Donnerstag, am 26.II.1942.
Herzallerliebster! Herzenschätzelein! Du!!!
Endlich! Endlich! O welche Freude! Heute bekam ich zwei liebe, liebe Boten von Dir. Ach wie bin ich doch nun froh!!! Herzelein! Du bist nun wieder bei mir! Hast wieder den Weg gefunden über alle Ferne! Ach Du!! Ich bin so glücklich! Ganz lieb umfangen möchte ich Dich doch jetzt, vor Glück und Freude, Du! Dich fest, ganz fest an mich drücken, aus Liebe, Liebe und Dankbarkeit! Oh Du! Dem Herrgott sei Lob und Dank für seine Güte! Er hat Dich mir behütet, Du!
Ach Herzlieb! Erst heute Nacht träumte mir einen gar seltsamen Traum [sic]. Du und ich befanden uns in einer fremden Stadt. Mit der Eisenbahn hatten wir's zu tun. Wir wollten reisen, weiterreisen – wohin, weiß ich nicht. Ich wußte nur, daß wir uns beim nächsten größeren Bahnhofe trennen mußten. Wir hatten einen schönen Platz im Abteil – gegenüber, am Fenster. Weil noch Zeit war bis zur Abfahrt, ergingen wir uns ein wenig auf dem Bahnsteige. Plötzlich verkündigte der Lautsprecher eine Verlängerung des Urlaubes für Matrosen um 3 Tage! Feldpostnummern wurden auch aufgerufen, doch die entgingen uns im Lärm des plötzlich rangierenden Zuges. Aufgeregt redeten wir einander an! Du hattest Drasch, daß unser Zug abfährt, zogst mich mit fort in der Richtung, wo er rangieren mußte. Und ich wollte Dich überreden, doch gleich nochmal mit heim zu mir zu fahren, nach dem Gehörten! Und Du wolltest nicht, weil Du Deine Feldpostnummer nicht gehört hattest. Ach, ich habe mich so ereifert und bemüht! Endlich sahen wir unsern Zug wieder, während der Fahrt sprangen wir auf und fanden auch unsern Platz wieder. Es hatten sich [ein] paar junge Leutchen breit gemacht, die aber abrückten, als Du kamst. Du trugst eine ganz andere Uniform, eine höheren Ranges! Und als wir an den Bahnhof kamen, wo wir uns trennen mußten, da wolltest Du aussteigen und ich klammerte mich an Dich und beschwor Dich, mit mir zu kommen – ich ließ Dich nicht! Und der Zug fuhr wieder an und es versagten meine Kräfte, Dich zu halten – ich sah Dich nur noch aus der offenen Tür ins Freie stürzen. Vor Aufregung bin ich aufgewacht! Ach Du! Du Böser! Ich war ganz feucht vor Angstschweiß.
Wirst Du mir in Wahrheit soviel Kummer machen? Herzelein! Ich war so froh, daß es nur ein Traum war!
Ich hatte nämlich im Geheimen immer Sorge gehabt, dieser Tage, wo ich ohne Post blieb, daß Dir etwas zugestoßen sein könnte. Gottseidank bist Du Liebes gesund und munter wieder angekommen! Du!!! !!!!! !!!!!
Herzlieb! Da ist zunächst Dein Bote vom Mittwoch, dem 17.II., dem Tag Deiner Ankunft. Ich bin Dir ja so von Herzen dankbar, daß Du meiner gleich am selben Tage noch dachtest, trotz Deiner großen Müdigkeit! Du herzliebes Mannerli! Und nun erfahre ich doch alles Wissenswerte von Deiner Hand! Nun bin ich erst wieder richtig ruhig und zufrieden. Du!
Schau! Da habt Ihr Rückkehrer nochmal einen ganz ordentlichen Winter erlebt durch Jugoslawien hindurch: Man konnte sich's denken, die Schneefälle ergingen dich doch heuer über alle Breiten! Sogar in Paris seien abnorme Schneefälle zu verzeichnen gewesen. Die alte leidige Bahnfahrt immer! Die kann einem die ganze Stimmung verderben, gelt? Na, Du bist's schon gewöhnt nun.
,Zuhause´ begrüßten Dich die Hosenträger mit Musik und [ein] uralter Stollen? !! Na! Wenn das nichts wäre!!
