Ach, ich bin doch sooo aufgeregt! Du ahnst es ja nicht! Du!!!

Bringst das ganze bissel [Hilde] durcheinander mit Deinem Erscheinen! Du!! Das mußt Du mir hoch und heilig versprechen: daß Du mich wieder fein zusammenrichtest!!! Hörst Du?!

Ach Du! Vom Zusammenrichten rede ich!

Und Du schreibst mir, wie Du mich vollständig ausrüstest! Du!! Du!! Du bist viel zu gut [m]it Deinem Weibchen! Verdient sie denn das alles? !!! Einen Wintermantelstoff hast Du für mich? !!!!! Duu! Da muß ich Dir 100000 Kussel extra schenken! Bestehe aber um gotteswillen [sic] nicht vor den Eltern drauf!!! Ach Herzlieb! Ich bin ja noch ganz sprachlos! Ganz sprachlos! Du Guter!!!!! Und die Mutsch freut sich wie nicht gescheit!

Ach, sie ist ja so gut!!! Sie gäbe uns beiden das Letzte – wenn wir nur glücklich sind, wenn wir nur eine große Freude haben. Und auf ihr Kleid wo[ll]te sie sogar verzichten, weil Du mir Mantelstoff besorgt hast! Das soll die Gute ja nicht! Das holst Du doch nach, gelt? Ich hab's ihr schon gesagt!

Du! Einen Gruß extra soll ich Dir heute bestellen und Du wärst ein ganz tüchtiger Sohnemann! Ihre Hochachtung, weil Du soo auf Deine Frau hältst! Daß er mir gefallen wird, besteht kein Zweifel! Und daß er blau ist, Du!! Das ist großartig! Wie schon abgemacht: 100000 Kussel extra!! Ach – Du machst mich noch vor der Zeit närrisch vor Freude mit Deinen Andeutungen und Ankündigungen. Und ein Päckchen ist gekommen! Du Tausendsassa! Herrlich! Einfach Hherrlich!! Rosinen, Mandeln! Sei von uns allen tausendmal lieb bedankt! Du! Wenn da in Zukunft bis Weihnachten alle Monate eines kommt! Na, wenn wir nachher keinen Stollen backen können!!! Deine Mutter wird sich ja auch schön gefreut haben! Du!!!

Und nun habe ich immer noch eine große, große Freude und Überraschung erlebt! Du herziger, schlauer, böser Schlingel Du! Fragst mich nach unseren Kontonummern und ich ahnungsloses Schäfel sage sie dir auch!

Und nun erfüllt mir dieser Lausbub einen ganz heimlichen Wunsch! Ach Du! Ich könnte Dich doch einmal ganz lieb, ganz lieb küssen und richtig tüchtig durcheinanderwurschteln! Du! Um meiner übermütigen Freude Luft zu machen! Du! Du!!! Du bist zu lieb! Zu gut!!!

Nun habe ich's geschafft! Und wenn ich nicht so ein goldiges zum Fressen liebes Mannerli hätte, da säße ich noch immer auf der 800! Ach Du!!! Nun bin ich ganz stolz! Nun kann ich Dir doch auch eine Freude machen, wenn Du kommst – ich habe ja sonst nichts. Ich kann nur unser „Vermögen“ hüten! Anwenden kann ich es hier nirgends. Du!! Ich bin wirklich froh, daß ich nun den letzten Schwung vollbracht hab' mit Deiner gütigen Hilfe, der mir aus eigner Kraft niemals gelingen wollte!

Hab doch ein starkes Mannerli!

Oh – beinahe fürchte ich mich vor ihm! Ja!!! Soll ich Dir die Zahl sagen, die neue? Du?!!! Sag, ist sie nicht wie für uns geschaffen?: 1 113,31 RM Du!! Ich bin heute so ganz froh und befreit von allem Druck – ach, weil ich mich nicht mehr vom Arbeitsamt bedroht fühle – und weil Du soo viellieb zu mir kommst! Ach, wenn Du zu mir kommst ist alles gut. Geliebter! Ich muß Dich ganz, ganz sehr liebhaben! Ach, komme bald zu mir! Ich mag es Dir doch nun gar nimmer bloß immer schreiben, wie so lieb ich Dich habe! Ich schreib' mir noch die Seele aus dem Leibe! Nun musst Du kommen, kommen! Daß ich Dir zeige, daß ich Dir sage, wie sehr ich Dich liebe – oh wie so herzinniglich!

Du! Wenn Du in Wien irgend Zeit findest, dann wirst Du mir telegraphieren. Und wenn Du in Chemnitz bist, dann rufst Du mich an! Fein!!

Du!! 3188 nicht die Nummer vergessen!

Du? Wenn ich nun nach Chemnitz käme? Ich weiß aber nicht wieviel Dein Urlaubszug später in Wien abfährt! Und ob Du über Hof kommen kannst – ach – ich muß so warten und so auch – ich will Dich in Oberfrohna abholen, Du!! Du weißt doch noch, daß ab Chemnitz stündlich Omnibusse herausfahren?! Nur sage mir's durch’s Telephon, daß ich nicht am Bahnhof stehe und warte!!

Geliebter!! Geliebter!! Wie ich mich freue! Braucht es noch mehr Worte? Oh Du!!!!! Geliebter!!! Der Herrgott schütze und behüte Dich mir! Du!!! Kehre mir gesund heim! Du mein Leben! All mein Reichtum, mein Glück!

Wie will ich dich festhalten mit beiden Händen, Du! Wenn Du bei mir bist! Wie will ich Dich lieb umschlingen, und küssen – oh ganz lieb und innig küssen!

Geliebter! Komme in meine Arme! Deine Holde.

Du!!!!!

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Autor Hilde Nordhoff
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Über den Autor

Hilde Nordhoff

Foto von Hilde Nordhoff. Nahaufnahme, Person im Sommerkleid, im Hintergrund Bäume.
Ba-OBF K01.Ff2_.A12. Hilde Nordhoff, 1940, Oberfrohna, Fotograf unbekannt, Ausschnitt aus Fotoalbum.

Hilde Nordhoff wurde 1920 als Hilde Laube in eine Arbeiterfamilie in Oberfrohna, eine Kleinstadt in Sachsen, hineingeboren. Sie arbeitete ein Jahr lang als Hausangestellte, dann in einem Trikotagenwerk.

Sie kannte Roland Nordhoff aus der Kantorei in Oberfrohna und trat sogar der evangelischen

Über die Korrespondenz

Oberfrohna

Fotografie des Brautpaars Nordhoff am Tag ihrer Hochzeit vor dem Portal der Kirche.

Das Konvolut aus Oberfrohna befindet sich gut erhalten in privaten Händen in Deutschland. Es umfasst 24 Aktenordner mit ca. 2600 Briefen, die zwischen 1 und 20 Seiten lang sind. Der Briefwechsel beginnt im Mai 1938 und dauert, mit einigen kurzen (Urlaubs bedingten) Unterbrechungen, bis Februar 1946