18.
Dienstag, am 24.II.1942.
Herzensschätzelein! Mein geliebter, guter [Roland]!
Eben wurde im Rundfunk eine Sondermeldung angekündigt über neue deutsche U-Boot-Erfolge. Ich bin gespannt, wieviel B.R.T. wieder auf den Meeresgrund geschickt wurden!
8 Schiffe! Darunter 5 Tanker! Insgesamt 63000 B.R.T. Schlag auf Schlag geht es im Atlantik vorwärts. Wenn diese Summen, der amerikanischen Flotte angemessen, auch gering sind, so sind sie doch beachtenswert. Unsere U-Boote fahren von Erfolg zu Erfolg, seit sie im Atlantik operieren. Gebe Gott, daß sie weiterhin so vom Glück begünstigt sind!
Es ist überhaupt wieder viel geschehen, seit Du von uns fort bist. Zuerst kam die Kunde, daß Singapore gefallen sei. Dann erfuhren wir vom tragischen Tode des Dr. Fritz Todt. Hernach leistete sich unsre Marine ein neues Heldenstück, indem 3 schwere Kreuzer den Kanal passierten und die Engländer überraschten. Waren es nicht die 3? „Scharnhorst“, „Gneisenau“[,] „Prinz Eugen“. Ach und nebenher läuft noch so manches Neue, Bemerkenswerte in der großen Politik. Die Zeit steht nicht stille!
Sie darf und soll auch nicht!
Herzelein! Ich habe noch immer keine Nachricht von Dir, Du!! Heute vor 8 Tagen schätze ich, daß Du in S. [sic] angekommen bist. Ob es stimmt, weiß ich noch nicht. Und wen[n] Du mir gleich [ein] paar Worte geschrieben hast, zum Zeichen Deiner guten Ankunft, dann müßte ich dasselbe bald in Händen halten. Ich will ganz geduldig sein und warten, Herzlieb! Deine Schuld ist es ja nicht. Ich möchte nur wissen, ob Du nun eigentlich noch in S. [sic] bist, oder ob man Dich schon mit nach Varna abtransportiert hat. Ach ja! Das Bild über Deine künftige Verwendung ist noch ganz dunkel. Und es liegt mir doch gerade so sehr am Herzen, Du!
Herzlieb! Wirst ebenso ungeduldig sein wie ich. Und wir müssen doch fein abwarten, bis es soweit ist.
Was haben denn Deine Kameraden für einen Bescheid bekommen unterdessen?
Wohl auch noch keinen, gelt?
Seht nur zu, daß ihr beisammen bleibt, wenn es irgend angeht!
Herzlieb! Ich suche mir nun auch immer meine Beschäftigung, damit ich besser über die Wartezeit hinwegkomme. Vormittags ist ja genug zu tun in der Wirtschaft. Und ich schlafe auch nicht mehr so lange wie einst, da ich so lieben Besuch hatte! ½ 8 [Uhr] stehe ich auf. Da werde ich schön fertig. Und nachmittags nehme ich nach dem Schreiben gleich meine Häkelarbeit vor. Gestern habe ich bis abends um 10 [Uhr] gesessen, die Mutsch mit; nebenbei lief das schöne Montagsprogramm im Radio. Ach Du! Wenn ich so still bei einer Arbeit sitze, denke ich doch immerzu an Dich. Ein Wunschträumen ist es, in unsre Zukunft hinein, Herzensschätzelein Du! Ach! Du kennst sie doch auch schon alle, die Bilder meiner Sehnsucht, unsrer Sehnsucht! Sie zeigen uns beide immer und überall beieinander! Du! Oh Du!!!!! Ganz still und froh, so glückselig bin ich dann, Geliebter! Ein so köstliches reiches Glück zu hüten, in mir zu bergen. Oh Herzelein! Ich trage Dich zutiefst in meinem Herzen! Du erfüllst mich so ganz! Ich mag nur Dich allein im Herzen tragen, weil ich Dich so ganz unendlich liebhabe, Du mein Herzensmannerli! Mein!!! Mein!!! Bist Du glücklich in meiner Liebe, Du? Ebenso sehr glücklich wie ich es bin? Ach Du! Du! Wie kann ich denn fragen! Geliebter! Ich habe zwei ganz liebe Boten [i]n meinem Besitze, die vom 22. u. 23. Dezember. Die geben mir auf mein Fragen Antwort, oh Du! So klare, frohe, jubelnde Antwort! Du liebst mich! Du liebst mich! Ich bin Deine Herzenskönigin! Oh Du! Du!!!!!. Geliebter! Du bist mein Märchenprinz, der mich erlöst hat, und der zum Danke mein Herz erhält! Mein Herz, so ganz, – daß er drinnen wohne, er allein! Oh Du mein herzallerliebster [Roland]!
Ich habe Dich so von ganzem Herzen l[ie]b.
Sooooooooooooo lieb! Du!!!!!!!!!! Ich bin und bleibe Diene [Hilde], bis in alle Ewigkeit!
Du!!!
Dein!!!
Herzelein! Behalte auch Du mich lieb. Der Herrgott schütze und behüte Dich! Er erhalte Dich gesund und führe Dich bald, bald heim für immer!
Zu Deiner treuen [Hilde].
Hilde Nordhoff
Hilde Nordhoff wurde 1920 als Hilde Laube in eine Arbeiterfamilie in Oberfrohna, eine Kleinstadt in Sachsen, hineingeboren. Sie arbeitete ein Jahr lang als Hausangestellte, dann in einem Trikotagenwerk.
Sie kannte Roland Nordhoff aus der Kantorei in Oberfrohna und trat sogar der evangelischen
Oberfrohna
Das Konvolut aus Oberfrohna befindet sich gut erhalten in privaten Händen in Deutschland. Es umfasst 24 Aktenordner mit ca. 2600 Briefen, die zwischen 1 und 20 Seiten lang sind. Der Briefwechsel beginnt im Mai 1938 und dauert, mit einigen kurzen (Urlaubs bedingten) Unterbrechungen, bis Februar 1946
Marisa Mindt
Zum Inhalt: Radiomeldungen zu U-Boot Krieg im Atlantik; Tod v. Dr. Fritz Todt; Kriegserfolg im Kanal; warten auf Boten; stille Arbeiten lassen an Roland denken