Auch meine Briefe wirst Du am Abend noch erhalten haben. Ich glaub schon, daß Dein erstes Bedürfnis war: Reinlichke[i]t, die lang entbehrte! Ach Du armer Wandergesell ! Bist ein richtiger Junggeselle wieder geworden durch Soldatens [sic]! Nun bekommst Du wenigstens auch wieder etwas Ordentliches in den Bauch! Das bissel „Urlaubsfett“ wirst Du in der Woche in Wien und den Reisetagen als Vagabündnis [sic] wieder zugesetzt haben! Na, laß nur erst Frieden sein! Aber dann….[?] In Belgrad hast Du schon wieder eingekauft? Du Schlemmer! Ich bin wahrlich ein bissel neugierig, Du!
Die Kameraden fandest Du wohlauf. Das freut mich. Und nun fehlen mir die übrigen Briefe zwischen Mittwoch u. Sonntag. Der zweite Brief ist vom Sonntag, Herzlieb, da erfahre ich, daß Kamerad H. im freudigen Vorgefühl auf Urlaub schwebt! Da wird sich seine Mutti schön freuen! Ich bin neugierig, was Du mir alles noch zu sagen hast in den fehlenden Boten; denn auf etwas bin ich doch soo gespannt. Was nun aus Dir werden wird! Ob Du schon irgend etwas erfahren hast! Und ob der Spieß Dir etwas diesbezügliches sagte schon. Überhaupt, wie Dir die Arbeit wieder schmeckt, davon werde ich schon noch hören.
Ach Du! Heute bin ich doch erst mal von ganzem Herzen froh, daß ich überhaupt ein Zeichen von Dir in Händen halte! Du glaubst ja garnicht [sic], wie froh ich bin! Du herzliebes Mannerli, Du!
Du hast mir doch mein Herz gestohlen, hast es mit Dir genommen, Du! Und nun kann ich nicht mehr sein ohne Sehnsucht und Verlangen nach Dir, Du!! Und hast mir doch zum Pfand das Deine gegeben, daß ich seinen Schlag fühle und mich stündlich – ach immerfort an mein Allerliebstes auf Erden erinnert werde! Du!!! Oh Du!!!!! Ich muß Dich lieben! Lieben ohne Ende!
Mein [Roland]! Mein Herzensschätzelein! Du!!! All mein Glück! Mein Reichtum! Meine Sonne! Du bist mein Ein[,] mein Alles auf der Welt! Dich liebe ich! Ach nur Dich allein, Du mein geliebtes Herz! Du weißt es! Du fühlst es, Du! Und so wie Du Dich ganz, ganz glücklich fühlst in meiner Liebe, Du!! So kann ich Dir voll Jubel und Freude sagen: auch ich bin das glücklichste Weib in Deiner guten, treuen Liebe, Du! Ach Geliebter! Was Du mir bist, was mir Deine Liebe bedeutet, das können Worte nimmermehr ausdrücken!
Nur die Tat! Aus einem übervollen Herzen voll Glück und Liebe heraus halte ich Dir die Treue, bis an mein Ende – Du! Weil Du mir der Einzige, der Allerliebste bist!
Dich muß ich lieben und immer nur lieben! Ach Du!! Du!!! Herzallerliebster! Segne der Herrgott droben unser inniges Glück! Führe er uns recht bald für immer zusammen, zur gemeinsamen Lebensfahrt! Möchte er mir Dich behüten! Du, all mein Glück! Meine Sonne!
Es küßt Dich herzinnig
Deiner glückliche [Hilde], Du!!!
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Hilde Nordhoff
Hilde Nordhoff wurde 1920 als Hilde Laube in eine Arbeiterfamilie in Oberfrohna, eine Kleinstadt in Sachsen, hineingeboren. Sie arbeitete ein Jahr lang als Hausangestellte, dann in einem Trikotagenwerk.
Sie kannte Roland Nordhoff aus der Kantorei in Oberfrohna und trat sogar der evangelischen
Oberfrohna
Das Konvolut aus Oberfrohna befindet sich gut erhalten in privaten Händen in Deutschland. Es umfasst 24 Aktenordner mit ca. 2600 Briefen, die zwischen 1 und 20 Seiten lang sind. Der Briefwechsel beginnt im Mai 1938 und dauert, mit einigen kurzen (Urlaubs bedingten) Unterbrechungen, bis Februar 1946