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[OBF-411003-002-01]
Briefkorpus

Freitag, am 3. Oktober 1941.

Herzensschätzelein! Geliebter!! Du mein lieber, guter [Roland]!!

Ach Du! Heute wärest Du doch beinahe zu kurz weggekommen! Du!! Denke nur, ich bin schon heute früh ½ 1000 [Uhr] gefahren, ich kam so am besten zurecht, weil ich gleich [ein] paar Einkäufe mit erledigen wollte. Denn von 12 – 15 [Uhr] sind die Geschäfte geschlossen, und ich wußte ja auch, daß die Glauchauer Verwandten beizeiten wieder zurück fahren mußten, wegen der Kinder. Und mit ihnen zu reden, war ja der eigentliche Beweggrund meiner Reise. Ehe ich fuhr bereitete ich den Eltern noch das Mittagessen vor, brachte meine Zimmer und den Flur in Ordnung. Da hatte ich von morgens 6 bis 9 [Uhr] ganz schön zu tun! Und als ich im Begriffe war, mich umzuziehen, klingelt der Postbote!! Dein Brief, Du!! Dein lieber, lieber Brief!! Oh welche Freude! Geliebter! [I]ch danke Dir! Ich nahm ihn mit mir! Und morgen will ich näher darauf eingehen, Du! Denke mir, wieder nur 2 Tage ist er gegangen. Am 1.10. gestempelt, am 3. ist er da! Ich freue mich soo! Du!!

Ich muß mich heute abend bissel kurz fassen, Herzlieb: Es ist schon gleich 10 Uhr – wir haben eben noch gebadet, die Eltern schlafen schon und ich sitze im Nachthemdlein, weil ich mich so spät nicht erst nochmal umziehen will!, hier in der Küche und denke Dein! Ohne ein paar Zeilen könnte ich nicht schlafen, Du! Es ist mir nun gerade wie vor paar Tagen, als Du noch bei mir warst und wir zwei abends noch ein Weilchen beisammen saßen – im Nachthemdlein! – Du!! Nur, daß Du mich heute ganz stumm, nur im Bilde anschaust! Vielleicht schläfst Du schon, mein Herzelein! Und ich störe Dich mit meinem Gedenken?! Ich muß Dich sooo liebhaben!!! Nun willst Du doch etwas hören von meiner Reise! Ja?

Also: es war alles sozusagen blinder Alarm; denn die ganze Angelegenheit der Familie O. steigt erst nach dem Kriege! Und wann das ist? ..... Onkel hatte aber wegen der Untersuchung, die zur Regelung dieser Sache sein muß, 3 Tage Sonderurlaub bekommen und so nur kam alles so plötzlich. Die im Osten siedeln wollen, müssen sich alle schon jetzt entscheiden. Sie kommen entweder nach Posen, Wartheland oder irgendwohin. Er hat sich dafür entschlossen, weil nach dem Kriege seine jetzige Fleischerei nicht wieder aufgemacht wer[de]n darf. Er bekäme so oder so etwas Neues zugewiesen. Seine Frau ist einverstanden. Na, und das ist ja die Hauptsache. Aber, daß er jetzt schon ziehen kann und aus dem Kriegsdienst ausscheidet, ist unmöglich.

O.s sind gegen 6 [Uhr] abends wieder weg. Ich in gleich mit und Tante M. begleitete uns bis in die Stadt mit den Jungen. Onkel arbeitete noch. Weil ich den ½ 700 [Uhr] Zug versäumte, konnte ich erst [um] ½ 800 [Uhr] fahren und so kam es, daß ich erst im Dunkeln hier ankam. Es ist nun mit allem sehr spät geworden. Und ich bin müde, Du! Seit langem mal müde ist Deine [Hilde], hörst Du? Herzel[ei]n?! Eine große, feine Überraschung wartete mein, Du! Ein großes, schweres Paket war angekommen! Vom Kameraden H.! Eine Kiste, Karton Äpfel, ach welche Freude!! Und die mußt Du unbedingt mit mir teilen, Herzlieb! Morgen gehen ein paar der schönsten Äpfel davon ab, zu Dir! Ja!! Sonst schmecken sie mir auch nicht, wenn Du nicht mit gekostet hast! Du! Ich sage morgen noch mehr hierzu! Jetzt muß ich schließen, mich friert! Ich will noch ein wenig ganz lieb Dein denken Du, Herzensschatz!! Und dann schlafen – träumen von Dir. Zweimal habe ich schon! So süß, Geliebter, daß ich es Dir nicht schreiben kann! Ich liebe Dich! Gott behüte Dich! Du!!! Mein Ein, mein Alles! Du!!!!!!!!!! !!!

Ich küsse Dich! Ich liebe Dich! Gut Nacht! Herzlieb!

Deine [Hilde].

Ganz Dein!!!

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Autor Hilde Nordhoff
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Hilde Nordhoff

Foto von Hilde Nordhoff. Nahaufnahme, Person im Sommerkleid, im Hintergrund Bäume.
Ba-OBF K01.Ff2_.A12. Hilde Nordhoff, 1940, Oberfrohna, Fotograf unbekannt, Ausschnitt aus Fotoalbum.

Hilde Nordhoff wurde 1920 als Hilde Laube in eine Arbeiterfamilie in Oberfrohna, eine Kleinstadt in Sachsen, hineingeboren. Sie arbeitete ein Jahr lang als Hausangestellte, dann in einem Trikotagenwerk.

Sie kannte Roland Nordhoff aus der Kantorei in Oberfrohna und trat sogar der evangelischen

Über die Korrespondenz

Oberfrohna

Fotografie des Brautpaars Nordhoff am Tag ihrer Hochzeit vor dem Portal der Kirche.

Das Konvolut aus Oberfrohna befindet sich gut erhalten in privaten Händen in Deutschland. Es umfasst 24 Aktenordner mit ca. 2600 Briefen, die zwischen 1 und 20 Seiten lang sind. Der Briefwechsel beginnt im Mai 1938 und dauert, mit einigen kurzen (Urlaubs bedingten) Unterbrechungen, bis Februar 1946